Trümmerräumung

Stadtentwicklung in den 50er und frühen 60er Jahren

Schäden und Trümmerräumung im Straßennetz

Auch im Straßennetz der Stadt hatten der Krieg und besonders die letzten Bombenangriffe im März 1945 Schäden allergrößten Ausmaßes verursacht. Nach Eintritt der Waffenruhe im Mai 1945 ergab sich folgender Zustand: Im inneren Stadtgebiet waren fast alle Haupt- und Verkehrsstraßen unbenutzbar. Riesige Schuttmassen und Bombentrichter, niedergebrochene Oberleitungen der Straßenbahn und zahlreiche Fahrzeugwracks versperrten die Fahrbahnen. Infolge der Zerstörung der Flußbrücken war der Verkehr zwischen den einzelnen Stadtteilen zum Teil nur auf großen Umwegen möglich.

240 km Straßen im Stadtinnern waren unpassierbar, 2100 Bombentrichter hatten die Straßen aufgerissen und 1 500 000 cbm Schuttmassen lagen allein auf den Straßen.

175 000 qm Fahrbahnpflaster, 52 000 qm Asphaltfahrbahnen und 250 000 qm Teerstraßen und Chaussierungen waren zerstört. Dazu kamen die zerstörten Fuß- und Radwege mit schätzungsweise 30 bis 40 v.H. ihrer gesamten Länge.

Bei der Beseitigung der Hindernisse und Schuttmassen und der Wiederinstandsetzung der Straßenoberflächen stand man vor unvorstellbaren Schwierigkeiten: Arbeitskräfte und Fahrzeuge fehlten, ebenso Straßenbaustoffe wie Zement, Teersplit, Bitumen und Pflastersteine; etwa 1400 Schäden an den Abwasserkanälen, 600 am Gasrohrnetz und 650 an den Wasserleitungen, die sich alle unter der Straßenoberfläche befanden, verzögerten die Arbeit. Erst nachdem diese Schäden behoben worden waren, konnten die Bombentrichter gefüllt werden.

Aufräumarbeiten

Bei der Aufräumung der Straßen war man anfangs allein auf Handarbeit und Pferdefuhrwerke angewiesen; die Leistungen waren entsprechend gering. Bald konnten jedoch Großgeräte eingesetzt werden. Im September 1945 waren bereits fünf Bagger in Betrieb. Zur Abfuhr wurden fünf Lastkraftwagen und Zugmaschinen mit Anhängern sowie eine Feldbahn benutzt. Die Zahl der Geräte steigerte sich bis zum Januar 1946 auf 12 Bagger, 25 bis 30 Lastzüge und eine Feldbahnanlage und konnte bis zur Währungsreform teilweise noch erhöht werden. Sie unterlag gewissen Schwankungen, da man von Treibstoffzuteilungen, Reifen und Kohle abhängig war.

Bis zum 1. Mai 1948 wurden rund 1  050  000 cbm Trümmerschutt allein von den Straßen beseitigt. Dabei waren im Durchschnitt 120 bis 150 Mann beschäftigt.

(zitiert nach: Drei schwere Jahre: ein Bericht der Bauverwaltung der Hauptstadt Hannover für die Zeit vom Beginn der Besetzung (April 1945) bis zur Währungsreform (Juni 1948), Hannover (Städtisches Presseamt) 1948, S. 26f

Einsatz von Großgerät

Mit dem Einsatz von Baggern, Steinbrechern, Transportbändern etc. sollten die Enttrümmerungsarbeiten schneller vorangetrieben werden. 1946 begannen in vier der über 20 Räumungsbezirke der Stadt Privatfirmen mit der Flächenräumung. „An Stammarbeitern konnten die Unternehmen in den 4 Räumbezirken nur etwa 100 Arbeitskräfte einsetzen. Wenn die Anlagen aber voll ausgenutzt werden sollten, ist es nötig, daß mindestens 400 Arbeitskräfte dazukommen.“ 1) Dies bedeutete, dass für die Hilfsarbeiten freiwillige Arbeitskräfte gewonnen werden mussten. Doch den Aufrufen zu freiwilligen Enttrümmerungsarbeiten folgten am Anfang (…) nur wenige. Zu diesem Zeitpunkt wurde immer wieder die Frage diskutiert, ob es ausreichen würde, die Trümmerräumung auf freiwilliger Basis voranzutreiben oder ob es sinnvoller wäre, die Bewohner zur Trümmerräumung zwangszuverpflichten. Ende 1947 kam der freiwillige Arbeitseinsatz völlig zum Erliegen. Erst materielle Anreize, wie Nahrungsmittelzulagen oder 1000 Backsteine für 60 Arbeitsstunden für diejenigen, die ein genehmigtes Bauvorhaben nachweisen konnten, steigerte die Arbeitsbereitschaft der Hannoveraner.

Die Flächenräumung der einzelnen Bezirke ging nahtlos in eine Trümmerverwertung über. Intakte Steine dienten als künftiges Baumaterial. Aus Schutt wurden Deckensteine, Wandplatten oder Beton hergestellt, selbst der Feinschutt wurde als Mauersand oder auch als Dünger verwendet. Der nicht brauchbare Schutt wurde auch Schutthalden z.B. am Engesohder Friedhof oder an der Constantinstraße zwischengelagert. Später fanden die Trümmerreste z.B. beim Zukippen des Leinearms am Stadtarchiv oder dem Bau des Niedersachsenstadions eine sinnvolle Verwendung.

1954 waren sämtliche Trümmer aus dem Stadtbild Hannovers verschwunden.

1) Drei schwere Jahre. Hrsg. vom Presseamt Hannover, Hannover 1948, S. 34


Aus: Martina Nörthen: Wiederaufbau nach ’45. Begleitheft zur gleichnamigen Diareihe. Hrsg. von der Landesmedienstelle im  Niedersächsischen Landesverwaltungsamt. Hannover 1995, S. 13

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