Filmproduktion in Niedersachsen Von den Anfängen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

Filmproduktion in Niedersachsen

Eine Chance nach 1945

Bis 1945 hatte auf dem Gebiet des späteren Landes Niedersachsen keine Spielfilmproduktion in größerem Umfang stattgefunden. Gleichwohl waren die Anfänge der Filmproduktion durchaus bemerkenswert und mit der Döring-Film in Hannover entstand in den 20er Jahren eine der damals bedeutendsten Kulturfilm-Produktionsfirmen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eröffneten sich jedoch für die Spielfilmproduktion neue Möglichkeiten. Verantwortlich für den Neubeginn waren im Wesentlichen die jeweiligen Militärregierungen in den vier Besatzungszonen. In den Westzonen sollte der Neuaufbau des Filmwesens privat-wirtschaftlich, dezentral und nach einzelnen Sparten (Produktion-Verleih-Theaterbetriebe) getrennt erfolgen. Der Neuaufbau einer Spielfilmproduktion war in den westlichen Besatzungszonen schon deshalb notwendig, weil der größte Teil der alten Produktionsstätten (insbesondere Babelsberg) in der damaligen SBZ lag. So entstand im Laufe der ersten Nachkriegsjahre – unterstützt von der britischen Militärregierung – in Norddeutschland eine ganze Reihe kleinerer Produktionsgesellschaften, von denen allerdings die wenigsten die Währungsreform überlebten. Zwei niedersächsische Filmfirmen waren aber so erfolgreich, dass sie den deutschen Spielfilm für viele Jahre mitprägten: Die Junge-Film-Union in Bendestorf (bei Hamburg) und die Filmaufbau GmbH in Göttingen.  Die jeweiligen Atelierbetriebe, zunächst in einer Hand mit den Produktionsfirmen, dann selbständig, behielten ihre Bedeutung noch bis in die 60er Jahre.

Grundlagen

Die inhaltliche Grundlage zu diesem Teil liefern die Texte und Bilder der Ausstellungen Lichtspielträume. Kino in Hannover 1896 – 1991 und  Wir Wunderkinder – 100 Jahre Filmproduktion in Niedersachsen aus dem Jahr 1995. Ergänzt wurden – und werden weiterhin – diese Materialien durch die Übernahme von Beiträgen aus den jeweiligen, die Ausstellungen begleitenden, Publikationen sowie Forschungsarbeiten im Nachgang zu den Ausstellungen. (Siehe: Literatur) Außerdem werden Materialien aus dem Archiv des Filminstituts Hannover für die Lernwerkstatt aufbereitet.

Auswahl, Zusammenstellung und Einordnung der Materialien: Detlef Endeward (2021ff)


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Die Pioniere

Die Seiten widmen sich den Filmpionieren Ottomar Anschütz, Ernst Kohlrausch, Carl Buderus sowie zeitgenössischen Entwicklungen in der Projektionstechnik. > weiter


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Frühe Produktionsfirmen

1919 werden im Deutschen Reich rund 500 Filme von über 200 Produktionsfirmen produziert. 1920 ist die deutsche Filmbranche bereits zum drittgrößten Industriezweig aufgestiegen. Ihre Produktionsstärke wird weltweit nur noch von Hollywood übertroffen. Auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen gründen sich 1919/20 zehn Filmproduktionen und -verleihe neu, von denen allein acht in Hannover ansässig sind. Bis Mitte der zwanziger Jahre setzt ein regelrechtes „Gründungsfieber“ ein: 23 neue Filmfirmen kommen hinzu, 20 davon befinden sich in Hannover.


Döring Film

Die Döring- Film wurde in der Weimarer Republik bedeutend mit ihren Kultur- und Lehrfilmen, darunter große Reisefilme. Darüber hinaus war die Firma auf Werbefilme spezialisiert. Von diesen Filmgattungen wurden allein in Hannover zur Zeit der Weimarer Republik unter wechselnden Namen, Adressen, Teilhabern und Rechtsformen, „mind[estens] 60 Filme“ produziert. Als einer der bedeutendsten gilt Das Gesicht einer Stadt, zugleich „der bedeutendste Hannover-Film aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.“


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Filmaufbau GmbH in Göttingen

Die Filmaufbau machte Göttingen in den 1950er Jahren zu einem von fünf Filmzentren in der Bundesrepublik Deutschland (inkl. Westberlin). Die Filmaufbau produzierte 27 Spielfilme, 6 TV-Filme und 21 Dokumentarfilme.


Filmatelier Göttingen GmbH

In den Göttinger Filmateliers wurden im Zeitraum 1948 bis 1962 insgesamt 104 Spielfilme produziert. Den größten Teil davon (27 Filme) stellt die Filmaufbau her. Darüber hinaus wurde Heinz Erhard mit seinen Filmprodukionen zum „Gesicht der Fiulmstadt Göttingen“. 8 Filme mit dem Schauspieler wurden in Göttingen produziert.


Hans-Domnick Filmproduktion GmbH

Im Dezember 1949 erhält Hans Domnick, der ehemalige Atelierchef der Filmaufbau, die Lizenz für eine eigene Filmgesellschaft: die Hans-Domnick-Filmproduktion G.m.b.H. entsteht.


Gero Weckers Arca-Filmgesellschaft

Als Verleih gründet sich 1952 in Göttingen die ARCA. Unter der Leitung von Gero Wecker produziert die Firma ab 1955 auch selbst. Bereits ein Jahr später siedelt die ARCA nach Berlin um, wo sie über ein eigenes Studio verfügt. Lediglich die Verlagsgesellschaft bleibt in Göttingen ansässig und kümmert sich von hier aus um die Werbemaßnahmen.


Junge Film-Union in Bendestorf

1948 entstand in Bendestorf die erste Aufnahmehalle, das Atelier A 1. Bereits der dritte Film der JFU wurde in dieser Halle gedreht. Aufgrund des kometenhaften Aufstiegs der JFU konnte Meyer von 1948 bis 1950 auf dem 14.000 qm großen Areal eine in Deutschland einmalige Studioanlage mit kompletter Aufnahmetechnik errichten.


Atelierbetriebe Bendestorf

Das Ateliergelände gehört nicht zur Konkursmasse der Junge Film-Union. Schon im Sommer 1952 pachtet es die Firma Fink-Film. Diese hat sich bis dahin in erster Linie durch die Vermietung von Filmtechnik einen Namen gemacht. Horst Reinhold Fink erweitert nun seinen Aufgabenbereich.  


Studio-Film GmbH Bendestorf

Vier Jahre nutzt Horst R. Fink die Ateliers in Bendestorf als Pächter. Ende 1956 wird er ihr Eigentümer. 1960, als sich durch die sinkenden Kino-Besucherzahlen bereits eine ernsthafte Krise für die bundesdeutsche Filmproduktion abzeichnet, wagt sich Fink mit seiner Firma „Studio-Film“ an die eigene Spielfilmherstellung.


Institut für den wissenschaftlichen Film (IWF)

Das Institut für den Wissenschaftlichen Film, war ein in Göttingen ansässiges Institut für Medien in der Wissenschaft. Es wurde 1956 gegründet und wurde 2008 bis 2010 abgewickelt.


Hans-Erich Viet/Viet-Filmproduktion

Hans-Erich Viet (*1953) ist Filmregisseur und Filmproduzent. Seit den frühen 90er Jahren ist er als Regisseur tätig und produziert Dokumentarfilme und Spielfilme.


Filmproduktionen der Bildstellen/Medienzentren

Die Bildstellen-/Medienstelle-Organisation in Niedersachsen hat eine 100jährige Geschichte.  Die Anfänge  der Medienstelle liegen in der Schulfilmbewegung und in reformpädagogische Bemühungen, Filme für Schule und Unterricht zu nutzen, begründet.


Experimentalfilm und Medienkunst

1972 baut Prof. Gerhard Büttenbender an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig (HBK) eine Filmklasse auf, die sich zu einer „Brutstätte des Experimentalfilms“ (Franz Winzentsen) entwickelt.


Und außerdem…

Vorstellung zahlreicher weiterer Filmproduzente/innen aus Niedersachsen, die zum großen Teil noch heute aktiv sind.