Filmatelier Göttingen GmbH

Göttingen ist Filmstadt geworden

hp Göttingen. In Anwesenheit von Vertretern aller maßgebenden Stellen wurden in einer Feierstunde die modernsten Filmateliers Deutschlands, der Filmaufbau-Gesellschaft Göttingen, verbunden mit dem gleichzeitigen Produktionsbeginn und Anlaufen des ersten Spielfilms, eröffnet.

Hans Abich von der Filmaufbau-Gesellschaft sprach Worte der Begrüßung und des Dankes. Für die Stadt sprach Kulturdezernent Dr. Pfauter. Zunächst habe die Stadt den Filmplänen abwartend gegenüber gestanden, denn man habe eingehend geprüft, ob zwei so verschiedene Welten, wie der Film und die Wissenschaften es seien, zueinander passen würden. Bald aber sei an die Stelle der prüfenden Zurückhaltung Begeisterung und Freundschaft getreten.

Die Grüße und Glückwünsche der Niedersächsischen Staatsregierung überbrachte Kultusminister Adolf Grimme. “Ich habe mich immer wieder gefragt, ob sich die alte Stadt der ernsten Forschung und der klaren Wissenschaft mit dem Film vertragen wird. Hier ist eine bewundernswerte Leistung aus eigener Kraft vollbracht. Was von vielen Fachleuten für unmöglich und verfehlt gehalten wurde, ist in hartnäckiger Arbeit ganz in der Stille Wirklichkeit geworden: Göttingen ist Filmstadt, ob die Stadt nun will oder nicht“, erklärte der Minister.

Dann tönte Wolfgang Liebeneiners Stimme, Regisseur und Drehbuchautor des neuen Films ,,Liebe 1947“, durch das Megaphon und gab das Startzeichen für die Hochzeitsszene des Films, die in Anwesenheit der Gaste aufgenommen wurde. Der Film wird nach Motiven von Wolfgang Borchert gedreht. In den Hauptrollen: Hilde Krahl, Karl John, Grete Weiser, Erich Ponto, Albert Florath, Hedwig Wangel, Hubert Meyerinck und andere. An der Kamera: Franz Weihmayr, Musik von Hans-Martin Majewski.

Während sich München, Hamburg, Baden-Baden und andere Städte bemühen, den Ruf Berlins als Filmstadt streitig zu machen, hat Göttingen jetzt die besten Voraussetzungen dafür: eigene Aufnahmeateliers mit einer Gesamtflache von über 1500 Quadratmetern. Drei große Ateliers mit modernsten Schnürboden, ein umfangreicher Fundus, eigene Tischlerei-, Schlosserei-, Maler-, Dekorations- und Stukkateurwerkstätten, Schauspielergarderoben und Schminkraume sowie ein für die Produktionsstabe sind praktisch aus dem Nichts geschaffen worden.

Wolfgang Liebeneiner erklärte: ,,Göttingen hat alle Möglichkeiten, ein wirkliches Filmzentrum und eine große Produktionsstätte zu werden. Komparserie steht in einer Weise zur Verfügung, daß ich erstaunt bin. Es sind ganz neue und echte Gesichter. Das Gelände ist geradezu ideal. Ich erhoffe von Göttingen sehr viel und arbeite hier sehr gern. Eines aber möchte ich betonen: Wer so viel in den letzten Jahren der Not fertiggebracht hat wie diese junge Filmgesellschaft, der läßt noch weit mehr erhoffen “

Aus: Hannoversche Presse, 26. 8. I948


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