Kriegsfilme à la Wisbar

1958 entsteht auf dem Freigelände der Göttinger Ateliers der größte Gebäudekomplex, der je nach dem Krieg für einen deutschen Film errichtet wurde. Der Architekt Walter Haag baut für HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN die unheimliche Ruinenlandschaft Stalingrads nach. Basierend auf dem Buch von Fritz Wöss, inszeniert der Spezialist für Kriegsgeschichten Frank Wisbar (HAIE UND KLEINE FISCHE, 1957) den Untergang der 6. Deutschen Armee.

Frank Wisbar bei den Dreharbeiten zum Film Hunde, wollt ihr ewig leben. Illustration von Helmuth Ellgaard

Die Bitte des Regisseurs um Unterstützung lehnt die der damalige Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß mit der Begründung ab, die Zeit sei „noch nicht reif für eine überzeugende Gestaltung dieses Schicksal gewordenen Geschehens“. So robben im Winter 1958/59 statt echter Soldaten nur Studenten der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld über eine verschneite Harz-Hochebene, während Göttinger Statisten durch die nachgebauten Kulissen Stalingrads auf dem Ateliergelände stürmen. HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN wird 1959 mit dem Filmband in Silber für die beste Filmarchitektur und mit dem Filmband in Gold für den besten Film ausgezeichnet.

Sonja Ziemann und Gunnar Möller bei den Dreharbeiten zu NACHT FIEHL ÜBER GOTENHAFEN

Angespornt durch den großen Erfolg, geht Regisseur Frank Wisbar das Kriegsthema ein drittes Mal in kurzer Folge an. Er beginnt noch 1959 mit den Dreharbeiten zu NACHT FIEHL ÜBER GOTENHAFEN (1960). Erzählt wird die authentische Geschichte des Kdf-Dampfers „Wilhelm Gustloff“, der im Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkt wird. Das Schiff ist mit 6000 Flüchtlingen, hauptsächlich Frauen, Kinder und Verwundete, völlig überbelegt und nur wenige können gerettet werden.

Um die Aufnahmen so naturgetreu wie möglich zu gestalten, baut Walter Haag auf dem Freigelände des Ateliers eine rotierende „Schaukel“, auf welcher das nachgebaute Deck des Unglücksschiffes montiert wird. Die Schaukel ist, um den Neigungswinkel des sinkenden Schiffes nachzuempfinden, so schief gestellt, dass sich die Darsteller kaum aufrecht halten können. Zusätzlich stürzen 16 Kubikmeter Wasser mit einem Schlag auf sie ein. Ausgerechnet für diese Szene vermittelt das Arbeitsamt Göttingen Komparsen fast ausschließlich aus West- und <Ostpreußen, die das Grauen jener Tage miterlebt haben.

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