Man nennt es Amore (1961)

Inhalt

Regisseur Thiele wählte als inszenatorisches Konstrukt eine ganz besondere, stilistische Form; die der bildlich-allegorischen Gestaltung, die von Gedichtzitaten bestimmt wird. Im Zentrum des Geschehens steht der alternde, sich dem übermäßigen Alkoholkonsum ergebende, antike Verse rezitierende Dichter Albert, der sich nach der sehr viel jüngeren Fanny verzehrt. Sie erscheint als Nereide und redet ihrer eigenen Vereinsamung das Wort. Sie, die zu weinen verlernt hat, erlernt es erst im Moment der unerfüllten Sexualität. „Du weinst wie ein richtiger Mensch. Was für eine Hoffnung für dich!“ quittiert der Poet ihre Reaktion. Bald kommt es zu einem handfesten Skandal. Zeitgleich versucht sich Elise, die Ehefrau des Schriftstellers, sich den jungen Beau Fabrizio zu angeln, der allerdings kein Interesse an ihr zeigt. So scheitern letztlich beide Eheleute in ihrem Versuch, unter südlicher Sonne im Touristenparadies Libertinage und freie Sexualität als Allheilmittel einer promisken und hedonistischen Welt einzufordern. Am Ende herrscht allerorten Melancholie und Ernüchterung. (wikipedia)

Regie: Rolf Thiele
Regie-Assislenz: Adi Federspiel, Baldi Swarze
Buch: Rolf Thiele, Gregor von Rezzori
Kamera: Giuseppe La Torre
Bauten : Saverio d’Eugenio
Kostüme: Franca Nardelli
Schnitt: Caspar van den Berg, Ursula van den Berg
Musik: Fusco

DarsteIlerInnen:

Nicole Badal (Fanny)
Attila Hörbiger (Albert)
Inge Langen (Elise)
Luisa Rivelli (Renate)
Sergio Fantoni (Fabrizio)
Laura Nucci (Fannys Mutter)
Enzo Doria (Hans)
Edda Ferronao (Inge)
Ilse Fischer (Hertha)
Gino Leurini (Roberto)
Italo Gasperini (Enrico)
Marcello Puccio, Caterina Trentini, Stefania Careddu, Silvio Frattolillo, Cristofore Longoni

Produktion: Filmaufbau GmbH, Göttingen
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele
Herstellungsleitung: Hans Abich.
Produktionsleitung: Edoardo Stacul.
Drehort: Atelier Rom.
Länge: 91 min, 2495 m.
Format: 35mm, s/w, l:1.33.
Uraufführung: 23.6.1961 (Kinostart).

Jeder Italienreisende weiß, was dieses Wort besagt, wenn blonde Schöne aus dem Norden dunklen Südländern näher begegnen. Einen oft recht hemmungslosen Rausch, der in Katzenjammer endet. Regisseur Rolf Thiele, der ebenso die gewohnte Machart verschmäht wie sein Drehbuch-Mitautor Gregor von Rezzori, schreckte nicht davor zurück, ein gewissenloses hektisches
Treiben mit den Mitteln der Übersteigerung (und auch der Verzerrung) auf die Leinwand zu bringen (weswegen denn auch die FSK dem Film Schnitte auferlegte). Das ist zum Teil im Stil von Fellinis SUESSEM LEBEN recht gut geglückt. Flüchtige Lust wirft trübe Blasen in dem ausgelassenen Treiben erlebnishungriger Mädchen und draufgängerischer Playboys; Leere, Angst, Verlassenheit glotzen uns daraus an. Um dies besonders zu exemplifizeren, haben die Autoren ein nordisches Paar, das an der sizilianischen Küste Heilung
von einer schweren Ehekrise sucht, mit einem unerfahrenen Ding aus Holland und einem smarten Italiener episodenhaft – und übers Kreuz natürlich – gekoppelt. Diese Stelldicheins sind exaltiert und verklemmt und wirken unfreiwillig komisch: Attila Horbiger und Inge Langen, Nicole Badal und Sergio Fantoni bringen es zudem nicht fertig, die symbolhafte Haupthandlung glaubhaft zu machen. Thiele mangelt es hier ebenso an Gestaltungskraft wie seinerzeit bei dem psychologischen Reißer Labyrinth (…).

Immerhin ist anzuerkennen, daß der neue Film kein üblicher Italienurlaub-Streifen mit bunter Postkarten-Kulisse wurde – der Strand von Mazzaro unterhalb Taorminas, das griechische Theater von Syrakus, der Tempelbezirk von Agrigent spielen als Natur- und Geschichtshintergrund überzeugend mit. Das von Italien geschenkte Bildungserlebnis ist überhaupt ein wichtiger Kontrapunkt zur schalen Lebensgier vieler Sonnenhungriger von heute. Verse aus Goethes „Römischen Elegien“ kontrastieren obendrein zum Geschwätz der lieben Zeitgenossen – nur ist zu bezweifeln, ob diese Absicht dem Publikum
ins Bewußtsein dringt. Dazu ist der ganze Film nicht klar und eindringlich genug gebaut, von zuviel snobistischen Allüren durchsetzt. (…)

Mhf, General-Anzeiger, Wuppertal, 24.6.1961

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