Die Hannover Messe in den „Wirtschaftswunder“-Jahren
Der Aufsteig zur Weltmesse
In einem nicht vorhersehbaren Tempo entwickelte sich die Messe vor den Toren Hannovers in den 50er Jahren.
„Noch ehe sich der Begriff Wirtschaftswunfer mit dem Namen der Bundesrepublik verband, war es hier zu besichtigen. Sämtliche traditionellen Vorstellungen von einer Messe wurden Gesprengt.“ 1)
40 Jahre Zukunft
Das ist der Titel eines Fotobandes über die Geschichte der Hannover-Messe von 1947 bis 1987. Und die Laudatoren dieser Geschichte überschreiben ihre Grußworte wie folgt:
Ernst Albrecht, damaliger Ministerpräsident von Niedersachsen:
Anspruch auf Einmaligkeit
Birgit Breuel, damalige Niedersächsische Ministerin der Finanzen und Vorsitzende des Aufsichtsrates der Deutschen Messe- und Ausstellungs-AG: Beitrag zur Völkerverständigung
Herbert Schmalstieg, damaliger Oberbürgermeister von Hannover:
Prägende Bedeutung
Damit wird im Nachgang „eine britische Idee“ aus dem Jahre 1947 zu einer realisierten Utopie verklärt. Aber was für eine Zukunft wurde mit der Messe gestaltet? Eine Wirtschaftswunder-Zukunft, die den „Gesetzen“ der Ökonomie folgte und das waren die gleichen „Gesetze“, die vorher bereits existierten. Eine rückwärtsgewandte „Utopie“, ein – nicht ganz bruchloses – wiederanknüpfen an vorhandene Machtstrukturen, allerdings „gereinigt“ von einem „kleinen, 12jährigen Unfall der Geschichte“ wurde bundesrepublikanische Realität.
Unter der Hand wird dadurch aber auch verdeutlicht, was Hallgarten/Radkau als „Priorität“ der Wirtschaft gegenüber der Politik bezeichnet haben: Die Politik läuft der Wirtschaft hinterher, dort werden „Fakten geschaffen“. Zugleich deutet die früher Erfolgsgeschichte der Messe 1947/48 aber auch an , dass der wirtschaftliche Aufschwung in den Westzonen bereits vor der Währungsreform und lange vor den Marshall-Plan-Maßnahmen in Gang kam.
Detlef Endeward 05/2023
Chronik der 50er Jahre
1950
Internationale Aussteller beteiligen sich an der Export-Messe
Trotz der außenpolitischen Isolation Deutschlands hat die Export-Messe bereits im Jahr 1950 Aussteller aus zehn unterschiedlichen Ländern. Noch bevor der diplomatische Dienst der Bundesregierung Ergebnisse vorweisen kann, knüpfen Vertreter der Messe Kontakte ins Ausland. Bereits jetzt verfügt das Messegelände in Hannover über die erste Telefonverbindung nach New York
1952
Verbindung mit der Welt
Eine große Erleichterung ist die Eröffnung des Flughafens Hannover-Langenhagen, über den Hannover und die Messe mit der Welt verbunden werden. Besonders eilige Gäste gelangen mit Hubschraubern und Kurzstartflugzeugen zum Ausstellungsgelände.
1958
Das größte Messerestaurant der Welt
Die Münchner Halle ist nicht nur das größte Messerestaurant der Welt, sondern wahrscheinlich auch das einprägsamste. Hier können Messegäste einen echt bayrischen Abend erleben. 1958 wurde die Halle von der Weltausstellung in Brüssel auf das Messegelände Hannover versetzt und bietet bis zu 3.200 Gästen Platz.
1960
Jährlich mehr als 1 Million Besucher
Anfang der 60er Jahre kommen jährlich mehr als eine Million Besucher nach Hannover. Da die Hotels nicht alle Gäste aufnehmen können, helfen die „Messemuttis“ aus: Privatfamilien teilen gerne Bad und Küchentisch mit den Messegästen.
Text nach:
Geschichte der HANNOVER MESSE (Messe AG)