Theater am Kröpcke

Rathenauplatz 13–15
Betreiber: Bauunternehmer Karl Schünemann
Architekten: Hans Klüppelberg und Gerd Lichtenhahn
Eröffnet am 3.9.1953 mit DIE STÄRKERE
Sitzplätze: 778
Geschlossen am 27.12.1993, heute Geschäftspassage

Auch das 1953 eröffnete Kröpcke-Theater avanciert zu einem wichtigen Uraufführungstheater der fünfziger Jahre

»Die Ausgestaltung des an der größten Passage Hannovers gelegenen Theaters am Kröpcke wurde von dem Gedanken bestimmt, das Publikum von der unruhigen Atmosphäre der Straße in einen in seinen klaren Formen beruhigend wirkenden, behaglichen Zuschauerraum zu führen. […] Kassenhalle und Foyer bevorzugen bewußt kühle Farben und Materialien (leicht transparentes Glasmosaik und gelbe Steine für die Kasse). Leuchtstoffringe lenken das Interesse der Passanten auf den Theatereingang. Der Zuschauerraum besitzt eine grün unterlegte Mahagoni-Verstabung. Die Stühle, grün bezogen, sind aus mahagoni-rotem Holz. Einladend und warm wirkt der gelbe Vorhang. Eine besondere Note geben leuchtende Blumensträuße an den Wänden« (Der neue Film 70/1953).

Bei der Einordnung der »eigenwilligen Wandleuchten« in Form von Blumensträußen scheiden sich die Geister: Einerseits verleihen sie dem Raum »als heitere und beschwingte Schmuckstücke« (HP vom 4.9.1953) eine besondere Note und »tragen zur Auflockerung des Gesamteindrucks wesentlich bei« (Die Filmwoche 36/1953), andererseits wirken sie unruhig und wollen nicht recht zur übrigen, fast nüchternen Ausstattung passen. »Die Blumensträußchen als Wandleuchten sind sicher eine Lösung, die aus der Terminnot gefunden werden mußte. Sie sind ein Spaß, der sicher bald korrigiert wird« (HP vom 4.9.1953).

Auch bei der Einordnung der Atmosphäre sind sich die Journalisten uneins: Für den Reporter der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hat das Theater am Kröpcke »einen intimen Charakter, es ist in Formgebung und Farbe behaglich. Das Grün der Sessel, das Mahagonirot der Wandverkleidung, das Gelb des Vorhanges vor der Bühne klingen, durch eine diskrete Beleuchtung gefördert, angenehm zusammen – der Raum hat aparten Reiz und Harmonie« (HAZ vom 4.9.1953). Das genaue Gegenteil empfindet dagegen der Rezensent der Hannoverschen Presse: »Die Architekten haben nämlich den Versuch gemacht, widersprechende Elemente und Farben zu verbinden. Der satte warme Holzton der Wandverkleidung hat es schwer, gegen die übrige grelle Wand anzukämpfen, und wenn das aggressive Gelb als Komplementärfarbe zum Grün der Sessel gewählt wurde, zum Holz bezogen erschreckt es das Auge« (HP vom 4.9.1953).

Ab August 1968 zeigt das »Seniorenkino« Sondervorstellungen mit Klassikern: »Jeden Donnerstag um elf« werden nach einer alten Wochenschau beliebte Vorkriegsfilme gezeigt. 1975 wird auf der gegenüber liegenden Seite der Passage eine Depandence mit zwei kleinen Kinos eröffnet und kurz darauf ein weiterer Saal im Bühnenbereich des großen Saales eingerichtet. Zwei Kinos kommen im Kellergeschoss der Passage hinzu,  sodass das Kinocenter schließlich über sechs Säle verfügt, bevor es 1993 geschlossen wird.

 

Literatur:

Das »Theater am Kröpcke« ladet ein!, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 4.5.1953

Herbert Wolf: Heute Eröffnung: Premiere im Theater am Kröpcke. Das neue Lichtspielhaus will das Kammerspiel pflegen, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 4.9.1953

Theater am Kröpcke festlich eröffnet, in: Hannoversche Presse vom 4.9.1953

Schünemann-Bau mit Theater am Kröpcke, in: Hannoversche Presse vom 4.9.1953

Eifrige Bautätigkeit in Niedersachsen: Hannover (Filmtheater am Thielenplatz, Luna-Lichtspiele, Theater am Kröpcke), in: Der neue Film 51/1953

Die Filmwoche 36/1953

Film-Echo 37/1953

Hannover neues Filmtheaterzentrum. UFA-Theater am Kröpcke eröffnet / 778 Plätze in vorbildlichem Haus, in: Der neue Film 70/1953

Blumen nach dem 200. alten Film. Die treuesten Besucherinnen im Theater im Kröpcke kamen seit 1968 jeden Donnerstag, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 23.6.1972

Neue Filmtheater am Kröpcke, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19./20.4.1975

Peter Rickmann: Das gibt’s nun wieder. Zehn Jahre Seniorenkino in Hannover, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 8.9.1978

Senioren-Kino Kröpcke: Jubiläum mit »Bumerang«, in: Neue Presse vom 16.12.1982

Ufa schließt die sechs Kröpcke-Kinos. Besucherschwund seit Cinemaxx-Eröffnung / Standort am Thielenplatz gefährdet?, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 28.12.1993

 

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