Palast-Theater (1948-2003)

Bahnhofstr. 5
Betreiber: Friedrich Mehmel; Heinz Riech
Architekt: Alfred Goetsch (1956)
Wiedereröffnet am 21.2.1948 mit FILM OHNE TITEL
Sitzplätze: 1.019
Umstellung auf Cinemascope 1956
Geschlossen am 18.6.2003, heute Einzelhandel

Hannovers große Zeit der Uraufführungen beginnt mit der Wiedereröffnung des Palast-Theaters im Februar 1948.

Die von Architekt Koelliker entworfenen, 1922 eröffneten Palast-Lichtspiele werden im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, aber als erstes der großen Premierenkinos der Nachkriegszeit bereits im Februar 1948 wiedereröffnet. Schon drei Jahre später, im Juli 1951, wird das Palast-Theater vollständig renoviert: »In warmem, leuchtenden Rot zeigt sich der Zuschauerraum, der Bühnenrahmen ist in sattem Rot und Silber gehalten, und die Decke, die eine Einfassung bekommen hat, ist gleichmäßig in einem sanften Grau getönt. Auch die Vor- und Nebenräume haben ein neues, freundlicheres Gesicht erhalten. Die Eingangshalle mit den Kassenschaltern wurde mit Marmorplatten ausgekleidet. Besonders vorteilhaft hat sich das Foyer im Erdgeschoss verändert. Helles, mildes Licht strömt aus unsichtbar montierten Leuchtstofflampen und unterstreicht den Kontrast zwischen den beigefarbenen Wänden und den dunkelroten Kunststoffplatten der vergrößerten Garderobe aufs beste. Ein kleines Schmuckstück für sich ist ein schwungvoll geformter kaffeebohnenförmiger Verkaufstresen, der sich dem Raum mit unaufdringlicher Eleganz anschmiegt« (HAZ vom 25.7.1951).

Das Oalast-Theater bei Nacht 1953 (Foto: Wilhelm Hauschild)

Schon im ersten Jahrzehnt nach der Wiedereröffnung wird das Palast-Theater mehrfach renoviert, nach 1951 erneut 1954, 1956 und 1960. 1956 werden eine Cinemascope-Breitwand, neue Projektoren und eine Vier-Kanal-Magnet-Tonanlage installiert. »Architekt Alfred Goetsch hatte zur angenehmen Überraschung aller Besucher das Lichtspieltheater in erfreulich helle und dennoch lebhafte Farbtönungen umgewandelt, die vollen Beifall fanden und von sichtlicher Raumbeherrschung sprachen« (Film-Echo 66/1956): Über der Leinwand angebracht »ist eine gelbe Kordelbespannung. Die Brüstung ist in roter und gelber Acella gehalten. Ein roter Vorhang ergänzt das frohe Farbenspiel« (8 Tage Hannover, 31/1956), die »gelbe Decke, der graue Übergang zu den mit meerblauem Acella bespannten Wänden und goldene Leisten bilden einen harmonischen Klang« (Der neue Film 62/1956)

1960 werden Foyer und Kassenhalle nochmals erneuert und die Großbildleinwand um drei Meter nach hinten versetzt. 1981 übernimmt »Kinozar« Heinz Riech das Kino und richtet das Prinzess mit 47 Plätzen im ehemaligen Garderobenbereich des Foyers ein. Später zerteilt er den einstigen »Palast« schließlich in 12 (!) Einzelsäle. Andreas Lueg bescheinigt Riech im Merian Hannover von 1991, das Palast-Theater »erbarmungslos zu einem gespenstischen Bunker aus labyrinthischen Gängen und verliesartigen Abspielstätten verhunzt« zu haben. »Kino acht. Die Treppe hoch. Den Gang entlang. Links um die Ecke. Gradlinig verläuft hier kaum ein Weg ins Kino. Die Holzdielen knarren. Der Teppich ist nicht mehr der neueste. Für die einen ist es Flair, für die anderen Muff« (HAZ vom 17.4.1998). Geschlossen wird das Palast-Theater 2003 als letztes der großen Lichtspieltheater. Seit 2014 befindet sich im Erdgeschoss das Geschäft eines Mobiltelefon-Herstellers.

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