Ganz normale Männer. Der „vergessene Holocaust“ (2022)

Gehorsame Mordbataillone

Während des Zweiten Weltkrieges wurden sechs Millionen Juden ermordet. Vier Millionen starben in den Vernichtungslagern, doch wurden zwei Millionen Menschen bei systematischen Massenerschießungen getötet. Die Täter standen ihren Opfern von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Sie schossen auf Männer, Frauen, Kinder – Tag für Tag, gehorsam und beflissen, als sei es normale Arbeit. Zehntausende Deutsche gehörten den mobilen Kommandos der Einsatzgruppen und Polizeibataillone an. Wer waren diese Männer, wie konnten sie solche Morde verüben? Was berichteten die wenigen Überlebenden, wie konnten sie dem Massensterben entkommen und mit der grausamen Erfahrung weiterleben?

Autor Manfred Oldenburg zeichnet anhand von schriftlichen Überlieferungen, Originaldokumenten, Filmaufnahmen und Fotos sowie szenischen Rekonstruktionen den Weg eines der Mordbataillone nach. Historiker und Sozialpsychologen nehmen dazu Stellung.

Benjamin Ferencz, inzwischen 101 Jahre alt, spielt eine zentrale Rolle in dem Film. Der amerikanische Top-Jurist schrieb Weltgeschichte, war in Nürnberg Chefankläger gegen führende Mitglieder der sogenannten Einsatzgruppen. Ein aktuelles, ausführliches Interview mit dem Jura-Professor bildet einen Leitfaden für den Film.

Film nach 2000

Der Faschismus im Film


Filmansicht in der ZDF-Mediathek
(abrufbar bis 20.01.2027)

Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 45 Minuten
Produktions­unternehmen Broadview TV
Stab
Regie Manfred Oldenburg, Oliver Halmburger
Drehbuch Manfred Oldenburg
Produktion Leopold Hoesch
Musik Stefan Ziethen
Kamera Domenic Barbero, Tobias Corts, Jonas Köck, Ed Regan, Björn Schneider, Florian Ungerer, Sebastian Woithe, Florian Eppple
Schnitt Dirk Hergenhahn, André Hammesfahr

Die Dokumentation „Ganz normale Männer – der ,vergessene Holocaust’“ geht der Frage nach, wie durchschnittliche Menschen Täter wurden und sich in die NS-Todesmaschinerie einfügten. Die Erkenntnis ist bis heute aktuell.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stehen bei den Nürnberger Prozessen der Alliierten deutsche Kriegsverbrecher vor Gericht. Es sind Männer, die die Verbrechen angeordnet haben, nicht die Mörder vor Ort. Aber was ist mit denen, die die systematische Ermordung von Juden, die längst im Gang war, als bei der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 die sogenannte „Endlösung“ beschlossen wurde, mit eigener Hand ausgeführt haben? Die sechs Millionen Menschen töteten, von denen nicht alle in Gaskammern oder auf Todesmärschen umkamen?

> weiter

Heike Huppertz: Sie gewöhnten sich ans Massenmorden. In FAZ.net (Aktualisiert am 25.01.2022)

Browning, Christopher R.: Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen. Übersetzung: Krause, Jürgen Peter/Bertram, Thomas/Wollermann, Thomas, 5., erw. Aufl., Rowohlt TB. (2020)

Das könnte dich auch interessieren …