Differenzierung der Freizeitformen…

… und der Lebensformen

Die neue Massen- und Freizeitkultur führte innerhalb der einzelnen Klassen und Schichten zur weiteren Ausdifferenzierung der Lebensformen. So gab es z.B. viele Arbeiterfamilien, die in ihrer knapp bemessenen Freizeit wenig für Freizeitkommerz übrig hatten, während sich andere Familien spendierfreudiger zeigten. Mit guten Gründen ist davon auszugehen, dass die kommerzialisierte Massenfreizeitkultur vor allem von Un- und Angelernten angenommen worden ist, während Facharbeiterfamilien häufig stärker in der Arbeitervereinskultur eingebunden blieben.

Unterschiedliche Freizeitformen führten zu neuen Differenzierungen auch innerhalb des Bürgertums. Familien, die sich noch in der Tradition des Bildungsbürgertums und der „Buch-Kultur“ sahen, fanden im Allgemeinen wenig Zugang zur neuen Massenkultur.

Zwar wurden Angebote zur Freizeitgestaltung von allen Altersgruppen genutzt, doch Iagen die Jugendlichen dabei ganz vorne. Junge Leute ohne eigene Familie mussten nach der Arbeit nicht gleich nach Hause und konnten über die zur Verfügung stehende Zeit relativ frei verfügen. Freizeit und Jugendlichkeit wurden oftmals nahezu gleichgesetzt.

Frauen, die nicht von Arbeit und Familie aufgezehrt wurden, fühlten sich von der neuen Massenkultur offenbar ebenfalls in besonderer Weise angesprochen. lns Puschenkino um die Ecke konnten Mütter unter Umständen ihre Kinder mitnehmen, das Radio eroberte die Wohnungen und damit die Hausfrauen. Reklame, Schaufenster und Moden warben vor allem um die Gunst junger Frauen. Sie konnten mehr als früher alleine oder mit anderen etwas unternehmen, z.B. ohne männliche Begleitung ein Kino aufsuchen, einen Schaufensterbummel unternehmen oder mit Freundinnen zum Nachmittags-Tanztee gehen.

Parallel zur Ausdifferenzierung der Lebensweisen im Zuge der Neuen Massen- und Freizeitkultur glichen sich – zumindest aus der Vogelperspektive betrachtet – bestimmte Lebensformen von Personen und Familien , die unterschiedlichen Klassen und Schichten angehörten, einander an. So eröffnete die neue Massen- und Freizeitkultur Felder, auf denen sich Menschen aus diversen Klassen und Schichten begegnete, so wie früher allenfalls auf Jahrmärkten oder im Zirkus.

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