Motorradbegeisterung

Das motorisierte,,Flitzepee“

Anzeige aus dem Jahr 1923

Bis zum Ersten Weltkrieg war auch das Motorrad ein für breite Schichten unerschwinglicher Luxusartikel. Das änderte sich erst, als verbilligte Großserienproduktionen, verstärkte Werbemaßnahmen und eine gezielte Ratenverkaufsstrategie für eine größere Marktverbreitung des Motorrads sorgten.

Damit war auch den kleinen Angestellten und sogar manchem Arbeiter die Möglichkeit gegeben, an der allgemeinen Motorisierungsdynamik teilzuhaben. Das Motorrad wurde zu unterschiedlichen Wochenendaktivitäten genutzt allein, zu zweit oder in der Gruppe. Zum Beispiel organisierte die Ricklinger Sektion des traditionellen Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbundes “Solidarität“ an fast jedem Wochenende Motoradwanderfahrten in die nähere Umgebung. Der Motorrad-Club-Niedersachsen betonte die sportliche Seite des Motorradfahrens und bot seinen Mitgliedern vielfältige Veranstaltungen wie z.B. Wettrennen von Vahrenwald nach Harburg, Rallyes, Belastungs- und Vergnügungsfahrten.

Das Rennspektakel in der Eilenriede

Von 1924 – 1939, jeweils im Frühjahr, fand im hannoverschen Stadtwald das Eilenriede Motorradrennen statt. Bereits in den Zwanziger Jahren erreichte die Veranstaltung einen internationalen Bekanntheitsgrad. Jedes Jahr säumten zigtausende von Besucher die Rennstrecke. In idealer Weise verband das Motorradrennen die allgemeine Sportbegeisterung mit der Amüsierlust der „Roaring Twenties“. Das spannende sportliche Ereignis, das schichtenübergreifende Interesse an der Motorkraft, die Faszination an der Geschwindigkeit und die spektakulären Rennmanöver mit lebensgefährlichen Stürzen, machten aus dem Eilenriederennen einen Markplatz der Sensationen. Unzählige Stehbierhäuschen und Würstchenbuden ließen außerdem am Veranstaltungsort eine Art von Volksfeststimmung entstehen.

In einer Zeit, in der die Massenmotorisierung noch  in den Kinderschuhen steckte, wurde das Eilenriederennen zum Werbeträger der Motorradindustrie, der Zubehörlieferanten und der Kraftstofffirmen; zu einer geschickt inszenierten Show-Veranstaltung, in der kommerzielles Interesse, sportliche Höchstleistungen, Unterhaltungs- und Konsumbedürfnisse miteinander verschmolzen.

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