Schlagwörter: Alltagskultur
Das in jedem Sommer in Hannover stattfindende Schützenfest hat eine lange Tradition. Mit dieser Tradition eng verbunden feierte Jung und Alt ein Volksfest, das einer zunehmenden Kommerzialisierung unterlag: Gesellschafts-, Tanz-und Restaurationszelte, Bier- und Kaffeezelte, Stehbierhallen, Honigkuchenbuden, Spiel- und Würfelbuden, Zigarrenbuden, Kuriositäten aller Art. Das spektakulärste Ereignis war der Schützenausmarsch.
Feste bilden einen Gegenpol zum Arbeitsalltag. Sie heben sich vom täglichen Leben ab, sind dioe Ausnahme. Vor allem die seltenen, unregelmäßigen Ereignisse wie Taufen und Hochzeiten wurden meist in der eigenen Wohnung gefeiert. Sie boten willkommenen Anlass, Verwandte einzuladen und Kontakte zu intensivieren.
Unterschiedliche Freizeitformen führten zu neuen Differenzierungen auch innerhalb des Bürgertums. Familien, die sich noch in der Tradition des Bildungsbürgertums und der „Buch-Kultur“ sahen, fanden im allgemeinen wenig Zugang zur neuen Massenkultur, gingen weder ins...
Der „Schorsenbummel“ war als ein sonntägliches Treffen des gehobenen Bürgertums eine alte hannoversche Tradition. Jung und Alt spazierte vormittags unter den Klängen einer Militärkapelle auf der Georgstraße zwischen Windmühlen- und Ständehausstraße nach festem Muster auf und ab.
Die Pferdezucht, der Turnier- und der Rennsport in Hannover sind seit dem 19. Jahrhundert bis auf den heutigen Tag international anerkannt. Doch meist blieb der Reitsport den Reitervereinen und damit einer exklusiven Gesellschaft vorbehalten.
Der Kunstverein bemühte sich, „Sinn für bildende Kunst in weiten Kreisen“ und die Kestnergesellschaft unternahm den Versuch, die neuesten Kunstströmungen zu fördern.
In Hannover gastierten die großen Wanderzirkusse auf dem Klagesmarkt. Da Zirkusbesuche wegen der kurzen Verweildauer zu den seltenen Vergnügen zählten, waren sie umso interessanter. Exotische Tiere, glitzernde Kostüme und perfekte Körperbeherrschung reichten einem erwartungsvollen Publikum aber bald nicht mehr aus. Halsbrecherische Nummern und verführerische Illusion: Sensationell neu oder atemberaubend spannend sollte es schon sein.
Auf dem Klagesmarkt und auf dem Platz um die Marktkirche fanden nicht nur Wochenmärkte, sondern auch die Jahr- bzw. Weihnachtsmärkte. Im Laufe der Zeit veränderte sich ihr Charakter: Kuriositätenkabinette und Wunderschauen dienten der Volksbelustigung und verdrängte den Handel mit handwerklichen und landwirtschaftlichen Produkten.
Das Zanzen in Lokalen, Zelten oder unter freiem Himmel gehörte schon immer zu den beliebten Freizeitvergnügen. Lange Zeit tanzte man nur zu besonderen Anlässen oder an Festtagen. Regelmäßige Angebote in Tanzpalästen und Sälen gab es nur in großen Städten, aber meist wurden die nächstgelegenen Gastwirtschaften mit Saal aufgesucht.
„Spezialitäten“ aller Art bot ab 1889 das Mellini-Theater, Artistik, Kleinkunst, Varieté und Operette gehörten zum Repertoire. Im Tivoli konnten sich die Gäste wie beim Kurkonzert fühlen und Kleinkunstbühnen fanden großen Anklang.