Die hannoverschen Kinos in der Nachkriegszeit

Peter Struck (2023)

Die wenigsten würden Hannover mit dem Prädikat einer „Film-Metropole“ oder gar mit dem Titel „Kino-Hochburg“ verbinden. Dabei entwickelte sich Hannover in den fünfziger Jahren zur Kino-Metropole und zur Stadt der Uraufführungen, als Niedersachsen über ein Jahrzehnt lang eine wichtige Rolle für den deutschen Film spielt: Bis 1960 werden in den Studios in Göttingen und im „Heide-Hollywood“ in Bendesdorf über 150 Spielfilme gedreht und viele dieser Produktionen werden in der niedersächsischen Landeshauptstadt uraufgeführt. Als sich die Kino-Begeisterung der Hannoveraner herumspricht, lassen auch Produktionsfirmen anderer Bundesländer ihre Filme in Hannover starten: Von 1950 – 1957 werden in Hannover insgesamt über 100 Filme uraufgeführt, allein 1955, auf dem Höhepunkt des Booms, gibt es hier 19 Weltpremieren. Dementsprechen viele Kinos werden wiedererrichtet oder neu aufgebaut, 1958 erreicht die Zahl der Filmtheater mit 52 Häusern ihren Höhepunkt.

Auf den steilen Aufstieg folgt der tiefe Fall: Keine zehn JAhre später beginnt ein regelrechtes Massensterben der „Zelluloidburgen“: Sie werden zu Supermärkten und Lagern deklassiert und dabei nicht selten bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Viele Traditionshäuser werden abgerissen, die wenigen verbliebenen Spielstätten in „Schachtelkinos“ parzelliert. In den Häusern, in denen heute noch Kino „zelebriert“ wird, beschränkt sich die Architektur auf das Notwendigste. Die Sessel sind bequem, der Sound ist Surround, aber die nüchterne Gestaltungder Kinosäle erinnert doch wieder sehr an die prosaischen Anfänge des Mediums.

Mit den Filmtheatern ist auch ein wichtiger architektonischer Akzent aus dem Stadtbild verschwunden.