Kategorie: Filmaufbau

Von den Absichten einer Göttinger Filmproduktion

Als der Gründerkreis der Filmaufbau GmbH im Jahre 1946 sich anschickte, eine Filmproduktionsstätte in Göttingen zu errichten, waren dem Überlegungen vorausgegangen, die nicht allein industrieller und lokaler Art waren. Vielmehr lag dem Versuch, in der britischen Besatzungszone eine deutsche Spielfilmproduktion ins Leben zu rufen, die geistige Fragestellung zu Grunde, welche kulturpolitischen Wirkungsmittel dem dringenden Thema der Zeit in der Situation nach 1945 und künftig in Deutschland
gerecht werden könnten und in welcher Weise und zu welchem Ziel derartige Wirksamkeiten anzusetzen seien.

Die 60er Jahre – Umzug nach München und Konzept der „Zweigleisigkeit“

Mit Beginn der 60er Jahre bekommt die Filmaufbau, die sich in der vorangegangenen Zeit trotz einiger Erfolge kein großes „finanzielles Polster“ zulegen konnte, die sinkenden Zuschauerzahlen in den Kinos zu spüren. Im Oktober 1960 verlegt die Filmaufbau ihr Büro von Göttingen nach München. Die Filmaufbau bemüht sich in dieser Zeit um ein Konzept der „Zweigleisigkeit“: neben der risikoarmen Auftrags- und Coproduktion von Spielfilmen versucht sie als Produzent von Fernsehspielen Fuß zu fassen.

Geliebtes Leben (1953)

Die Chronik einer deutschen Familie von 1900 bis 1947 – zugleich ein Abriß deutscher Zeitgeschichte. Im Mittelpunkt das Schicksal einer Offiziersfrau, die durch Schicksalsschläge innere Selbständigkeit gewinnt. Ehe und Familie werden als Keimzelle politischer Entscheidungen dargestellt. Gepflegter Unterhaltungsfilm im Geist der 50er Jahre. (filmdienst)

Der Tag vor der Hochzeit (1952)

Der kurzfristig angesagte Besuch des Staatsoberhaupts in einer kleinen westdeutschen Universitätsstadt stürzt die Bevölkerung in fieberhafte Aufregung und den Bürgermeister in Verlegenheit, weil seine Tochter zur gleichen Zeit zum Traualtar gehen will und sich gegen eine Verschiebung des Termins sträubt. Vom satirischen Ansatz her ein bemerkenswerter Versuch, mit qualifizierten Schauspielern und pointenreichen Dialogen die teils restaurative Anfangsphase der Bundesrepublik Deutschland (einschließlich von Typen der Nazizeit) zu charakterisieren. Insgesamt bleibt der Film aber in humorig-komischen Lustspieldetails stecken.

Königliche Hoheit (1953)

Der etwas gehemmte, verschlossene Regent eines deutschen Großherzogtums um die Jahrhundertwende findet in einer unbefangenen amerikanischen Millionärstochter eine Partnerin, die nicht nur den Staatsfinanzen, sondern auch seinem Lebensmut auf die Beine hilft. Romantische Komödie, die Thomas Manns ironischen Roman nicht adäquat, aber doch mit liebenswürdigem Charme umsetzt. (filmdienst)

Primanerinnen (1951)

Der junge Thomas (Walter Giller) verliebt sich auf einer Abiturfeier in die Primanerin Ursula (Ingrid Andree). Gemeinsam verbringen sie einen zärtlichen Sommer. Als Ursula mit ihrer Familie aufs Land zieht, schwört ihr Thomas ewige Treue. Doch dann er trifft seine Exfreundin Regine (Christiane Jansen) wieder. – Regiedebüt von Rolf Thiele, der hier die romantische Novelle Ursula von Klaus Erich Boerner verfilmte.

Es kommt ein Tag (1950)

Ein deutscher Korporal verliebt sich während des Krieges 1870/71 in Frankreich in ein Mädchen, dessen Bruder er im Gefecht getötet hat. Er selbst kommt ums Leben, als er der Geliebten einen großen Dienst erweist. Tragisch-romantische Liebesgeschichte mit viel Gefühl. Der Film, bei Publikum und Presse ein großer Erfolg, machte Maria Schell und Dieter Borsche zu Stars. (Filmdienst)

Nachtwache (1949)

in evangelischer Geistlicher kommt mit seiner Tochter „Mücke“ als Seelsorger eines Hospitals in das kleinstädtische Burgdorf. Er sieht sich dort konfrontiert mit dem Sinnzweifel vieler durch den Krieg gezeichneter Menschen. Als seine Tochter bei einem tragischen Unfall stirbt, kann er nur durch den Beistand seines Freundes, einem katholischen Kaplan, zu Gott zurückfinden.

Die erste Filmproduktion – ein „Totalverlust“

Als erste Filmaufbau-Produktion inszeniert Wolfgang Liebeneiner im August 1948 LIEBE 47 nach Wolfgang Borcherts Theaterstück „Draußen vor der Tür“. Die Person des ehemaligen Ufa-Produktionschefs und Regisseurs von ICH KLAGE AN verweist deutlich auf das Dilemma der frischgebackenen Produzenten: Sie sind bei ihrem filmischen Neuanfang angewiesen auf die „alten Hasen“ der Branche, auf Fachleute, die bereits im Nationalsozialismus in der Filmproduktion gearbeitet haben.