Es kommt ein Tag (1950)

Inhalt

Man schreibt das Jahr 1870. Deutsche Ulanen haben das französische Städtchen St. Godard besetzt. Der Korporal Friedrich Mombour (Dieter Borsche), der in einem Gefecht einen jungen französischen Leutnant erschossen hat, trifft auf eine Familie, die seinen Namen trägt. Er wird wie ein Freund aufgenommen. Eine innige Liebe verbindet ihn bald mit der Tochter des Hauses, Madeleine (Maria Schell). Friedrich aber muss erkennen, dass der Leutnant, den er getötet hat, ihr Bruder war. Die sterbende Mutter darf nichts vom Tod ihres Sohnes erfahren. Sie erwartet seine Rückkehr. Da zieht der deutsche Korporal die Uniform des von ihm getöteten Gegners an und tritt so vor die Mutter, die, von ihren Ängsten erlöst, stirbt. Ein Gegenangriff der Franzosen treibt Friedrich auf die Straße. In der französischen Uniform wird er von seinen eigenen Leuten erschossen.

Regie: Rudolf Jugert
Buch: ErnstPenzoldt, Rolf Thiele, Hans Abich, Thea von Harbou, Fritz Grashoff; nach derNovelle „Korporal Mombour“ von Ernst Penzoldt
Kamera: Igor Oberberg
Bauten: Walter Haag
Kostüme : AIfred Bücken
Schnitt: Erwin Marno, A. Laß
Ton: Heinz Martin
Musik: Norbert Schultze

DarsteIlerInnen:

Dieter Borsche (Friedrich Mombour)
Maria Schell (Madeleine)
Lil Dagover (Madame Mombour)
Herbert Hübner (Monsieur Mombour)
Gustav Knuth (Paul)
Renate Mannhardt (Louise)
Gerd Martienzen (Duvernoy)
ErnstnLegal (Bürgermeister)
Else Ehser (Lisette)
Alfred Schieske (Oberst Schedy)
Wilhelm Meyer-Ottens (Stabsarzt)
Hans Mahnke (Tischler Poussin)
Norbert Zeuner (Baptiste)
Iwa Wanja.

Produktion: Filmaufbau GmbH, Göttingen.
Produzent, Produktionsleitung: Rolf Thiele, Hans Abich.
Drehort: Atelier Göttingen
Außenaufnahmen: Bad Soden-Allendorf.
Länge: 93 min, 2540 m.
Format: 35mm, Vw, l:1.33.
Uraufführung: 17.10.1950, Hannover (Weltspiele).

Auszeichnungen:
Prädikat: Wertvoll.
Bambi 1951 (Künstlerisch bester Film 1950).

Die [nach dem Erfolg von NACHTWACHE] neu entstandene solide Finanzgrundlage versetzte Abich und Thiele in die Lage, einen ihrer ,,Lieblingsstoffe“zu realisieren: die Novelle ,,KorporaI Mombour“ von Ernst Penzoldt. (…)

Die Umarbeitung der Novelle ,,KorporaI Mombour“ zum Drehbuch ES KOMMT EIN TAG war eine ,,Kollektivarbeit“ von Rolf Thiele, Hans Abich, Thea von Harbou und Fritz Grashoff, unterstützt von Penzoldt selbst.

Für diese Produktion, die Rudolf Jugert mit Maria Schell und Dieter Borsche in den Hauptrollen inszenierte, erhielten Abich und Thiele die erste Bürgschaft des Landes Niedersachsen. ES KOMMT EIN TAG, am 17.10.1950 in Hannover uraufgeführt, erhielt für den Mut, sich mit dem aktuellen Thema der deutsch-französischen Aussöhnung auseinanderzusetzen, vieI Anerkennung in der Öffentlichkeit und wurde 1951 mit dem Bambi für den künstlerisch besten Film ausgezeichnet.
Der Publikumszuspruch reichte an die Begeisterung für NACHTWACHE nicht heran, aber in einer Anlage zum Geschäftsbericht von 1956 zählte ES KOMMT EIN TAG mit einem Gewinn von rund 144.000 DM
immerhin zu den vier erfolgreichsten der (bis dahin) insgesamt zehn Filmaufbau-Produktionen.

aus: Susanne Fuhrmann: Zur Geschichte der Filmaufbau GmbH Götting. In:Wir Wunderkinder. 100 Jahre Filmproduktion, Hannover 1995, S. 52/53


Dreharbeiten
(Foto:Filminstitut Hannover)
Rudolf Jugert und Dieter Borsche freuen sich über das Bambi
(Foto: Filminstitut Hannover)

Dieser Film wirkt in erster Linie durch die Idee. Sie sagt, getreu der Novelle von Ernst Penzoldt „Korporal Mombour“, schlicht und überzeugend etwas darüber aus, wie sehr Kriege gehaßt werden müßten, weil sie die echtesten und schönsten menschlichen Beziehungen in Gefahr bringen. Darüber hinaus ist dieser Streifen gerade in der heutigen Situation kennzeichnend für die Verständigungsbereitschaft Deutschlands mit Frankreich.

Man hat es dem Dichter Penzoldt und wohl auch dem Geschick des Regisseurs Rudolf Jugert zu verdanken, daß jede peinlich wirkende und vielleicht auch falsch auszulegende Nuance vermieden wurde. Das Geschehen wickelt sich im Kriege 1870/71 ab, der l. Weltkrieg gibt nur einen schmalen Rahmen. Das Militärische aber spielt eine absolut untergeordnete Rolle oder es erhält nur jene unvermeidbare Aufgabe, die durch das Thema diktiert wurde. Es ist die Geschichte eines deutschen Korporals, der in Frankreich den Nachkommen gemeinsamer Ahnen begegnet. Er wird von diesen Franzosen herzlich und in Liebe aufgenommen, plötzlich aber muß er feststellen, daß er den Sohn des Hauses im Gefecht getötet hat. In einer sehr sauberen Art werden die aufkommenden nationalen Gefühle einzelner Personen nur angedeutet, und – eine verbindliche Geste – die Deutschen werden hier aus der Stadt vertrieben, obwohl der Krieg siegreich für sie verlief. (…)

Bei seiner Uraufführung in Hannover wurde dieser Film der Filmaufbau G.m.b.H. Göttingen, für den das niedersächsische Kultusministerium eine Ausfallbürgschaft von einer halben Million übernahm, mit großem Beifall aufgenommen.

Robert Botzat, Die Neue Zeitung, Nr. 249, 20. 10. 1950

Der Observateur francais, der Vertreter des Französischen Hochkommissars Francois-Poncet in Niedersachsen, Minister M. Stoebner, ergriff beim Empfang, den der niedersächsische Kultusminister nach der Premiere des Films ES KOMMT EIN TAG im Gästehaus der Staatsregierung gab, das Wort zu folgenden AusfÜhrungen:

„Meine Damen und Herren!

Wir haben heute einen Film gesehen, der uns außerordentlich beeindruckt hat. Als Franzose muß man vor allem die Klugheit vermerken, mit der dieser Film zwei Gefahren vermieden hat, die fü r ihn bestanden: er ist weder militaristisch noch melodramatisch geworden. ES KOMMT EIN TAG hat in einer ganz stillen menschlichen Art das gemeinsame Thema unserer beiden Völker getroffen.

Man wird diesen Film, das ist meine Überzeugung, so wie er ist, in Frankreich zeigen können, denn seine Gestalter haben die Landschaften und die Häuser und die Menschen Frankreichs in einem höchsten Maße von Echtheit wiedergegeben. (…)

Lassen Sie mich zuletzt dem Gefühl Ausdruck geben, daß dieser Film ESKOMMT EIN TAG nicht nur eine schöne europäische Verheißung anklingen Iäßt, sondern auch in der Behandlung der Vergangenheit mit kluger Toleranz vorgegangen ist. Die Rahmenhandlung spielt nicht im letzten, sondern im ersten Weltkrieg. Die Haupthandlung spielt aber 1870/71. Wir alle wissen, wie dieser Krieg ausgegangen ist. Auch für Frankreich ist Gras darüber gewachsen. Und die deutschen Filmhersteller lassen zum Schluß ihrer Geschichte eine französische Gegenattacke erfolgen. Ich möchte darin nur eines der Zeichen sehen, von denen man hier mehrere aufführen könnte und die zusammen das gute Gefühl ausmachen, mit dem alle diesen besonderen Film betrachten können. „

Pressemitteilung der Schorcht Filmgesellschaft m.b.H., o.D.,

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