Frank Wisbar: Spezialist für Kriegsgeschichten

Frank Wisbar musste 1938 emigrieren. Er ging mit seiner Frau in die USA. Nach seiner Rückkehr Mitte der 50er  Jahre fasste er schnell wieder Fuß im deutschen Filmgeschäft. Den Schwerpunkt seines filmischen Schaffens legte er zunächst auf Kriegsthemen. Innerhalb von drei Jahren von 1957 bis 1960 führte er bei vier Kriegsfilmen die Regie.

HAIE UND KLEINE FISCHE (1957) war die erste Regie Frank Wisbars nach seiner Rückkehr aus den USA und die zweite Filmrolle von Hansjörg Felmy. Felmy spielt den jungen Seekadetten Teichmann, der mit drei Freunden zunächst unbekümmert an Bord eines Minensuchboots geht. Er muss jedoch bald erkennen, dass sie nur „kleine Fische“ in der unerbittlichen Kriegsmaschinerie sind. Von den Vieren überlebt nur Teichmann. Die Kritik lobte Nachwuchsdarsteller Felmy; Wisbars Film hingegen war ihr hingegen zu vordergründig: „Der große hungrige Hai, die verbrecherische Macht, die sie vor sich hertrieb, bleibt unter Wasser.“ (Tagesspiegel 4.10.1957)

Ruinenlandschaft Stalingrad in den Filmateliers Göttingen

1958 entstand auf dem Freigelände der Göttinger Ateliers der größte Gebäudekomplex, der je nach dem Krieg für einen deutschen Film errichtet wurde. Der Architekt Walter Haag baute für HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN die unheimliche Ruinenlandschaft Stalingrads nach. Basierend auf dem Buch von Fritz Wöss, inszenierte Frank Wisbar den Untergang der 6. Deutschen Armee.

 

Die Bitte des Regisseurs um Unterstützung lehnte der damalige Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß mit der Begründung ab, die Zeit sei „noch nicht reif für eine überzeugende Gestaltung dieses Schicksal gewordenen Geschehens“. So robbten im Winter 1958/59 statt echter Soldaten nur Studenten der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld über eine verschneite Harz-Hochebene, während Göttinger Statisten durch die nachgebauten Kulissen Stalingrads auf dem Ateliergelände stürmten. HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN wurde 1959 mit dem Filmband in Silber für die beste Filmarchitektur und mit dem Filmband in Gold für den besten Film ausgezeichnet.

Angespornt durch den großen Erfolg, ging Regisseur Frank Wisbar das Kriegsthema ein drittes Mal in kurzer Folge an. Er begann noch 1959 mit den Dreharbeiten zu NACHT FIEHL ÜBER GOTENHAFEN (1960). Erzählt wird die authentische Geschichte des Kdf-Dampfers „Wilhelm Gustloff“, der im Januar 1945 von einem sowjetischen U-Boot versenkt wird. Das Schiff ist mit 6000 Flüchtlingen, hauptsächlich Frauen, Kinder und Verwundete, völlig überbelegt und nur wenige können gerettet werden.

Auf dem Freigelände des Filmateliers in Göttingen entsteht die von Walter Haag entworfene „Schaukel“

Um die Aufnahmen so naturgetreu wie möglich zu gestalten, baute Walter Haag auf dem Freigelände des Ateliers in Göttingen eine rotierende „Schaukel“, auf welcher das nachgebaute Deck des Unglücksschiffes montiert wird. Die Schaukel ist, um den Neigungswinkel des sinkenden Schiffes nachzuempfinden, so schief gestellt, dass sich die Darsteller kaum aufrecht halten können. Zusätzlich stürzen 16 Kubikmeter Wasser mit einem Schlag auf sie ein. Ausgerechnet für diese Szene vermittelte das Arbeitsamt Göttingen Komparsen fast ausschließlich aus West- und <Ostpreußen, die das Grauen jener Tage miterlebt hatten.

Der letzte Film, der sich mit der deutschen Wehrmacht beschäftigte war FABRIK DER OFFIZIERE. Die Geschichte handelt von einem idealistischen Oberleutnant (Helmut Griem in seinem Spielfilmdebüt), der daran scheitert, einen wegen Mordes angeklagten Nazi-Fähnrich zu überführen.

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