Hunde, wollt ihr ewig Leben (1959)

Inhalt

Die Handlung spielt im Herbst 1942 während des Zweiten Weltkriegs. Der junge, nationalsozialistisch geprägte Oberleutnant Wisse wird als Verbindungsoffizier zu den Rumänen nach Stalingrad versetzt. Obwohl die deutschen Truppen die Stadt erobert haben, werden sie bereits von der Roten Armee eingekesselt. Während einfache Soldaten erkennen, dass sie dem Gegner chancenlos ausgeliefert sind, glauben die Offiziere unter General Paulus immer noch an einen Sieg.Dank Wisses Fanatismus kann eine Offensive des Gegners nochmals abgeschlagen werden. Als sich die Lage dramatisch zuspitzt, erkennt Wisse die Sinnlosigkeit dieses Krieges und wendet sich mehr und mehr von der Nazi-Ideologie ab. Der Film endet mit dem Zug der überlebenden deutschen Soldaten in die Kreigsgefangenschaft.

 

Der Film wurde in und bei Göttingen gedreht. Außenaufnahmen entstanden unter anderem im Harz bei Clausthal-Zellerfeld.

 

Der Rote Platz – Filmkulisse (Filminstitut Hannover)

1958 entsteht auf dem Freigelände der Göttinger Ateliers der größte Gebäudekomplex, der je nach dem Krieg für einen deutschen Film errichtet wurde. Der Architekt Walter Haag baut für HUNDE, WOLLT IHR EWIG LEBEN die unheimliche Ruinenlandschaft Stalingrads nach. Basierend auf dem Buch von Fritz Wöss, inszeniert der Spezialist für Kriegsgeschichten Frank Wisbar (HAIE UND KLEINE FISCHE, 1957) den Untergang der 6. Deutschen Armee.

Die Bitte des Regisseurs um Unterstützung lehnt die der damalige Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Strauß mit der Begründung ab, die Zeit sei „noch nicht reif für eine überzeugende Gestaltung dieses Schicksal gewordenen Geschehens“. So robben im Winter 1958/59 statt echter Soldaten nur Studenten der Bergakademie Clausthal-Zellerfeld über eine verschneite Harz-Hochebene, während Göttinger Statisten durch die nachgebauten Kulissen Stalingrads auf dem Ateliergelände stürmen.

„Aus heutiger Sicht kommt der Film mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln aus. Die Außenaufnahmen, in denen Kriegshandlungen, z. B. Panzerschlachten oder Geschützkampf, zu sehen sind, sind weitgehend montiertes Archivmaterial. Für die Filmaufnahmen wurde lediglich eine Panzerattrappe benötigt, die auf einen Traktor montiert worden war. Die Kampfszenen in der Stadt selbst sind das Ergebnis von Studioaufnahmen. Walter Haag zeichnete verantwortlich für die preisgekrönten Studiokulissen, in denen für die Aufnahmen scharf geschossen wurde. Für die Szenen mit Verwundeten setzte Wisbar ausschließlich Kriegsversehrte als authentische Statisten ein“ (Wikipedia, abgerufen: 27.04.2024)

Produktionsland Deutschland
Erscheinungsjahr 1959
Länge 93 Minuten

Stab
Regie Frank Wisbar
Drehbuch Frank Wisbar, Frank Dimen, Heinz Schröter
Produktion Deutsche Film Hansa GmbH & Co. (Alf Teichs)
Musik Herbert Windt
Kamera Helmut Ashley
Schnitt Martha Dübber
DarstelllerInnen
  • Joachim Hansen: Wisse, Oberleutnant
  • Horst Frank: Böse, Feldwebel
  • Wolfgang Preiss: Linkmann, Major
  • Günter Pfitzmann: Kunowski, Wachtmeister
  • Paul Hoffmann: Codreanu, General
  • Peter Carsten: Kraemer, Obergefreiter
  • Ernst Wilhelm Borchert: Friedrich Paulus, Generalfeldmarschall
  • Richard Münch: Kesselbach, Oberstleutnant
  • Carl Lange: Von Seydlitz, General
  • Wolfgang Büttner:
  • Armin Dahlen: Stanescu, Major
  • Karl John: Hoth, Generaloberst
  • Gunnar Möller: Fuhrmann, Leutnant
  • Ernst von Klipstein: General
  • Sonja Ziemann: Katja
  • Alexander Kerst: Busch, Kriegspfarrer
  • Friedrich Schütter: Hoths Befehlsempfänger
  • Klaus Behrendt, Josef Fröhlich, Klaus Hellmold, Tatjana Iwanow, Erik von Loewis, Peter Lühr, Karl Meixner, Jöns Andersson, Heinz Plate, Gothart Portloff, Joachim Rake, Günther Ungeheuer, Reinhard Kolldehoff

Auszeichnungen

1959 mit dem Filmband in Silber für die beste Filmarchitektur und mit dem Filmband in Gold für den besten Film ausgezeichnet.

Jury Begründung

Die kompromisslose Nüchternheit dieses Kriegsfilms, der bei höchster Sorgfalt in der Regie, in den Dialogen und in den Bauten ein realistisches Bild vom Untergang der sechsten Armee in Stalingrad vermittelt, hebt ihn beträchtlich über andere Filme seines Genres hinaus. Indem der Film die Tragödie von Stalingrad an einer exemplarischen Gruppe deutscher Soldaten und Staboffiziere mit der Genauigkeit einer sachlichen Beschreibung darstellt, überlässt er dem Zuschauer die Schlussfolgerungen und wirkt darum ungleich eindringlicher als andere Filme, die auf eine Tendenz hin angelegt wurden.

(…)

Der Ausschuss empfiehlt dem Antragsteller eine Änderung des Titels. Die historische Herkunft des Titelzitats, das aus naheliegenden Gründen nicht in Anführungszeichen geführt wird, dürfte dem größeren Teil des Publikums unbekannt sein. Abgesehen davon ist der Wortlaut des Titels dem Inhalt des Films nicht gemäß.

> vollständiger Text

Der Film gehöret bis in die 80er Jahre zum 16mm-Spielfilm-Angebot fast aller landesmedienstelle und galt weithin als ein „Antikriegsfilm“.

Bei Bandmann/Hembus schaffte es der Film 1980 nicht, zu den „Klassikern“ gezählt zu werden, immerhin aber eine Erwähnung bei den 522 weiteren deutsche Filmen zu finden. Dort wird er allerdings, mit einem Zitat von T. Kotulla aus der Filmkritik von 1959 belegt, weniger freundlich bewertet:

Die Schlacht von Stalingradendend mit dem Zug der deutschen Überlebenden in die sowjetische Gefangenschaft, wobe ein Militärpfarrer sagt ‚Vielleicht werden wir lernen aus all diesem‘, und ein Gefreiter antwortet ‚Oder auch nicht‘. „Ein heikles Thema verlangt den großen Künstler; hier sind routinierte Stümperei undunterentwickeltes politisches Bewußtsein am Werk gewesen“ Theodor Kotulla, Filmkritik, 1959)

In den zahlreichen Notzen auf Filmplattformen im Internet überwiegen dann wieder  positive Beurteilungen. Da ist von einem „Meisterwerk des deutschen Nachkriegsfilms“ (AL!VE) die Rede oder man konstatiert „Eine eindringliche filmische Aussage“.

Die einschlägigen Lexik aurteilen differnzierter: „Im ganzen ist es der Regie gelungen, sich von der Unredlichkeit üblicher Kommerz-Kriegsfilme jener Jahre zu entfernen.“ (filmdienst), aber „Regisseur und Szenaristen [wußten] das wichtige Thema gesellschaftlich und historisch nicht recht einzuordnen“ (Reclam Filmlexikon).

Und der Evangelische Filmbeobachter empfiehlt den Film ab 14. Jahren!

„Regisseur Frank Wisbars Filmversion beschwört die apokalyptische Landschaft zurück, den Höllenspuk der Stalinorgeln, das Stakkato der MGs und die Einschläge der Karabinerkugeln. Eine eindringliche filmische Aussage mit einem hervorragenden Ensemble. Ein Meisterwerk des deutschen Nachkriegsfilms!“ (AL!VE, zitiert nach WIkipedia)

Kriegswinter 1942/43: Die 6. Armee harrt eingekesselt in Stalingrad aus. Oberleutnant Wisse (Joachim Hansen), bisher ein treuer Diener der faschistischen Kriegspolitik, kommen Zweifel. Niemand glaubt noch an den „Endsieg“. Nur der fanatische Major Linkmann (Wolfgang Preiss) – aber der befehligt vom sicheren Bunker aus. Kurz vor dem Angriff der Russen will er sich absetzen… Der routiniert inszenierte Film verzichtet zwar auf Glorifizierungen, aber auch auf die klare Absage an das NS-Regime. (cinema.de; abgerufen: 27.04.2024)

Die Stalingrad-Katastrophe von 1942/43. Es beginnt wenige Tage vor dem Ausbruch der großen winterlichen Einkesselungsschlacht und endet mit dem Marsch in die Gefangenschaft, unmittelbar nach der Kapitulation von Stalingrad… Regisseur Frank Wisbars Filmversion beschwört die apokalyptische Landschaft zurück, den Höllenspuk der Stalinorgeln, das Stakkato der MGs und die Einschläge der Karabinerkugeln. Eine eindringliche filmische Aussage. (cinemaxx.de; abgerufen 27.04.2024)

Der mit Spielfilmmitteln unternommene Versuch eines Gesamtbildes der Katastrophe von Stalingrad (1942/43). Am Faden des geschichtlichen Geschehens begleitet die Handlung ihre Hauptfigur, einen anfangs nationalsozialistisch gesinnten Offizier, vom Beginn der Einkesselung bis zur Kapitulation der 6. Armee. Im ganzen ist es der Regie gelungen, sich von der Unredlichkeit üblicher Kommerz-Kriegsfilme jener Jahre zu entfernen. Die Ansätze zu einem realistischen Drama des Massenschicksals reichen aus, auch die mögliche Wirkung positiv zu sehen. (filmdienst.de)

Reclams Lexikon des deutschen Films (1995): „Mit gewohnter handwerklicher Souveränität inszenierte Wisbar dieses gut besetzte Stalingrad-Drama und ließ die Figuren selbst das Geschehen in lapidar-pessimistischen Sätzen kommentieren. So dramaturgisch ergiebig diese Technik auch war, vermochte sie dennoch nicht zu verbergen, dass Regisseur und Szenaristen das wichtige Thema gesellschaftlich und historisch nicht recht einzuordnen wußten.“ (Zitiert nach Wikipedia)[5]

Evangelischer Filmbeobachter: „Die Tragödie von Stalingrad mit dokumentarischer Echtheit und außergewöhnlicher Gestaltungskraft zu einem eindringlichen Aufruf gegen die Unmenschlichkeit und Sinnlosigkeit des modernen Krieges verfilmt. Ab 14 zu empfehlen.“ (Zitiert nach Wikipedia)[6]

Es scheint nachgerade so, als hätte die deutsche Filmwirtschaft auf einen Regisseur wie Frank Wysbar gewartet. Als er 1956 aus den USA zurückkam, erfahren im Geschäft, voller Zorn über dieses Deutschland, das sich seiner Vergangenheit nicht stellen wollte, da drehte er in einer Serie von Erfolgen „Haie und kleine Fische“, „Nasser Asphalt“ und schließlich „Hunde, wollt ihr ewig leben“ in einem Stil, der in den Fünfzigern von kaum jemandem so konsequent beherrscht wurde (Staudte?) – keine Konzession an den „Publikumsgeschmack“, starke zeitbezogene Themen, weg von der Heuchelei und Verdrängung der Deutschen. Das waren die Mainstreamkinogänger nicht gewöhnt. Und trotzdem blieben diese Filme nicht nur künstlerische Erfolge.

 

Falk Schwarz: Kotau vor dem Führer – filmportal.de

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