Die I.G. Farbenindustrie AG und der Faschismus

Die I.G. Farbenindustrie AG und ihre Rolle im Dritten Reich

“ (…) Am 21. November 1925, d.h. erst sechs Jahre und zwei Monate vor der Machtergreifung Hitlers schlossen die nachfolgenden Firmen:

  • Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation, Firmensitz Berlin
  • Badische Anilin- und Sodafabrik AG, Firmensitz Ludwigshafen
  • Ammoniakwerk Merseburg GmbH – Leuna Werke, Firmensitz Merseburg
  • Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Firmensitz Leverkusen
  • Chemische Fabrik Griesheim-Elektron, Firmensitz Griesheim
  • Chemische Fabrik Kalle & Co. AG, Firmensitz Biebrich
  • Chemische Fabriken Weiler-ter Meer, Firmensitz Uerdingen
  • Farbwerke Leopold Cassella & Co., Firmensitz Fechenheim
  • Farbwerke vorm. Meister Lucius und Brüning AG, Firmensitz Höchst

einen Vertrag zur konkurrenzlosen Zusammenarbeit in einer Interessengemeinschaft. (…)

Zweck der Unternehmensgründung war die Gewinnmaximierung durch Monopolstellung. Welch verheerende Wirkungen Monopole für Volkswirtschaften haben, war aus den Erfahrungen der USA mit derartigen Kartellen bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt, so dass es bereits mehr als seltsam anmutet, dass man in der Weimarer Republik weder aus politischer noch aus juristischer Sicht etwas gegen die Gründung dieses Monopolisten unternahm.“

aus: Stefan Loubichi: Die I.G. Farbenindustrie AG und ihre Rolle im Dritten Reich. Zukunft braucht Erinnung. Erstellt: 23. Juli 2014, abgerufen 23.12.2020


Der Konzern, der Hitler den Weltkrieg ermöglichte

Die IG Farben hat in den Weltkriegen grausame Dinge getan. Die Geschichte über das zerstörerische Werk von Bayer, BASF und Co und wie die Verantwortlichen sich noch Jahre nach dem Krieg feierten.

Es ist die Geschichte eines Megakonzerns, der in Friedenszeiten den Liberalismus liebte, sich aber im Krieg rasant in den Dienst des Staates und der Armee stellte – und in beiden Fällen prächtig verdiente. Das Beispiel IG Farben ist auch heute noch von höchster Relevanz, weil es zeigt, welch dramatische Folgen es haben kann, wenn sich Unternehmen und Politik zu nahe kommen. (…) weiter

aus: Thorsten Miersch Handelblatt, 28.07.2011 


Handlanger der Nationalsozialisten

(…) Die unrühmliche und skandalöse Rolle des Konzerns im Dritten Reich war Anfang der dreißiger Jahre nicht absehbar. Enge Verbindungen zu den Nationalsozialisten bestanden zunächst nicht, nur ein Vorstandsmitglied war 1932 Mitglied der NSDAP, und dies nur für einige Monate.

Doch Hitler band den Konzern immer stärker in seine Maschinerie ein, sicherte durch den „Benzinvertrag“ 1933 das bis dahin verlustreiche Geschäft der IG Farben mit der Herstellung von synthetischem Treibstoff ab. Spätestens ab diesem Zeitpunkt unterstützte der Konzern die Expansions- und Kriegspolitik der Nazis. Er wird, wie es später heißt, zum „Staat im Staate“. (…) weiter

Der Tagesspiegel 11.11.2003


Die I.G. Farben und der NS-Staat

“ (…) 1926 begann in Leuna die Herstellung von synthetischem Benzin, nach dem Bergius-Verfahren aus Kohle hydriert. Es bestand die Gefahr, dass dies eine der größten Fehlinvestitionen werden würde, weil die Gestehungskosten immer höher waren als beim durch Erdöldestillation gewonnenen Benzin. Mittelfristig war ohne Hilfe des Staates die Benzinsynthese nicht überlebensfähig.

Deshalb suchte im Sommer 1932 der Direktor der Leunawerke Heinrich Bütefisch den Kontakt zu Adolf Hitler in München, um herauszufinden, ob das für den Weltmarkt zu teure synthetische Benzin der I.G. auch weiterhin durch Schutzzölle konkurrenzfähig gemacht würde. Hitler machte ihm klar, dass er deutschen Treibstoff für ein politisch unabhängiges Deutschland für zwingend notwendig erachtete. Dies waren nach Carl Bosch „vernünftige Ansichten“, die 1932 mit der höchsten Einzelspende der deutschen Industrie in Höhe von 400.000 Reichsmark im Rahmen von Hitlers Wahlkampf unterstützt wurden. Unter dem Vorsitz von Carl Bosch stimmte die I.G.-Farben-Generalversammlung Anfang Dezember 1932 dem Programm der „Agrarkartellierung“ zu, einem Interessenkompromiss von Industrie und Großagrariern. Dieser Entschluss des damals größten Konzerns Europas bereitete auch den Weg zur NS-Diktatur.(…) weiter

aus: IG Farben


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