Der Krieg: Schicksal und menschliches Leid
- Das „Schicksal“ ereilt die Soldaten an der Ostfront. Filmszene aus der 5. Episode des Films IN JENEN TAGEN
Der Krieg in Filmen aus der unmittelbaren Nachkriegszeit
Es gibt in den wenigen Nachkriegsfilmen, die sich mit dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen, keine Kampfszenen. Das wäre in den diesen Jahren auch schwer zu realisieren gewesen. Wie, sich positionieren? Kampfszenen inszeniert, in denen deutsche Soldaten alliierte Soldaten , die jetzigen Besatzer, töten? Das ist erst Mitte der 50er Jahre wieder opportun, vorzugsweise, wenn es sowjetische/russische Soldaten trifft. Dann darf es auch wieder pflichtbewusste moralisch integre „Helden“ geben.
In den Filmen der unmittelbaren Nachkriegszeit dagegen leiden die Menschen unter ihren Erinnerungen an die Kriegszeit,
DIE MÖRDER SIND UNTER UNS: Der Arzt Mertens kann nicht vergessen, was Weihnachten in Polen geschehen ist, und fordert Rechenschaft.
LIEBE 47: Beckmann kann ebenfalls nicht vergessen und will Verantwortung zurückgeben für den Tod von Kameraden.
IN JENEN TAGEN: Käutner zeigt „gute“ Menschen in verschiedenen Stationen des Zweiten Weltkriegs, die sich trotz des Krieges menschlich verhalten.
Die Verfolgten auf der Flucht aus dem KZ (MORITURI) oder vor der Vernichtung im KZ (LANG IST DER WEG) versuchen verzweifelt, ihr Leben zu retten. Der Krieg stellt den Hintergrund für ihre Verfolgungs- und Leidensgeschichte dar.
In allen Filmen erscheint der Krieg als „Schicksal“, er ist da – man muss sich darin zurechtfinden, mit seinen Erlebnissen zurechtkommen – sofern man überlebt – und v.a. dabei menschlich bleiben. Für die Überlebenden liegt die Zukunft im privaten Glück begründet.
IN JENEN TAGEN: Den Fahrer ereilt das Soldatenschicksal, was aus dem Leutnant wird, weiß man nicht: Eben so wenig, was aus „Frau Oberst“ – deren Sohn im Widerstand „gefehlt“ hat – und Berta wird. Dafür wird Josef seine Maria sicher wiederfinden – in Illingenworth, nach dem Krieg.
DIE MÖRDER SIND UNTER UNS: Mertens findet schließlich seine Susanne. Brückner wird zur Verantwortung gezogen – eine damals reale Utopie, die leider zumeist nicht Realität wurde.
LIEBE 47: Beckmann bekommt seine Anna, die Verantwortung will niemand haben. Anne kann mit ihrer menschlichen/weiblichen Fürsorge für Beckmann ihre erlebtes Leid „bewältigen“ und Beckmann hat in der Zweisamkeit eine neue Perspektive.
MORITURI: Die verfolgten und geflüchteten Opfer beweisen Menschlichkeit gegenüber einem der Täter – ihre Zukunft bleibt offen.
LANG IST DER WEG: Der Sohn findet seine Mutter wieder und am Horizont leuchtet die damals – und heute wieder – Utopie eines sicheren Lebens in Palästina.
Detlef Endeward, Mai 2024
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