Ökonomische Interessen und geostrategische Kriegsziele Deutschlands
„Uns treibt … Eroberungslust“
„Uns treibt nicht Eroberungslust“, erklärte Kaiser Wilhelm II. am 4. August 1914. Und er log dabei, wie es u.a. der Historiker Christopher Kopper sehr deutlich formulierte. Damit stand der Kaiser nicht allein, die politische und militärische Elite wollte die politische Vormacht in Europa und die führenden Bankiers und Industriellen sowie die Manager der großen Unternehmen wollten die ökonomische Vormacht in Europa. Lediglich im Detail unterschieden sich die konkreten Interesse verschiedener Wirtschaftszweige. Das Interesse an Annexionen war in der Montanindustrie am größten, aber auch in den anderen Wirtschaftszweigen vorhanden:
Walther Rathenau (Aufsichtsratsvorsitzender der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft) empfahl die Errichtung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes unter deutscher Führung. Hermann Röchling (Geschäftsführer und Gesellschafter der Röchlingschen Eisenund Stahlwerke GmbH, Völklingen) forderte die Annexion des französischen Erzgebietes von Longwy-Briey sowie die Übereignung der französischen Erzgruben dieses Gebietes in die Hände deutscher Montanmonopole. August Thyssen (Mitinhaber des Thyssen-Konzerns) empfahl, Belgien, die französischen Departementes du Nord und Pas de Calais mit den Häfen Dünkirchen und Boulogne, das Departement Meurthe und Moselle mit dem französischen Festungsgürtel und der Maas als Grenze sowie die Departements Vosges und Haut- Saone mit der Festung Belfort dem deutschen Reich als ,,Reichsland“ einzuverleiben, außerdem von Rußland die Ostseeprovinzen, Teile von Polen (das damals zu Rußand gehörte), das Dongebiet mit Odessa, die Krim und den Kaukasus abzutrennen und einen großen mitteleuropäischen Zollverein zu schaffen. Der Direktor der Deutschen Bank, Arthur v.Gwinner, drängte auf die Inbesitznahme französischer Kolonien und vor allem auf die Errichtung der wirtschaftlichen Vorherrschaft über Europa. Zur Durchsetzung dieser Interessen war allen Beteiligte das Mittel des Krieges recht.
„Auf Initiative des Vorsitzenden des Direktoriums der Fried. Krupp AG., Alfred Hugenberg, und in enger Zusammenarbeit mit dem Generaldirektor der Gelsenkirchener Bergwerks AG und Aufsichtsratsvorsitzenden des Rheinisch-Westfälischen Kohlensyndikats, Emil Kirdorf, sowie dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG, Hugo Stinnes, fasste der Geschäftsführende Ausschuss des Alldeutschen Verbandes unter Leitung des Vorsitzenden Heinrich Claß diese und andere Forderungen der aggressivsten Kreise der herrschenden Klasse zu einem Kriegszielprogramm zusammen. Danach sollten folgende Gebiete annektiert werden:
Longwy-Briey, Nordfrankreich und die französische Kanalküste bis zur Somme. ganz Belgien, Kongresspolen, die Ukraine, Kurland, Livland, Estland und Finnland; weiterhin waren vorgesehen die Schaffung eines großen deutschen Kolonialreiches in Mittelafrika und die Errichtung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsbundes unter deutscher Führung.“ (W. Gutsche: 1. August 1914, Berlin-Ost 1978)
Auf der Grundlage dieser seit Jahren erhobenen Expansionsforderungen formulierte der Reichskanzler am 9. September 1914 das Kriegszielprogramm des deutschen Imperialismus.
Ökonomische und politische Bedingungen
- Imperialismus und Kolonialismus
- Der erste Globalisierung
Ökonomische Interessen und geostrategische Kriegsziele Deutschlands
Kriegstüchtige Gesellschaft: Nationalismus und Militarisimus
1914: Kriegsbeginn
Beiträge im Internet und Literatur