Bedingungen und Ursachen des Ersten Weltkriegs
Ursachen Erster Weltkrieg
Das Wichtigste
- Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Lage in Europa zunehmend angespannt – es wurden mehrere Kriege geführt und 1871 wurde das Deutsche Kaiserreich gegründet.
- Bismarck setzte auf eine komplizierte Bündnispolitik, um das Deutsche Reich vor Angriffen bestmöglich zu schützen.
- Unter Kaiser Wilhelm II. wurde diese Bündnispolitik sozusagen zunichtegemacht. Seine aggressivere Außen- und Kolonialpolitik sowie sein Ausbau der kaiserlichen Marine führten unter anderem zum Wettrüsten unter den Großmächten, die einen nahenden Krieg inzwischen für unvermeidbar hielten.
- Am 28. Juni 1914 wurden der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Ehefrau Sophie Chotek bei einem Attentat umgebracht.
- Das Attentat löste die sogenannte Julikrise aus, welche wiederum den Beginn des Ersten Weltkriegs einleitete.
Das Attentat löste…
So einfach – und zugleich oberflächlich und verständnislos – lassen sich offenbar die Fragen nach den Bedingungen und Ursachen des Ersten Weltkriegs beantworten. Damit wollen wir uns hier auf diesen Seiten nicht zufrieden geben.
Kriegsschuld oder Kriegsursachen
Die Frage nach der Kriegsschuld verengt die Perspektive. Sie führte u.a. dazu, dass die meisten Historiker fast nur Ereignis- und Entscheidungsabläufe auf Regierungsebene in der Julikrise 1914 und zum Kriegsbeginn untersuchten. Auf diese Weise können Erkenntnisse gewonnen werden über persönliche Verantwortung bzw. Verantwortungslosigkeit direkt beteiligter Politiker, Militärs – und häufig vergessen – Wirtschaftsführer. Dabei dominiert gegenwärtig die Deutung, dass die europäischen Mächte in den Krieg „getaumelt“ wären oder wie Clark es ausdrückt, als „Schlafwandler“ unterwegs gewesen sind. Dagegen muss – wieder einmal (vgl. die Fischer Kontroverse) – festgehalten werden, dass die Verantwortlichen in Politik, Militär und Industrie offenen Auges und bei vollem Bewusstsein ins Verderben gestürmt sind, wobei dieses Verderben allerdings eher diejenigen ereilte, die nicht verantwortlich für den Krieg gewesen sind.
Wichtiger ist darüber hinaus, deutlich zu machen, dass diese verengte Perspektive, die längerfristigen und systemischen politischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen vernachlässigt, die zum Kriegsausbruch beigetragen haben. Leider sind Forschungen zu eben den sozialökonomischen Kriegsursachen in der Gegenwart eher selten und in der historischen Bildung noch seltener anzutreffen.
Den spezifisch deutschen Zusammenhang von Politik und Wirtschaft als Voraussetzung der imperialistischen Wirtschafts- und Kolonialpolitik beschreibt G.W.F. Hallgarten zu Beginn des Kapitels „Die deutsche Industrie und die ‚Weltpolitik’“ wie folgt:
„Die Voraussetzung der Weltpolitik war die überraschend schnelle Umwandlung Deutschlands zu (…) einer Industriemacht ersten Ranges. Sie führte (…) zur Bildung von Kartellen und Syndikaten. Hier lag der Unterschied zwischen der deutschen Entwicklung und der im Westen. weder Engeland mit seinem Freihandel und seinem Mangel an Zollmauern, noch Frankreich, dem vorwiegend agrarischen land mit seiner nur schwach entwickelten Industrie, bestand ein ähnlicher Anreiz zur Ballung von Unternehmen wie in Deutschland, sowie – was damit verbunden war – zur Produktion auf erhöhtem Preisniveau im Innereren und Schleuderexport mach außen. Es war befremdet, zu sehen, wie Deutschland, gleichsam um seine überalterte Sozial- und Wirtschaftsstruktur – die Herrscherrolle von Junker- und Großgrundbesitz und die Anpassung der industriellen Entwicklung an beide – unter modernen Verhältnissen möglich zu machen, immer stärker nach Beherrschung imperialistischer Räume drängte…“ (1)
Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass wir hier die internationalen geopolitischen und ökonomischen Rahmenbedingungen nicht ausreichend berücksischtigen. Aber uns ist hier zunächst wichtig(er), uns mit „vergessenen Lektionen“ der deutschen Geschichte zu befassen, zumal die Filme, mit denen wir es zu tun haben, zumeist ebenfalls diese Perspektive aufweisen.
Detlef Endeward, April 2024
Bedingungen und Ursachen des Ersten Weltkriegs
Ökonomische Bedingungen
Imperialismus und Kolonialismus Die erste Globalisierung
- Kontinentalimperialismus:
Europäische Großraumwirtschaft unter deutscher Führung - Rüstungsprouktion und Waffenhandel
Politische Bedingungen
Imperialismus und Kolonialismus: Außenpolitik im Kaiserreich
- Die deutsche Industrie und die „Weltpolitik“
Ökonomische Interessen und geostrategische Kriegsziele Deutschlands
Kriegstüchtige Gesellschaft: Nationalismus und Militarisimus
1914: Der kalkulierte Krieg