Ökonomische Kompetenz und Wirtschaftsberichterstattung in Film und Fernsehen
KI-generiertes Symbolbild
Medien, Wirtschaft und die Unsichtbarkeit der Alternativen
Detlef Endeward (12/2025)
Ökonomische Kompetenz, die an die kritischen Ansätze von Oskar Negt, Elmar Altvater und letztlich Karl Marx anknüpft, ist eine zentrale Voraussetzung, um sich reflektiert mit der in den Medien vermittelten Mythenbildung über Wirtschaft auseinanderzusetzen und deren ideologischen Charakter dekonstruieren zu können. Dies gilt gleichermaßen für wirtschaftsnahe Dokumentationen wie auch – und insbesondere – für die Wirtschaftsberichterstattung in den Massenmedien, vor allem im Fernsehen, und zwar seit dessen Anfängen.
In der medialen Berichterstattung über Wirtschaftsthemen ebenso wie im wirtschaftspolitischen Mainstream dominieren seit den 1950er-Jahren ordoliberale beziehungsweise neoliberale Deutungsmuster. Diese fungieren als Bestandteile einer kulturellen Hegemonie, die ökonomische Zusammenhänge naturalisiert, Alternativen ausblendet und gesellschaftliche Macht- und Klassenverhältnisse systematisch verschleiert. Wirtschaft erscheint so als quasi naturgesetzlicher Prozess, der sich dem politischen Gestaltungswillen weitgehend entzieht.
Nur in wenigen, meist längeren Dokumentationen – häufig ausgestrahlt zu Randzeiten der öffentlich-rechtlichen Sender – werden die im Mainstream vorherrschenden Deutungen und Mythen kritisch thematisiert und infrage gestellt. Auch einzelne Spielfilme greifen vereinzelt die strukturellen Probleme kapitalistischer Ökonomie auf und eröffnen alternative Perspektiven. Insgesamt bleiben solche Gegenentwürfe jedoch marginal.
Gerade vor diesem Hintergrund kommt ökonomischer Kompetenz eine besondere Bedeutung zu. Sie ermöglicht es, dominante Narrative zu durchschauen, mediale Inszenierungen kritisch zu lesen und Wirtschaft nicht als ideologiefreien Sachzwang, sondern als historisch gewachsenes, gesellschaftlich umkämpftes Feld zu begreifen.