Zum Verlauf der Wirtschaftkrise

Wirtschaft in der Abwärtsspirale

Detlef Endeward (06/2025)

Im Verlaufe des Jahres 1928 setzte der Abschwung in der deutschen Wirtschaft allgemein ein, der sich 1929 erheblich beschleunigte. Lediglich die für einzelne Industriesektoren günstige Exportlage verlangsamte diesen Prozess noch.

Phasen im Krisenverlauf

Beginn der Krise (1929)

Bereits 1928 zeichnete sich ein Abschwung in der deutschen Wirtschaft ab. 1929 beschleunigte sich dieser Prozess stark, als die Exportgewinne einzelner Industriezweige nicht mehr ausreichten, um die allgemeine Konjunktur abzufedern. Der Börsencrash in New York im Oktober 1929 war dabei nicht die Ursache, sondern der Auslöser einer bereits fragilen Entwicklung.

Erster wirtschaftlicher Schock (1930)

Zu Jahresbeginn 1930 stiegen die Arbeitslosenzahlen drastisch in allen Wirtschaftszweigen. Die Industrieproduktion begann stark zu sinken – bis 1932 insgesamt um ca. 33 %. Dieser Rückgang war allerdings weniger stark als in den USA. Gleichzeitig verschärfte sich der Widerspruch zwischen den vorhandenen Produktionskapazitäten und der Möglichkeit zur Realisierung von Mehrwert: Die Nachfrage brach ein, Lagerbestände wuchsen.

Investitionsschwund und Kapitalrückzug (1930–1931)

Das Investitionsniveau konnte 1930 noch etwa ein Drittel bis die Hälfte des Volumens von 1928/29 halten. Doch mit zunehmender Kapitalflucht – insbesondere durch Rückforderung von US-Krediten – verschärfte sich die Lage weiter. Im Herbst 1931 kam es zum Zusammenbruch des deutschen Bankensystems (z. B. Danat-Bank), was eine neue Eskalationsstufe der Krise markierte.

Stagnation und Massenarbeitslosigkeit (1931–1932)

Nach dem Bankencrash setzte ein erneuter Produktionsrückgang ein. Die Investitionstätigkeit nahm gegen Ende 1931 so stark ab, dass selbst Ergänzungsinvestitionen unterblieben – Maschinen wurden nicht mehr ersetzt. Das erste Halbjahr 1932 war von einer allgemeinen ökonomischen Stagnation geprägt. Die Zahl der offiziell registrierten Arbeitslosen erreichte 1932 über 6 Millionen.

Politische und soziale Folgen (1932–1933)

Die andauernde wirtschaftliche Not führte zu einer sozialen Verelendung breiter Bevölkerungsschichten und einer tiefen Vertrauenskrise gegenüber der parlamentarischen Demokratie. Die Brüningsche Deflationspolitik (Lohn-, Preis-, Sozialkürzungen) verschärfte die Lage zusätzlich. Rechtsradikale Parteien wie NSDAP gewannen massiv an Zulauf, die arbeiterparteien stagnierten, verloren aber an Machtpotenzial.

Die wirtschaftliche Sackgasse bereitete somit den Nährboden für die Machtübertragung an die NSADAP am 30. Januar 1933.

 

Jahr / Zeitraum

Ereignisse und Entwicklungen

1928 (Spätsommer)

Beginn des wirtschaftlichen Abschwungs in Deutschland; erste Konjunktureinbrüche, v. a. in investitionsabhängigen Branchen.

1929 (Frühjahr)

Wirtschaftliche Abschwächung beschleunigt sich deutlich. Nur vereinzelte Industriesektoren profitieren noch von Exporten.

Oktober 1929

Börsencrash in New York („Schwarzer Freitag“) – Auslöser der globalen Weltwirtschaftskrise. Deutschland besonders anfällig wegen hoher Auslandskreditabhängigkeit.

Anfang 1930

Deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit in allen Wirtschaftszweigen. Erheblicher Rückgang der Produktion (insgesamt –33 % bis 1932).

Mitte 1930

Investitionen brechen ein; dennoch hält sich das Niveau noch bei etwa ⅓ bis ½ des Vorkrisenniveaus von 1928/29.

1931 (Sommer/Herbst)

Massive Kapitalabzüge und Rückforderungen durch ausländische Gläubiger. 💥 Zusammenbruch des Bankensektors (z. B. Danat-Bank im Juli 1931). Neue Produktions- und Beschäftigungseinbrüche.

Ende 1931

Investitionstätigkeit sinkt auf historischen Tiefpunkt: Selbst Ersatzinvestitionen unterbleiben vollständig.

Frühjahr 1932

Wirtschaft tritt in Phase der allgemeinen Stagnation ein. Kaum noch Bewegung in Produktion oder Konsum. Arbeitslosigkeit bei über 6 Millionen.

1932–Anfang 1933

Anhaltende Deflation, Sparpolitik (Kanzler Brüning). Weitere Verarmung, politische Radikalisierung. Wahlerfolge von NSDAP und KPD.

30. Januar 1933

Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler – vorläufiger politischer Kulminationspunkt der wirtschaftlichen Systemkrise.

Bracher, K.D.: Die Auflösung der Weimarer Republik, S. 199ff
Henning, F.W.: Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1972) S, 90ff
Mommsen, Hans: Die verspielte Freiheit, Berlin 1989
Petzina, Dietmar: Konjunkturpolitik in der Weimarer Republik, Stuttgart 1968

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