Merkmale der System- und Gesellschaftskrise

Arbeitslosigkeit – Not und Elend

6.000.000 Arbeitslose, die bis zu 4 Personen mit zu versorgen hatten. Das heißt, dass in der Hochphase der Wirtschaftskrise etwa 25 Mio. Menschen in Armut leben mussten.


Proteste – Demonstrationen – Streiks

Politik verlagerte sich zu großen Teilen auf die Straße.


Stammhaus der Darmstädter und Nationalbank am Schinkelplatz (Originalbeschriftung)
Bundesarchiv, Bild 183-2007-0307-500 / CC-BY-SA 3.0
Zusammenbruch von Banken – Geschäftsaufgaben – Firmenpleiten

„Die Darmstädter und Nationalbank hat, wie bekannt, am 13. Juli ihre Zahlungen eingestellt. Die Regierung hat eine Garantie für die Einlagen übernommen und wird einen Treuhänder-Ausschuss berufen.“ (Originaltext zum nebenstehenden Bild)

Geschäftsaufgaben kleinerer Läden waren an der Tagesordnung.

Und auch große Konzerne gerieten in Schwierigkeiten. Borsig stand 1930 vor der Insolvenz und konnte nur durch Fusion mit der AEG vor dem Bankrott bewahrt werden; der größte deutsche Stahlkonzern, die Vereinigte Stahlwerke AG, konnte nur durch eine Teilverstaatlichung „gerettet“ werden“


SA-Terror – Nationalistische Machtdemonstration – Polizeigewalt

Rechter Terror untergrub systematisch die Weimarer Demokratie. Gewaltsame Ausschreitungen der SA waren an der Tagesordnung und forderten zahlreiche Todesopfer.

Polizeiübergriffe, wie beim sog. Blutmai von Berlin  1929 (33 Todesopfer) oder dem „Altonaer Blutsonntag“ am 17. Juli 1932 (18 Todesopfer) zerstörten auf Seiten der Arbeiterbewegung zusätzlich Vertrauen in staatliche Institutionen   Todesopfermatisch


Reichskanzler von Papen spricht vor der Aussländischen Presse in Berlin! Reichskanzler von Papen und Reichsaussenminister von Neurath im Hotel Adlon in Berlin vor der bedeutsamen Rede des Reichskanzlers im Gespräch mit Journalisten.
Präsidialkabinette und Notverordnungspolitik

Entmachtung des Reichstags

Abbau von Sozialleistungen


Arbeitsmaterialien


Zusammenstellung der Daten nach:Weimrer Republik: Hrsg. vom Kunstamt Kreuzberg und dem Institut für Theaterwissenschaftn der Universität Köln, Berlin 1977;  Die tödliche Utopie. Bilder , Texte, Dokumente, Daten zum Dritten Reich. Hrsg. von Horst Möller, Volker Dahm und Hartmut Mehringer, München 1999 und den Jahreschroniken bei Wikipedia

 

Politik


 

21. März: Der preußische Innenminister empfiehlt im Kampf gegen „radikale Organisationen“ vorbeugend Demonstrationenunter freiem Himmel zu verbieten.

20. April: Gründung des Kampfbundes für Deutsche Kultur (KFDK)

April: Gründung des Nationalsozialistischen Lehrbunds (NSLB)

 

01. Mai: Berliner „Blutmai“ – 33 Tote). Polizeipräsident Zörgiebel (SPD) verbietet Massendemonstration

03. Mai: Verbot der „Rpten Fahne“ (KPD) und des Rotfrontkämpferbundes

12. Mai: Landtagswahl in Sachsen: NSDAP bei knapp 5%

 

 

9. Juli: Bildung des Reichsausschuss für das Volksbegehren gegen den Young-Plan

01.-04. August: Vierter NSDAP-Reichsparteitag in Nürnberg; Gründung des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebunds (NSDÄB)

01. September: Bombenattentat der rechtsradikalen Landvolksbewegung auf das Reichstagsgebäude in Berlin

26. September: Verhaftungen im Bestechungsskandalder Gebrüder Sklarek.

28. September: Hugenberg, Stahhelmführer Seldte, Hitler und Justizrat Claß legen im Namen des „Reichsausschusses für das Volksbegehren gegen den Young-Plan“ einen entwurf für ein „Gesetz gegen die Versklavung des Deutschen Volkes“ vor, das Zuchthausstrafen für die Unterzeichnung des Young-Plans vorsieht.

03. Oktober: Außenminister Stresemann stirbt, Nachfolger: Curtius
Novelle zum Gesetz über Arbeitslosenversicherung und Arbeitsvermittlung verabschiedet.

Herbst: Landtagswahlerfolgen der NSDAP (Baden: ca. 7%; Lübeck: 8,1%; Thüringen: 11,3%)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22. Dezember: 13,8% Zustimmung beim Volksentscheid gegen den Young-Plan

 

Ökonomie


8. März: Die Bergwerksunternehmen Preußens werden in der Vereinigten Elektrizitäts- und Bergwerks-AG (VEBA) zusammengefasst.

 

25. April: Die Reichsbank ist durch die zunehmende Verknappung an ausländischem Leihkapital gezwungen, den Bankzinsfuß von 6,5 auf 7,5 % zu erhöhen und eine Krediteinschränkung vorzunehmen.

Mai:  Opel, größter deutscher Kleinwagenproduzent, verkauft sein Unternehmen an Morgans General Motors Corp.

 

 

 

 

Juni:  Die AEG erhöht ihr Aktienkapital und überlässt der amerikanischen General Elektric Corp. Aktien im Nennwert von 100 Millionen RM (= 25 % des Aktienkapitals) für den Preis von 200 Millionen RM und räumt ihr 5 Sitze im Aufsichtsrat ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29. Oktober: Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 – New Yorker Börsenkrach. Am 29. Oktober werden 16 Millionen Aktien in New York auf den Markt geworfen, außerdem 6 Millionen Aktien an der Nebenbörse (,.Curb“).

29. Oktober: Zusammenschluss der beiden größten deutschen Großbanken, der Deutschen Bank und der Diskontogesellschaft unter dem Namen ,,Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft“ (DeDi-Bank). Ihr gemeinsames Aktienkapital ist dreimal so hoch wie das der nächstgrößten der Dresdner Bank (285 Mill. zu 100 Mill. RM).

31. Oktober: Zusammenbruch der Beamtenbank.

2. November: Einen Tag nach der Federal Reserve Bank in New York und der Bank von England, die ihren Diskontsatz von 6 auf 5 % verringern, senkt die Reichbank ihren Diskontsatz.

Dezember: Der RDI veröffentlicht die Denkschrift ,,Aufstieg oder Niedergang“ und fordert die Aufhebung gesetzlicher Bestimmungen über Arbeitszeit, Arbeitsrecht und Lohn, außerdem Selbstbeschränkung des Reichstags in wirtschaftlichen Fragen und eine Steuerreform.

Durch die Hilfskasse der NSDAP wird der Deutsche Ring Versicherungspartner der NSDAP.

Politik


23. Januar: In Thüringen Koalitionsregierung von NSDAP, Christl.-Nationaler Bauer- und Landvolkpartei, DVP und Reichspartei des deutschen Mittelstands (Wirtschaftspartei: W. Frick (NSDAP) wird Innen- und Volksbildungsminister

Ende März: Rücktritt der Reichsregierung Müller

01. Juni: Gründung des Agrarpolitischen Apparates der NSDAP unter R. Walther Darré

22. Juni: Landtagswahlen in Sachsen: NSDAP 14,4% – Scheitern der Regierungsbeteiligung am Widerstand der sächsischen DDP

30. Juni: Austritt von Otto Straßer aus der NSDAP nach programmatischen Differenzen mit Hitler.
Gründung der Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten (später Schwarze Front)

18. Juli: Auflösung des Reichstags nach Ablehnung der Notverordnung der Regierung zur Haushaltsdeckung durch SPD, KPD, DNVP und NSDAP

14. Spetember: Reichstagswahl ergebnis der NSDAP: 18,3%, 107 Mandate)

25. September: Leipziger Reichswehrprozess

September : Mitgliederstand dr NSDAP: 130.000

01. Oktober: Koalitonsregierung der bürgerlichen Parteien mit der NSDAP in Braunschweig

05. Oktober: Erste Unterredung Brüning – Hitler

Ökonomie


1. Januar: Die Arbeitslosenversicherung wird im Deutschen Reich von 3 auf 3,5 % angehoben.

März: Die Arbeitslosenzahl steigt auf 3,5 Millionen.
Gründung des NSDAP-freundlichen „Freundeskreises der Wirtschaft“.

29. MärzHeinrich Brüning wird zum Reichskanzler ernannt.

1. Mai: Die Einführung der Mineralölsteuer in Deutschland bewirkt höhere Benzinpreise.

September: Unternehmerverband für bergbauliche Interessen beschließt pro Tonne geförderter Kohle 7 Pf. an rechtsradikale Organisationen abzuführen (20 % davon gehen an die NSDAP).

14. September: Reichstagswahlen

2. Oktober: Henry Ford legt in Köln den Grundstein für ein Ford-Autowerk.

9. Oktober: Reichsbankdiskont liegt bei 5%, kann aber den Devisenabfluss nicht aufhalten.

Politik


 

Ökonomie


24. März: Carl Duisberg fordert auf der Tagung „Wirtschaft in Not“ des Bayerischen Industriellen-Verbandes einen geschlossenen Wirtschaftsblock von Bordeaux bis Sofia.

30. Mai bis 23. Juni: Die Devisenvorräte der Reichsbank fallen rapide ab – von 2,S Milliarden auf 1,5 Milliarden RM.

30. Juni: Reichsbankdiskont wird auf 7% erhöht.

25. Juni: Reichsbank erhält von den Notenbanken der USA, Englands und Frankreichs einen Kredit in Höhe von 100 Millionen Dollar.

25. Juni bis 10. Juli: Reichsbankpräsident Luther unternimmt wegen drohender Zahlungsunfähigkeit des Reiches eine Blitzreise nach London und Paris, um über weitere Überbrückungskredite zu verhandeln.

11. Juli: Zusammenbruch der Danatbank.

11. Juli: Zusammenbruch der Dresdner Bank.

13. Juli bis 13. Juli: Verhandlungen zwischen Dresdner Bank, Danatbank und Deutscher Bank über Ausweg aus der Bank-Krise.

13. Juli: Aufgeschreckte Bankkunden versuchen nach dem Zusammenbruch der beiden Banken panikartig ihre Konten auch bei den übrigen Banken aufzulösen.
Reichsbankpräsident Luther verhandelt in Basel mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BlZ), die für die Abwicklung der Reparationen und die mit den alliierten Schulden verbundenen Bankgeschäfte zuständig ist.

14. Juli und 15. Juli: Regierung erklärt zwei Bankfeiertage, die eine weitere Auflösung der Konten verhindern sollen, später werden die Auszahlurgen der Banken durch Notverordnung auf Bruchteile der Einlagen begrenzt.

18. Juli: Konkurs des Nordwolle-Konzerns.

5. August: Rückkehr zum unbegrenzten Zahlungsverkehr der Banken,

19. August: Allein in Berlin werden 200 Lehrer, wenig später 23 Volksschulen geschlossen

27. August: Vertrag zwischen der Dresdner Bank und dem Reich über ,,Verstaatlichung“. Die Bank erhöht ihr Kapital von 100 auf 400 Millionen RM und übereignet die neugeschaffen 300 Millionen Vorzugsaktien an das Reich.

25. September: Wahl Alfred Krupp von Bohlen-Halbach zum Vorsitzenden des Reichsverbandes der Industrie (RDI)

7. Oktober: Zweites Kabinett Brüning gebildet

5. November: Bank für Handel und Industrie zusammengebrochen.

6. November: Durch eine Notverordnung des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg werden die Sparkassen mit der Rechtsform Anstalt des öffentlichen Rechts ausgestaltet. Ihr Vermögen ist vom – zumeist kommunalen – Gewährträger zu trennen, das Institut darf ihm nur begrenzt Kommunalkredit gewähren.

5. Dezember: Zahlungseinstellung bei Borsig Berlin.

31. Dezember: Massenentlassungen in der Großindustrie

Politik


 

Ökonomie


1. Januar: Rund 6 Millionen Arbeitslose

Januar – Februar: Vereinigte Stahlwerke gehen wegen drohendem Konkurs Reichsregierung um Hilfe an.

26. Januar: Hitlers Rede vor dem Industrie-Club Düsseldorf

11. März: Fusion zwischen Dresdener Bank und Danatbank

18. März: RDI verlangt erneut Erweiterung der Unternehmerrechte bei der Festsetzung von Arbeitszeit und Arbeitslohn.

2. April: Der Barmer Bankverein und die Commerzbank AG fusionieren rückwirkend zum 1. Januar 1932

Mai: Reich übernimmt Aktienmehrheit der Vereinigten Stahlwerke

1. Juni: Regierung von Papen ernannt

9. Juli: Die deutsche Regierung unter Franz von Papen erreicht am Ende der Konferenz von Lausanne ein Ende der im Versailler Vertrag auferlegten Reparationszahlungen.

18. August: Papen verkündet seinen ,,Zwölf-Punkte-Plan“: freiwilliger Arbeitsdienst, Stärkung der Privatinitiative in der Wirtschaft und Einführung von Steuergutscheinen für Unternehmer für die Zeit vom 1. Oktober 32 bis zum Oktober 33 bei der Neueinstellung von Arbeitskräften.

28. September – 5. September: Notverordnung des Reichspräsidenten ,,Zur Belebung der Wirtschaft“ und Verordnung der Reichsregierung ,,Zur Vermehrung und Erhaltung der Arbeitsgelegenheit“ erlassen. Die Regierung wird zur Änderung sozialpolitischer Gesetze und zur Senkung der Sozialausgaben berechtigt. Die Unternehmer erhalten das Recht vom 15. September an ohne Änderung des Arbeitsvertrages bei einer Neueinstellung von Arbeitskräften den Tariflohn für die 31. bis 40. Wochenarbeitsstunde um bis zu 15 % zu senken, bei ,,wirtschaftlicher Gefährdung des Betriebs“ auch ohne Einstellungen um 20 %.

1. Oktober: Es gibt rund 6,02 Millionen Arbeitslose und 4 Millionen Kurzarbeiter. Schwankende Angaben (zwischen 1,5 und 3,5 Mill.) über die Zahl der ,,ausgesteuerten “ Erwerbslosen, die keine Unterstützung mehr erhalten. Nur 23,7 % der “anerkannten“ Arbeitslosen erhalten Erwerbslosenunterstützung, 31 % erhalten die weitaus geringere Krisenunterstützung, 44,7 % erhalten die noch niedrigere Wohlfahrtsunterstützung zwischen 2 RM in der Woche und weniger.

20. November: Mit der Industrielleneingabe an Hindenburg fordern 20 Vertreter aus der Wirtschaft Hitler zum Reichskanzler zu ernennen

Dezember: Das Volkseinkommen sinkt von 44,5 Milliarden BM im Jahr 1928 auf 25,7 Millionen RM, die Industrieproduktion fällt auf 58 % des Standes von 1928 zurück. Die Produktionskapazität wird nur zu 25 % ausgenutzt.

STEMPELLIED 1929

Keenen Sechser in der Tasche, bloß ’n Stempelschein.
Durch die Löcher der Kledaasche kiekt die Sonne rein.
Mensch, so stehste vor der Umwelt  jänzlich ohne was;
wenn dein Leichnam plötzlich umfällt, wird keen Ooge naß.
Keene Molle schmeißt der Olle, wenn er dir so sieht ..-..
Tscha  die Lage sieht sehr flau aus,
bestenfalls im Leichenschauhaus haste noch Kredit.

Stellste dir zum Stempeln an wird det Elend nich behoben. —
Wer hat dir, du armer Mann, abjebaut so hoch da droben?

Ohne Arbeit, ohne Bleibe biste null und nischt. Wie ’ne Fliege von der Scheibe wirste wegjewischt.
Ohne Pinke an der Panke stehste machtlos da, und der Burschoa sagt: Danke! rückste ihm zu nah.
Äußerst schnell schafft die Jesellschaft Menschen uff ’n Müll —
Wenn de hungerst, halt de Fresse; denn sonst kriegste ’ne Kompresse —
und das mit Jebrüll.

Stellste dir zu pampich an, setzt et jleich ’n Wink von oben —
denn es hab ’n dich armen Mann abjebaut die hoch da droben.

Und so kieken dir de Knochen sachte aus der Haut.
Und du bist in wen’gen Wochen völlig abjebaut.
Und du koofst dir een paar Latten für ’ne letzte Mark;
denn für eenen dünnen Schatten reicht ’n dünner Sarg.
Nur nich drängeln zu die Engeln kommste noch zur Zeit.
„Holde Rationalisierung“ singt dir de Jewerkschaftsführung sinnig zum Geleit.

Stell dir vorsichtshalber dann Jleich zum Stempeln an auch oben —
denn du bleibst, als armer Mann, abjebaut auch hoch da droben.

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