Martin Dentler-Film in Braunschweig

Lichtspielhäuser in mehreren deutschen Städten

Dentler war zunächst als Buchhändler und anschließend als Kaufmann in Hamburg tätig gewesen,[3] bevor er im Frühjahr 1905[4] nach Braunschweig kam, wo er 1906 zusammen mit seiner Frau Meta[1] in den Räumen der „Alten Polizei“, Ecke Gördelingerstraße/Neue Straße (später in der Poststraße) das erste Kino der Stadt, das „Centraltheater Lebender Photographien“ eröffnete.[5] In der Folgezeit eröffnete Dentler schnell weitere Kinos, unter anderem das „Edisontheater“ im ehemaligen „Fürstenhof“ in der Stobenstraße, dessen Eigentümer er war.[4] Bereits 1910 gehörten ihm in Braunschweig die vier Kinos „Saalbau-Lichtspiele“, „Lichtspielhaus“, „Edison-Theater“ und „Kinopalast“ in der Wendenstraße. Sein 1911 erbautes „Lichtspielhaus“ war das erste Bauwerk in Braunschweig, das extra als Kino erbaut wurde.[6] 1913/14 folgte schließlich der Umbau von Brünings Saalbau in ein Großkino.

Dentler baute von Braunschweig aus eine Kette von Lichtspieltheatern in mehreren deutschen Großstädten auf, so z. B. in Berlin, Halle, Leipzig, Magdeburg und München.[7]

 

Filmverleih und Filmproduktion

Werbung für den Filmverleih

1908 gründete er mit der „Martin-Dentler-Film“ eine der ersten Distributionsgesellschaften. Unternehmensziel war, sich vom Verkauf reiner Filmprogramme zu lösen und einzelne, längere Filme, die jeweils im Vorfeld und in Abhängigkeit von ihrem Inhalt und der Starbesetzung entsprechend stark beworben wurden, zu vermieten. Ab 1911 produzierte Dentlers Unternehmen eigene Filme, darunter Kultur- und Werbefilme für die örtliche Gastronomie, in denen Sehenswürdigkeiten der Umgebung gezeigt wurden. Des Weiteren veröffentlichte man monatlich mit „Martin Dentlers Filmmarkt“ eine eigene Werbebroschüre.[7] Später wurde das Unternehmen, das über eine in ganz Deutschland verzweigte Verleihorganisation verfügte und auch etliche Kinos besaß, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Um 1912 war Dentlers Filmverleih wohl der größte in Deutschland.[8] In seinem „Familienunternehmen“ arbeiteten neben seiner Frau auch sein Sohn Rudolf und sein Schwiegersohn. Darüber hinaus waren fast hundert Angestellte für ihn tätig. 1911 belief sich sein Jahresumsatz nach eigenen Angaben auf eine Million Mark. 1914 war er – bis auf ein einziges Kino – im Besitz sämtlicher Lichtspielhäuser in Braunschweig und hatte sich damit eine Monopolstellung geschaffen.[9]

Verboten: DER KAMPF UM DIE EHE

Der Verleih des Sittendramas DER KAMPF UM DIE EHE (1919, Regie: Willy Zeyn) wurde ihr von der Berliner Zensurbehörde gänzlich verboten. 1920 war der Film bereits beanstandet, aber nur zu Teilen nicht genehmigt worden. Zensiert wurden der Titel des Films, „sämtliche Szenen, die in der KIrche bzw. im Beichtstuhl spielen“ und „die Szene, wie die Frau mit starren Augen daliegt, und der Ehemann zuerst ins Leere starrt, sich dann schaudernd entfernt“ (Zitiert nach Herbert Birett).

Am 17. Oktober 1925 fusioniert die Martin Dentler-Film mit der Berliner Ufa. Ihr Vermögen wird auf die Ufa übertragen, der Name „Martin Dentler-Film A.-G.“ aus dem Handelsregister gelöscht.[10]

 

Filmproduktionen

1913: Braunschweig: Der feierliche Aufzug des Herzog Regenten Johann Albrecht von Mecklenburg und Gattin am 31. Oktober 1913

1913: Braunschweig: Der feierliche Einzug S.K.H. des Herzogs Ernst August von Braunschweig und Lüneburg und seiner Gattin I.K.H. Herzogin Viktoria Louise am 3. November 1913


Anmerkungen

  1. Heiratsregister Hamburg 2, Band 3, Nr. 570.
  2. Nachruf auf Martin Dentler in: „Film-Journal“, Nr. 9 vom 26. Februar 1933.
  3. Von den Anfängen des Kinos bis 1945 (Memento des Originals vom 20. Februar 2016 im Internet Archive)
  4. Zur Geschichte der Kinematographie in Braunschweig. In: Albert Sattler: Braunschweig. Stadt und Herzogtum. Festschrift zum Regierungsantritt des jungen Herzogspaares. S. 176.
  5. Jürgen Hodemacher: Braunschweigs Straßen – ihre Namen und ihre Geschichten. Band 1: Innenstadt. Elm-Verlag, Cremlingen 1995, ISBN 3-927060-11-9, S. 245.
  6. Zur Geschichte der Kinematographie in Braunschweig. In: Albert Sattler: Braunschweig. Stadt und Herzogtum. Festschrift zum Regierungsantritt des jungen Herzogspaares. S. 177.
  7. Michael Wedel: Dentler, Martin. In: Richard Abel (Hrsg.): Encyclopedia of Early Cinema. S. 176.
  8. Kino der Widersprüche – der frühe Film um 1913.
  9. Corinna Müller: Frühe deutsche Kinematographie. S. 40.
  10. Klaus Kreimeier: Die Ufa-Story. Geschichte eines Filmkonzerns. S. 151.


    [Textübernahme aus wikipedia, ergänzt um angaben aus der Austellung „Wir Wunderkinder“]

 

 

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