Filmverleih und -vertrieb

1919 besuchen eine Million Menschen täglich die 3000 Kinos des Deutschen Reichs. Ihr Programm ist bereits breit gefächert und reicht von Melodramen über Komödien bis zu Aufklärungs- und Kriminalfilmen. Ein großes Netz von Verleih- und Vertriebsfirmen versorgt die Lichtspielhäuser mit Unterhaltungsfilmen. In Hannover sind in zwanziger Jahren laut „Reichs-Kino-Adressbuch“ 22 Filmverleihe ansässig. Einige tauchen allerdings nur ein bis zwei Jahre auf, andere sind bis 1933 verzeichnet. So z.B. der Filmverleih „Hans Fielitz“, das zugleich älteste Unternehmen der Branche. 1912 gründet Fielitz seine Firma in Hannovers Südstadt, später betreibt er den Verleih unter wechselnden Adressen im Stadtteil Linden.

Im Aero Film-Verleih: ein Vorläufer von „Winnetou“, der gute Indianer Natacho

In der Bahnhofstraße sind fünf Filmverleihe ansässig; die 1919 gegründete Deutsch-Amerikanische Filmgesellschaft, kurz „Dea-Film“ unterhält von hier aus sogar Handelsverbindungen mit Cuba. Ab 1920 betreibt sie auch ihr eigenes Lichtspielhaus, den „Dea-Palast“, das spätere „Palast-Kino-Center“. Der Aero-Film-Verleih firmiert ab 1924 in der Sophienstr. 1 A und ab 1928 in der Marktstr. 46/47. Drei Jahre später, als die allgemeine Wirtschaftskrise auch für die Filmindustrie deutlich spürbar wird, löst sich der Aero-Film-Verleih auf.

In Braunschweig existieren neben der Martin Dentler-Film drei weitere Filmverleiher und eine Produktionsfirma. Das älteste Unternehmen, der Monopolfilmverleih „Carl W. Bonse“, wird von 1912 bis 1935 betrieben. Paul Bucher hat sowohl in Braunschweig (1920-1931), als auch in Hannover (1920-1923) einen Filmverleih. Film-Pape & Co widmet sich von 1926 bis 1933 der Fabrikation und dem Vertrieb von Industrie- und Reklamefilmen.

Im Verleih von Hildmann & Sohn: Emilie Sannom als „Schönheit der exentrischen oberenen Zehntausend“

Der Verleihbezirk Hannover-Braunschweig wird auch aus Osnabrück von der Osna-Film (1918-1935), aus Achim von C. Hillemann & Sohn (1925-1933) und vom Film-Verleih Oldenburg (1927-1935) versorgt. Durch die Zentralisierung und Verstaatlichung der Filmwirtschaft im „Dritten Reich“ ist ab 1936 kein Verleih und auch keine Filmproduktionsfirma auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen zu verzeichnen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg siedelt sich die Filmwirtschaft hier wieder an.

 

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