Sturm im Wasserglas (1960)

Szenenfoto mit Therese Giese (Foto: Filminstitut Hannover)

Inhalt

Ein kleinkarierter Beamter möchte den Hund einer armen Blumenfrau einschläfern lassen, weil diese nicht in der Lage ist, Steuern für ihn zu bezahlen. Doch ein Journalist plant, diesen Sachverhalt publik zu machen…

Regie: Josef von Baky
Regie-Assistenz. Werner Bergold
Buch: Gregor von Rezzori nach dem Bühnenstück von Bruno Frank.
Kamera: Friedl Behn-Grund
Bauten: Erich Kettelhut, Johannes Ott
Schnitt: Caspar van den Berg
Ton: Erwin Schänzle
Musi: Werner Eisbrenner

Darsteller:

Ingrid Andree (Viktoria)
Hanns Lothar (Hans Burdach)
Therese Giehse (Frau Vogel)
Peter Lühr (Stadtrat Dr. Thoss)
Michl Lang (Amtsdiener Pfaffenzeller)
Erni Mangold (Lisa)
Harry Meyen (George)
Reginald Pasch (Möller)
Willy Rösner (Dr. Wirz)
Werner Oehlschläger (Max Küppers)
Klaus Havenstein (Dressel)
Werner Finck (Tierarzt)
Franz Fröhlich (Schneider Hosinger).

Produktion: Filmaufbau GmbH, Göttingen
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele
Gesamleitung: Hans Abich
Produktionsleitung: Eberhard Krause
Assistenz: Frank Roell
Drehort: CCC- Atelier Berlin-Spandau, Bavaria-Atelier München-Geiselgasteig.
Länge: 96 min, 2637 m.
Format: 35mm, s/w, l:1.33.
Uraufführung: 3.5.1960, München (Sendlinger Tor, Rathaus-Lichtspiele).

Zunächst eine kleine, flinke Runde Zeitrevue dokumentarisch, zur Einstimmung, dann wird – auf den Hund gekommen. Ausgiebig und mit Münchner Lokalkolorit. Jedoch in Perspektiven der Bundesebene, versteht sich, dieweil Gregor von Rezzori es sich vorgenommen hatte, Bruno Franks Komödie „Sturm im Wasserglas“ – die Geschichte vom Hundeviecherl der armen Blumenfrau – aus dem Weichbild des Viktualienmarktes und des Peters gegenwartsnah auf die“höhere“ Plattform der Tierliebe wie der politischen
Menagerie zu bringen. Mit satirischen Pointen spickte Rezzori das runde, fidele
Volksstück, dem die unvergleichliche Therese Giehse in der Rolle der ob versäumter Steuer und somit Staatsbürgerpflichten um ihren Toni gebrachten Hundemutter (arg verzagt zunächst, dann zu jedem Strauß fest entschlossen) noch einen herrlichen Tribut zollt, vom erzgemütlichen Michl Lang dabei unterstützt.

Um diesen urwüchsigen Kern versammelt sich – vom Drehbuchautor wie dem Regisseur Josef von Baky nicht immer gleich schwungvoll arrangiert politisches Kabarett mit burlesken Anleihen. Es richtet seinen flotten Witz gegen den
Schaumschlag zu Wahlzwecken, gegen den Ehrgeizling von Oberbürgermeister- und Ministeraspirant der „großen“ Partei. (…)

pth, Hamburger Echo, 11.5.1960

Das vielgespielte Theaterstück von Bruno Frank hat ein besseres Schicksal verdient als diese Verfilmung durch Regisseur Josefvon Baky, der den „Sturm im Wasserglas“ zu einer Flaute im Fingerhut degradierte und seine schwankbetonte, in der Darstellerführung unausgeglichene Inszenierung auf der untersten Niveaulinie ansiedelte.

Aus Bruno Franks Bühnenspiel gleichen Titels hat der sonst so behende Tinten -Snob Gregor von Rezzori ein Drehbuch -Schnittmuster gefertigt, nach dem Regisseur Josef von Baky nur ein Stück biederer Maßkonfektion schneidern konnte. Die Geschichte ist so überschwenglich mit Moral ausgepolstert, daß die zagen Sarkasmen stilfremd wirken. Ein kleiner Hund unsicherer Herkunft dient als Vehikel, um darzutun, wie sehr die Reden und die Taten besonders der Politiker divergieren. Mit diesem Umstand wird die Öffentlichkeit durch einen Funkreporter bekannt gemacht, für dessen Rolle sich der dünne Hanns Lothar die Mimik aus den »Buddenbrooks« bewahrt hat. Wenn nicht neben ihm Therese Giehse und Ingrid Andree achtbares Spiel lieferten, herrschte in diesem Wasserglas völlige Flaute. (Filmaufbau.)

Der Spiegel 21/1960, 17.5.1960

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