Krieg – Live im Wohnzimmer

„Medien – Warner oder Angstmacher?“

Diese Frage stand im Mittelpunkt der „1. Niedersächsischen Tage der Medienpädagogik“, die im Oktober 1993 in Leer stattfanden.

„Krieg und Medien“ war eines der Themen, das damals diskutiert wurden. Die Beiträge zu diesem Workshop wurden 1994 in einer Broschüre mit dem Titel „Krieg – Live im Wohnzimmer“ dokumentiert. Diese Beiträge veröffentlichen wir hier wieder. Der 1. Golfkrieg war 1993 noch unmittelbar im Gedächtnis. Die damalige kritische Diskussion um die neue „Qualität“ der Medienberichterstattung muss heute leider, 30 Jahre später, im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine erneut geführt werden.

Kurt R. Hesse reflektierte in seinem Beitrag während der Medientage die Rolle der Medien für das öffentliche Bewusstsein. Der ARD-Korrespondent Christoph Maria Fröhder berichtete während des Golfkrieges 1991 drei Wochen lang aus Bagdad. Bei dem Text handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung eines Interviews mit dem stellvertretenden Chefredakteur des HR-Fernsehens Klaus-Rüdiger Metze, das unmittelbar nach Fröhders Rückkehr aus Bagdad im Februar 1991 geführt wurde.

Es war kein Zufall, dass die Rolle der Medien während des damaligen Golfkrieges im Mittelpunkt der Diskussion stand. Kriegs- und Krisenberichterstattung ist eine besondere „Spielart“ von Reality-TV. Im Zeitalter von Sattelitenkommunikation und digitaler Nachrichtentechnik lässt uns das Fernsehen „live“ an den Schrecken der Wirklichkeit teilhaben. Diese neue „Qualität“ der elektronischen Berichterstattung wurde während des Golfkrieges 1991 zum ersten Mal deutlich. Auf diese Zäsur in der Geschichte der Nachrichtenübermittlung und Kriegsberichterstattung geht der Beitrag von Wolf-Rüdiger Wagner näher ein.

„’Krieg und Medien’ – ein Thema, das gerade nach dem Ende des ‚Kalten Krieges’ auf erschreckende Weise an Aktualität gewonnen hat“ hieß es 1994 im Vorwort zur Broschüre. Das Erschrecken hat seitdem kein Ende genommen. Friedensforschungsinstitute zählten im Jahr 2002 weltweit 45 kriegerische Konflikte: „Nach vorsichtigen Schätzungen sind in den 45 aktuellen Konflikten seit deren Beginn über 7 Millionen Menschen zu Tode gekommen – die meisten von ihnen Zivilisten. Um ein Vielfaches höher liegt die Zahl der Verwundeten, Vertriebenen und Flüchtlinge. Die materiellen Schäden sind unermesslich.“ (http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/publish/Ipw/Akuf/aktuell.htm#Trends  – 17.02.03).

Und im Jahr 2024 sieht es nicht besser aus, ganz im Gegenteil: Krieg in der Ukraine, Krieg im Nahen Osten, Krieg im Jemen, Krieg im Kaukasus….

Detlef Endeward, März 2024

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