Morgenrot (1933)
Inhalt
1932 produzierte die Ufa das patriotische U-Boot-Drama Morgenrot, dessen Uraufführung unmittelbar nach der NS-Machtergreifung stattfand. Der Besuch der Berliner Premiere durch Hitler und Mitglieder seines Kabinetts und die Würdigung des Films in der nationalen Presse haben dazu geführt, dass Morgenrot nach 1945 als präfaschistischer Kriegsfilm eingeordnet wurde.
Erzählt wird von der Feindfahrt einer deutschen U-Bootsbesatzung im Jahr 1915 und den (weiblichen) Angehörigen, die in der Kleinstadt Meerskirchen um deren Wohlergehen bangen müssen. Nachdem das U-Boot in eine Falle geraten ist, wird es von einem britischen Zerstörer mittels Wasserbombe versenkt. Bis auf einen Raum ist das Innere voll Wasser gelaufen – die vorhandene Taucherausrüstung würde acht Männern die Rettung ermöglichen, doch haben zehn das Gefecht überlebt. Als die Mannschaft sich weigert, ihren Kapitän und den ersten Offizier zu verlassen, begehen zwei Besatzungsmitglieder Selbstmord. Die verbleibenden können mit Hilfe der Taucherausrüstung ihr Leben retten.
Film in der Weimarer Republik 1919 bis 1933
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Produktion: | Universum-Film AG (Ufa) |
Drehzeit: | Oktober / November 1932 |
Regie: | Gustav Ucicky |
Buch: | Gerhard Menzel |
Idee und Buchvorlage: | Edgar Freiherr von Spiegel |
Produktionsleitung: | Günther Stapenhorst |
Kamera: | Carl Hoffmann |
Musik: | Herbert Windt |
Ton: | Hermann Fritzsching |
Bauten: | Robert Herlth, Walter Röhrig |
Uraufführung: | 31.01.1933, Essen |
Länge: | 81 Minuten |
Darsteller: | |
Rudolf Forster | U-Boot-Kommandant Kapitänleutnant Liers |
Adele Sandrock | Seine Mutter |
Fritz Genschow | Oberleutnant zur See Frederiks |
Camille Spira | Grete Jaul |
Peter Westermeier | Jaul |
Gerhard Bienert | Böhm |
Friedrich Gnass | Juraczik |
Fritz Niklisch | Petermann |
Hans Leibelt | Bürgermeister von Meerskirchen |
Else Knott | Helga, seine Tochter |
Wolfgang Kuhle | Kassecker |
Eduard von Winterstein | Hauptmann Kolch |
Charles Bush | Britischer Commander |
Frank Perfitt, William Cavanagh, G.W. Stroud, A.A.F. Trebess | Britische Besatzung |
VerleihinformationMorgenrot kann für die nichtkommerzielle Ausleihe bei der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem Deutschen Filminstitut (DIF) bezogen werden. Der Film wird zudem von der Firma Morisel als DVD und Bluray vertrieben. Diese Edition beinhaltet auch ein Booklet mit einem erläuternden Text von Friedemann Beyer, der die Entstehung des Films nachzeichnet und eine Neubewertung des Films vorschlägt. BezugsquelleEs besteht eine Sichtungsmöglichkeit in den Räumen des Filminstituts Hannover. |
Nr. |
Inhalt |
Länge |
Zeit im Film |
1 | Vorspann. | 1.53 | 0.00 – 1.53 |
2 | Zwei Züge fahren in entgegengesetzten Richtungen aneinander vorbei: Der eine bringt Nachschub und Soldaten an die Front, der andere fährt als Lazarettzug heimwärts.
Großes Gedränge am Bahnhof von Meerskirchen, wo eine begeisterte Menschenmenge Funkentelegraphist Jaul von der U-Boots-Besatzung um Kapitänleutnant Liers erkannt hat. Auf dem Marktplatz werden Liers, Jaul und Oberleutnant Frederiks mit einer feierlichen Ansprache durch den Meereskirchener Bürgermeister und dreifachem Hoch verabschiedet. |
5.13 | 1.53 – 7.06 |
3 | In der Hoffnung auf eine ungestörte Verabschiedung ziehen sich Frederiks und Helga, die Tochter des Bürgermeisters, in den Warteraum des Bahnhofs zurück. Obwohl Frederiks ihr seine Gefühle zum Ausdruck bringt, verhält Helga sich ihm gegenüber kühl. Liers kommt mit seiner Mutter, der alten Frau Majorin, hinzu, und während Jaul und seine Frau Gretel im Bahnhofslokal miteinander schäkern, erinnert Liers‘ Mutter ihn an seine beiden gefallenen Brüder und versucht ihn erfolglos dazu zu bewegen, seine gefahrvolle Mission aufzugeben. Helga rechtfertigt sich dafür, dass sie während des Krieges keine feste Bindung eingehen will. | 6.02 | 7.06 – 13.08 |
4 | Verabschiedung am Gleis, der Zug fährt in die Dunkelheit ab. Helga und Liers Mutter bleiben stumm im Warteraum zurück. | 1.28 | 13.08 – 14.36 |
5 | Das U-Boot auf Feindfahrt.
Kapitänleutnant Liers unterhält sich mit Frederiks und später mit Jaul über den englischen Panzerkreuzer, den sie seit Tagen verfolgen. Die Besatzung vertreibt sich die Freizeit mit Karikaturenzeichnen und Musizieren auf dem Schifferklavier. Jaul fängt einen Funkspruch der Engländer auf, der Liers die Position des gejagten Feindschiffes verrät. |
6.34 | 14.36 – 21.10 |
6 | In Meerskirchen: Eine unvorsichtige Äußerung des Bürgermeisters sorgt dafür, dass sich die Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden Nachricht von der U-Bootsbesatzung wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet. Als sich Grete Jaul daraufhin die druckfrische Ausgabe des Meerskirchener Anzeigers beschafft, muss sie aber enttäuscht feststellen, dass darin keine Zeile über das U-Boot zu lesen ist. | 2.55 | 21.10 – 24.05 |
7 | Das U-Boot sichtet den feindlichen Konvoi und geht auf Tauchstation. Nachdem sie unter einem feindlichen Zerstörer durchgetaucht sind, lässt Liers den Panzerkreuzer torpedieren. Während das getroffene Schiff versinkt, belegen die Zerstörer das umliegende Gebiet mit Wasserbomben, bevor der britische Konvoi schließlich weiterzieht. | 9.46 | 24.05 – 33:51 |
8 | Während er die Versenkung des Panzerkreuzers ins Bordtagebuch einträgt, eröffnet Liers seinem Freund Frederiks, dass Helga nicht in ihn verliebt ist, sondern in Liers. Anschließend lässt Liers das Boot auftauchen. | 3.06 | 33:51 – 36.57 |
9 | Nacht in Meerskirchen, wo inzwischen die Nachricht von der Versenkung des Panzerkreuzers und der bevorstehenden Heimkehr des U-Boots eingetroffen ist. Helga und Gretel bereiten eine Überraschungsfeier für die alte Frau Majorin Liers vor. Helga vertraut Grete an, dass sie in den Kapitänleutnant verliebt ist. Der Bürgermeister trifft ein, um Frau Liers die freudige Nachricht zu überbringen. Frau Liers ermahnt den Bürgermeister jedoch, dass die Nachricht kein Anlass zum Stolz sei, und erinnert an die Toten auf der Gegenseite. Die unter dem Fenster versammelte Menge singt einen Choral. | 4.13 | 36.57 – 41.10 |
10 | Das U-Boot auf der Heimfahrt. Die Besatzung singt „Wir fahren gegen Engelland“. Liers und Frederiks essen Gebäck und besprechen die Lage; Liers bezeichnet die neuen Tauchschwimmer als „Notausgang für Helden“, als der Alarm erschallt. Das U-Boot taucht. | 2.19 | 41.10 – 43.29 |
11 | Ein flaggenloser Zweimaster ist gesichtet. Die Deutschen ahnen nicht, dass sich an Bord eine britische Besatzung verbirgt, die das sich nähernde U-Boot mit ihrem Geschütz anvisiert und einem britischen Zerstörer dessen Position meldet. | 4.40 | 43.29 – 48.09 |
12 | Liers und Frederiks beraten über ihr weiteres Vorgehen. Liers befielt aufzutauchen und den Segler zu stellen, um die Schiffspapiere zu kontrollieren. Nach einem Warnschuss setzen die Briten zur Ablenkung eine dänische Flagge, eröffnen aber kurz darauf das Feuer. Es kommt zum Gefecht zwischen dem aufgetauchten U-Boot und dem Zweimaster, der in Brand geschossen wird. Derweil nähert sich der britische Zerstörer. | 6.21 | 48.09 – 54.30 |
13 | Liers will die auf dem brennenden Segler verbliebene britische Besatzung mittels Beiboot retten lassen. Per Funk lässt er eine Warnung vor der neuen U-Boot-Falle an die gesamte deutsche U-Boot-Flottille ausgeben. Unerwartet erscheint der britische Zerstörer auf der Bildfläche. Liers leitet ein überstürztes Tauchmanöver ein, bei dem das U-Boot einen Treffer durch eine Wasserbombe erhält. Im Inneren des U-Boots ist der Strom ausgefallen. Liers ruft im Dunkeln seine Männer auf, von denen zehn noch leben. | 4.51 | 54.30 – 58.21 |
14 | In Meerskirchen: Die schlaflose Frau Majorin, die um ihren Sohn fürchtet, sucht Trost bei Grete Jaul, die zuversichtlich ist, dass ihr Mann zurückkommen wird. | 1.39 | 58.21 – 60.00 |
15 | Im Inneren des U-Boots, das 60 Meter unter der Wasseroberfläche liegt: Die Tauchretter scheinen die einzige mögliche Rettung zu sein, doch stehen den zehn Überlebenden nur acht davon zur Verfügung. Die Besatzung weigert sich trotz anderslautendem Befehl, Kapitänleutnant Liers und Oberleutnant Frederiks im Stich zu lassen. | 7.35 | 60.00 – 67.35 |
16 | In Meerskirchen: Helga hilft als Rotkreuzschwester bei der Verpflegung der an die Front ziehenden Truppen. | 1.41 | 67.35 – 69.16 |
17 | Im Inneren des gesunkenen U-Boots verabreden Petermann und Frederiks ihren Selbstmord und erschießen sich. Liers hält eine Ansprache an die verbliebene Besatzung, bevor sie zu den Tauchrettern greifen. | 5.07 | 69.16 – 74.23 |
18 | Züge rollen an die Front. Zeitungsschlagzeile: „Kapitänleutnant Liers und sieben Mann gerettet.“ Die Männer werden von Fischern aus dem Wasser gezogen und verpflegt. In der Schnitt-Gegenschnitt-Montage rollen Lazarettzüge in die Heimat und Truppentransporte an die Front. | 2.17 | 74.23 – 76.40 |
19 | Am Bahnhof von Meerskirchen wird Kapitänleutnant Liers ein weiteres Mal verabschiedet. Um der gedrückten Stimmung entgegenzuwirken, hält er eine patriotische Rede. Unerwartet erscheint Helga am Gleis. Sie und Liers finden zueinander, bevor er gemeinsam mit Jaul in den Zug steigt. Das Schlussbild zeigt das U-Boot auf neuer Feindfahrt. | 4.05 |
Hier sind die wesentlichen Dialoge der Sequenzen 15, 17 und 19 wiedergegeben. Den dramatischen Höhepunkt des Films bilden die Szenen in dem untergegangenen U-Boot, in dem die zehn Überlebenden mit dem moralischen Dilemma konfrontiert werden, dass sich nur acht von ihnen mit der mitgeführten Tauchausrüstung retten können, die verbleibenden beiden jedoch ertrinken müssen (Sequenzen 15 und 17). In Sequenz 15 verweigert die Mannschaft den Befehl des Kapitänleutnants Liers, sich zu retten und die beiden höchsten Offiziere (Liers und Frederiks) ihrem Schicksal zu überlassen. Durch den Kameradschaftsgeist seiner Untergebenen gerührt, spricht Liers den viel zitierten Satz: „Zu leben verstehen wir Deutsche vielleicht schlecht, aber sterben können wir jedenfalls fabelhaft.“ In Sequenz 17 begehen der Außenseiter Petermann und Oberleutnant Frederiks gemeinschaftlichen Selbstmord, um der übrigen Besatzung das Weiterleben zu ermöglichen. Die Schluss-Sequenz 19, Gegenstück zu Sequenz 4, zeigt wiederum die Verabschiedung der U-Boot-Männer am Bahnhof von Meerskirchen.
Auszüge aus der Begründung der Entscheidung der Berliner Filmprüfstelle vom 26. Januar 1933, den Film, der zunächst wegen der Gefahr „der Phantasieüberreizung“ ein Jugendverbot (Prüfentscheide Nr. 5857 / 20.12.1932 und Nr. 6049 / 06.01.1933) erhalten hatte, nun auch für Jugendliche freizugeben.
Zur Verhandlung über die Beschwerde der Universum-Film A.G. in Berlin gegen die Ablehnung der Zulassung des Bildstreifens:
‚Morgenrot‘
zur Vorführung vor Jugendlichen durch die Filmprüfstelle Berlin erschien für Beschwerdeführerin: von Monbart.
Der Bildstreifen wurde vorgeführt.
Nach Bekanntgabe der Erklärung des gemäss § 11 Abs. 2 des Lichtspielgesetzes von der Prüfstelle vernommenen Jugendlichen äusserte sich der Vertreter der Beschwerdeführerin zur Sache.
Es wurde folgende Entscheidung verkündet:
I. Die Entscheidung der Filmprüfstelle Berlin vom 20. Januar 1933-Nr. 32 990 – wird dahingehend abgeändert:
Der Bildstreifen wird auch zur öffentlichen Vorführung vor Jugendlichen zugelassen.
II. Die Entscheidung ergeht gebührenfrei. Entscheidungsgründe.
I. Der Bildstreifen behandelt das tragische Schicksal einer U-Bootmannschaft im Weltkrieg. […]
Die Prüfstelle hat dem Bildstreifen die Zulassung zur Vorführung vor Jugendlichen versagt. Sie ist der Auffassung, dass die in dem Wrack des U-Boots nach der Versenkung spielenden Scenen und der Selbstmord des Oberleutnants und des Matrosen Petermann, um ihren Kameraden den Rettungsweg frei zu machen, geeignet seien, auf jugendliche Beschauer im kindlichen Alter phantasieüberreizend zu wirken. Das moralische Problem, das der Bildstreifen mit dem Selbstmord zweier Soldaten als heldenhaftes Opfer für die Kameraden und für das Vaterland behandele, sei für die kindliche Gedanken-, Begriffs- und Anschauungswelt verwirrend und geeignet, im Zusammenhang mit der übrigen Handlung phantasieüberreizend im Sinne der § 1 des Lichtspielgesetzes zu wirken.
II. Die gegen diese Entscheidung in der gesetzlichen Form und Frist erhobene und mit dem in der Verhandlung inhaltlich vorgetragenen, hiermit in Bezug genommenen Schriftsatz vom 2. Januar 1933 begründete Beschwerde greift in vollem Umfang durch.
Die Vorentscheidung überspannt den Begriff der Phantasieüberreizung Jugendlicher im Sinne von § 3 Abs. 2 des Lichtspielgesetzes vom 12. Mai 1920. Es ist zunächst nicht zutreffen, dass der Bildstreifen, der ein Seekriegserlebnis ohne besondere Ausschmückung widergibt, als Problemfilm zu werten ist. 10 Menschen, mit nur 8 Tauchrettungs-Apparaten ausgestattet, sind in dem einzigen noch erhaltenen Raum eines untergegangenen U-Bootes blockiert. Jeder, auch der Jugendliche, begreift: hier sind zwei Menschen zu viel. Wenn zwei ausfallen, können die übrigen acht den letzten Rettungsversuch machen. Mit Recht vertritt die Beschwerde die Auffassung, dass aus einer solchen im normalen Leben kaum denkbaren und ausgefallenen Lage ein Problem nicht hergeleitet werden kann. Eine übermässige Inanspruchnahme der Phantasie Jugendlicher, wie sie allein den Tatbestand der Phantasieüberreizung abgibt (Entscheidung der Oberprüfstelle vom 20. Dezember 1932 und 6. Januar 1933 – Nr. 5857 und 6049 – ) liegt nicht vor, weil die Darstellung, worauf die Beschwerdeführerin ebenfalls zutreffend hinweist, viel zu klar, durchsichtig und in keiner Weise verwirrend ist: Der Kommandant befiehlt den 8 Matrosen, die Tauchretter zu benutzen. Jene weigern sich, weil sie bei ihren Offizieren bleiben wollen. Alle zehn müssen sterben und schicken sich an, es zu tun. Da fassen der Oberleutnant und der Matrose Petermann den Entschluss, die Kameraden zu retten. Das ist nur möglich dadurch, dass sie sich das Leben nehmen. Dieser Tod kann, worin der Beschwerdeführerin ebenfalls beizutreten ist, nicht als Freitod im eigentlichen Sinne angesprochen werden. Denn abgesehen davon, dass im Seemannsleben der heroische Freitod keine Seltenheit ist und der Kapitän mit seinem Schiff untergeht, nachdem er alle andern in Sicherheit gebracht hat, ist hier das Motiv des Freitodes lediglich das, die Kameraden zur weiteren Pflichterfüllung zu erhalten. Dem gibt der U-Bootkommandant in seinem Nachruf mit bewegten Worten Ausdruck (Akt IX Sprechtitel 1).
III. Die Oberprüfstelle trägt kein Bedenken, ernste tragische Stoffe den vorliegenden zur Vorführung vor Jugendlichen zuzulassen, wenn moralische und ethische Gegenwerte vorhanden sind und selbst eine starke Inanspruchnahme der Phantasie durch den ethischen Gewinn ausgeglichen wird. Diese Voraussetzungen sind vorliegend gegeben. Der Bildstreifen kann mit der Beschwerdeführerin als das Hohe Lied der Kameradschaft bezeichnet und von seiner Darstellung nur eine günstige Einwirkung auf jugendliche Beschauer erwartet werden. Dieser Auffassung hat auch der in erster Instanz gemäss § 11 Abs. 2 des Lichtspielgesetzes vernommene Jugendliche Ausdruck gegeben.
Der vollständige Wortlaut des Beschlusses kann auf der Materialseite des Films auf Filmportal abgerufen werden.
Beim Unterrichtseinsatz von Morgenrot bietet es sich an, Vergleiche zu anderen Weltkriegs-Spielfilmen der frühen Tonfilm-Ära zu ziehen, vor allem zu den pazifistisch ausgerichteten Filmen Im Westen nichts Neues und Westfront 1918. Die nationale und patriotische Grundtendenz von Morgenrot sollte im Vorfeld unter Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte – K 4: Friedemann Beyer – herausgearbeitet werden. Besonders aussagekräftig für diese Tendenz sind die Sequenzen 15, 17 und 19 – unter Material M 2 ist eine Transkription der wesentlichen Dialoge dieser Szenen abrufbar.
Die Einsetzbarkeit des Films beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Komplex Erster Weltkrieg, da Morgenrot auch für das gesellschaftliche und politische Klima der Endphase der Weimarer Republik aufschlussreich ist: Dies lässt sich anhand des Gutachtens der Berliner Filmprüfstelle (Material M 1) zeigen, die das zunächst verhängte Jugendverbot auf Betreiben der Ufa hin aufhob, da von der „Darstellung nur eine günstige Einwirkung auf jugendliche Beschauer erwartet werden“ könne. Das Urteil steht in deutlichem Gegensatz zu der Ablehnung und rigorosen Zensur, mit der die Filmprüfstelle Im Westen nichts Neues und dem Arbeiterfilm Kuhle Wampe begegnete. Unter Verwendung der entsprechenden Gutachten (Im Westen nichts Neues; Kuhle Wampe) besteht die Möglichkeit, Morgenrot auch im Kontext der Filmzensurpraxis der frühen 30er Jahre zu behandeln.