Die „Privaten“ kommen

Interessant ist, daß nicht die Produktion von Kinofilmen für eine dauerhafte Wiederbelebung des Atelierbetriebes sorgte, sondern wiederum das Fernsehen, diesmal das private. Eine ,,Atelierbetriebsgesellschaft für AV-Medienservice“ pachtete die Studios Anfang der neunziger Jahre, und der Fernsehsender RTL realisierte zwei Folgen der Hella von Sinnen-Show ALLES NICHTS ODER? sowie zwölf Folgen der Rudi Carell-Show DIE POST GEHT AB. Ende 1993 bis Mitte 1994 wurden die Ateliers an die Otto Filmproduktion ,,Rüssel-Film“ vermietet, die hier OTTO – DIE SERIE produzierte, gleichfalls für RTL. Dabei gab es ein Wiedersehen mit Sechziger-Jahre-Stars wie Joachim Fuchsberger, Heinz Drache und Monika Peitsch in Bendestorf die zur Neusynchronisation ihrer damaligen Rollen in Edgar Wallace-Filmen anreisten.14

Auch heute (in den 90er Jahren) ist es neben der Werbung das private Fernsehen, das die Aufnahmehallen füllt. Seit Juli t994 führt die FamilieFink in der dritten Generation die Atelieranlage, Geschäftsführer ist Hans-Joachim Fink. Allerdings nicht mit über 1oo Mitarbeitern, wie in den Glanzzeiten der fünfziger Jahre, sondern nur mit fünf Festangestellten. Die übrigen Arbeitskräfte bringen die jeweiligen Produzenten mit.

Wenn man die fast fünfzig Jahre Filmproduktion in Bendestorf betrachtet, das ständige Kommen und Gehen, die Brüche und Krisen, aber auch die zahlreichen Wiederbelebungsversuche, so spiegelt sich hier im Kleinen ein Großteil der bundesrepublikanischen Film- und Fernsehgeschichte. Wer heute nach Bendestorf kommt, erlebt viele Zeugen dieser Geschichte: Es sind nicht nur die Atelierhallen und Wirtschaftsgebäude aus den bundesrepublikanischen Gründerjahren, sondern auch die kleinen Appartements für die Künstler, die Schminkräume und das Mobiliar, die einen Eindruck davon vermitteln, wie liebevoll und familiär trotz öffentlichen Trubels eine Filmproduktion in vergangenen Jahrzehnten von statten gehen konnte.

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