Die Luftangriffe auf Hannover

Die Anfänge der Zerstörung

Adolf Hitler, Rede bei der Eröffnung des neu einberufenen Reichstags [„Tag von Potsdam“], 21. März 1933

„Indem nun aber die nationale Regierung in dieser feierlichen Stunde zum ersten Male vor den neuen Reichstag hintritt, bekundet sie zugleich ihren unerschütterlichen Willen, das große Reformwerk der Reorganisation des deutschen Volkes und des Reichs in Angriff zu nehmen und entschlossen durchzuführen.“


Hitlers Rede vor dem deutschen Reichstag am 1. September 1939

„Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft. Wer selbst sich von den Regeln einer humanen Kriegsführung entfernt, kann von uns nichts anderes erwarten, als dass wir den gleichen Schritt tun. Ich werde diesen Kampf, ganz gleich, gegen wen, so lange führen, bis die Sicherheit des Reiches und bis seine Rechte gewährleistet sind.“

Die Luftangriffe auf Hannover

Die zerstörte Stadt

Alltagsprobleme

Wirtschaftliche Entwicklung

Kultureller Neubeginn

Wiederaufbau oder Neuaufbau

Filmdokumente zum Luftkrieg


Die Luftangriffe

Als die alliierten Truppen Hannover besetzten, waren große Teile des Stadtgebiets durch den Luftkrieg zerstört, besonders die Innenstadt, die Südstadt, die Nordstadt und großeTeile der List.

582 Luftwarnungen, 814 Fliegeralarme und fast 100 Luftangriffe hatte Hannover erlebt. Der erste Luftangriff war am 1. August 1940, der letzte am 28. März 1945. Welch  ein Unterschied in der Wirkung zwischen dem ersten und dem letzten Angriff! Der erste größere Luftangriff ging am 10./11. Februar 1941 über die Stadt hinweg; er war auch der längste. Trotzdem waren die baulichen Schäden bei diesem Angriff noch verhältnismßig erträglich. Nur einzelne oder mehrere nebeneinanderliegende Häuserurden zerstört oder beschädigt. Flächenzerstörungen gab es noch nicht. Der Luftangriff vom 8./9. Oktober 1943 hatte dagegen schon vernichtende Wirkung; große flächenhafte  Zerstörungen waren die Folge, und daneben entstanden verstreut im ganzen Stadtgebiet viele Einzelschäden. Die Innenstadt und die Südstadt fielen ihm zum Opfer. Die Wirkung der der Bomben wurde immer schrecklicher. Besonders schwer waren die Angriffe im März 1945. Die Nordstadt, Vahrenwald und große Teile der LIst wurden noch am 25. März 1945 durch die Sprengbomben, Luftminen und Brand- und Phosphorbomben in Schutt und Asche gelegt.

Karl Schiefer schrieb 1953 über „Hannovers schwerste Stunde“:

„Vierzig Minuten hämmerte die Kriegsfurie; nach diesen vierzig Minuten war Hannover nicht mehr. Zwar hatte schon der Mittagsangriff vom 26. Juli 1943 die Oper, die Marktkirche, das Leineschloss, das Café Kröpcke und das Altstadtviertel rund um den Holzmarkt ausgelöscht, der 22. und 27. September neben anderen Angriffen Verluste an Menschenleben und schwere Schäden venusacht. Nun aber war das Ende da. Das Gesicht der Stadt ging im Bersten der Sprengbomben und Luftminen, im Hagel der Brandbomben und Phosphorkanister unter.“ 1)

Das war der Luftangriff in der Nacht vom 8. zum 9. Oktober 1943: Hannover war „coventrisiert“ worden. Nicht nur die Altstadt lag am Boden und unzählige Wohnhäuser in den angrenzenden Stadtteilen, sondern auch zahlreiche Gebäude in der City.

„Die Häuser in der Georgstraße waren dahin, vor allem die schönen Häuser wie die von Weitz und Lameyer. Einsam stand die Kröpcke-Uhr. So ging es fort bis zum Steintor. Die (Georgs)Passage war zur Hälfte geborsten. An dieser Ecke loderte das Feuer. Hier wie allenthalben brannte und flackerte es.“ 2)

Etwa 900.000 Brandbomben, 50.000 Phosphorbomben, 34.000 Sprengbomben und 950 Luftminen hatten in 88 Tagen und Nächten das vernichtet, was in jahrhundertelanger Arbeit errichtet worden war. Mehr als 6 Millionen Kubikmeter Trümmer bedeckten das Stadtgebiet. Die Einwohnerzahl war von 472.200 auf 217.000 gesunken. Denn wer es irgend einrichten konnte, war geflohen vor dem Bombenhagel, unter dem die Stadt in Schutt und Asche versank. 3)


Anmerkungen

  1. Tod und Leben. Hannovers 9. Oktober. Hrsg. v. Heimatbund Niedersachsen, Hannover 1985, S. 17
  2. ebd. S. 42
  3. ebd. S. 53

Das Ergebnis

Etwa 5000 Menschen, vorwiegend Greise, Frauen und Kinder, mußten ihr Leben lassen. Daß nicht noch mehr Menschen den Luftangriffen zum Opfer fielen, ist auf die gut ausgebauten und abgestützten Luftschutzkeller zurückzuführen, die manchen Hannoveraner vor dem qualvollen Tode des Verbrennens oder des Erstickens gerettet haben. Ungefähr 300 000 bis 350 000 Menschen wurden durch die Vernichtung oder Beschädigung ihrer Wohnstätten ein oder mehrere Male obdachlos. Ganze Stadtteile hatte der Wahnsinn des Krieges in menschenleere, furchtbare  Trümmerwüsten verwandelt.


Brennende Altstadt

„Brennende Altstadt“, so lautet der Titel des Aquarells von Karl Hapke. In seinem Werk interpretiert der Künstler die Folgen eines Bombenangriffs auf die hannoversche Altstadt 1943. Daß es sich um die Altstadt Hannovers handelt, wird anhand des zerstörten Kirchturms der Marktkirche – eines der ältesten Wahrzeichen Hannovers – deutlich.

Bei eine der ersten Bombenangriffe verlor der Sakralbau am 26. Juli 1943 seinen Turmhelm, „die Rauchzeichen des berstenden Dachreiters waren im weiten Land nicht zu übersehen.“ Große Teile der Altstadt wurden bei diesem Angriff in Schutt und Asche gelegt. Ein Augenzeuge schrieb später: „Dieser Angriff bei bleuen Himmel und am hohen Mittag zeigte den Hannoveranern zum erstenmal den Ernstfall, dessen Wirklichkeit bis dahin von vielen nicht gesehen werden wollte.“ 

Die Innenstadt Hannovers wurde bei einem weiteren schweren Luftangriff am 8./9. Oktober 1943 zu 90% zerstört. Von 1.600 Fachwerkhäusern überstanden nur 32 die Feuersbrunst. Im gesamten Stadtgebiet starben 4.748 Einwohner bei Luftangriffen, rund 750 wurden vermißt. (…)

Dokumente und Literatur

Zeitgenössische Publikationen

  • Hannover. Landeshaupt- und Messestadt. Bausteine für den Wiederaufbau, Hannover 1947
  • Drei schwere Jahre: ein Bericht der Bauverwaltung der Hauptstadt Hannover für die Zeit vom Beginn der Besetzung (April 1945) bis zur Währungsreform (Juni 1948), Hannover (Städtisches Presseamt) 1948
  • Anpacken und vollenden: Hannover 1945-1949, hg. vom Städtischen Presse- und Kulturamt Hannover. Bearb. von Heinz Lauenroth und Hans von Gösseln, Zeichnungen von Heinz Knoke, Hannover 1949

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