3. Niedersächsische Medientage 1997 in Wolfsburg
Raum – Zeit – Sprünge
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Kommunikation und Öffentlichkeit
Gegen geschichtsblindes Spekulieren – für kreatives Handeln
„Datenautobahn“, „Internet“ und „Multimedia“ sind einige der wichtigsten Schlüsselbegriffe in der gegenwärtigen Diskussion um Schule und Bildung. Ob von Medien-, Informations- oder Wissensgesellschaft die Rede ist, immer richtet sich die Aufmerksamkeit auf die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechniken als Motor und Folge des gesellschaftlichen Wandels. Medienkompetenz wird zu einer Schlüsselqualifikation der Zukunft.
Bei dieser Diskussion besteht aber häufig die Tendenz zu einer Verkürzung. Medienkompetenz wird unter der Hand schnell auf technische Bedienung und Handhabung von Geräten reduziert, oftmals scheint es nur um die jeweils neueste Gerätegeneration oder Softwareversion zu gehen, der Einsatz von Technik wird zum Selbstzweck.
Die „3. Niedersächsischen Medientage“, die unter dem Motto „Raum – Zeit – Sprünge. Zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Kommunikation und Öffentlichkeit“ vom 12. bis 15. Oktober in Wolfsburg stattfanden, versuchten eine produktive Antwort auf solch eine technizistische Verkürzung der Diskussion zu geben. Die Vielfalt der Angebots- und Aktionsformen, die Vielfalt der einbezogenen Medien, die Vielfalt der kooperierenden Personen und Einrichtungen waren Programm und machten die Medientage zu einem Forum für die praktisch-kreative Auseinandersetzung mit der Entwicklung von Medien und Kommunikationskultur. In Workshops, Diskussionen und zahlreichen praktischen Aktionsmöglichkeiten boten die Medientage die Gelegenheit, die Bedeutung von Medien in Literatur, Kunst, Musik und Technik zu erfahren, Entwicklungstendenzen zu diskutieren und die Möglichkeiten der pädagogischen Arbeit zu reflektieren.
Durch die einzigartige Verbindung von Kunst und Kultur mit Pädagogik wurden Anregungen vermittelt, Schule selbst zu einem Ort der Medien- und Kommunikationskultur werden zu lassen.
Mehr als 200 Veranstaltungsteilnehmerinnen und Teilnehmer, mehrere hundert Besucher des Ausstellungs- und Aktionsangebote und des kulturellen Rahmenprogramms sowie rund 500 Schülerinnen und Schülern nahmen die Gelegenheit wahr, Wirklichkeitsräume mit Hilfe von Medien zu erfahren, wie z. B. den virtuellen Raum des englischen Künstlers Luke Jerram oder den Pfad der Sinne des Landeskriminalamtes. Zeitlinien konnte nachgespürt werden, wie im Workshop über die „Laterna Magica“ und zwischen Kommunikations- und Informationsinseln, wie dem Kunstmuseum, dem Planetarium, dem VW- Werk, der Naturerkundungsstation, dem Offenen Kanal und dem Schloß Wolfsburg zu springen.
So waren die Medientage in vielfältiger Weise etwas Besonderes:
- sie waren eine ungewöhnliche Fortbildungsveranstaltung für Pädagoginnen und Pädagogen;
- sie waren eine praktisches Experimentierfeld, vor allem für Schülerinnen und Schüler,
- sie waren ein Ort der Begegnung, der Kommunikation
- sie boten Raum für vielfältige und widersprüchliche Erfahrungen mit Medien
- sie präsentierten Medien in ihrer ganzen Vielfalt, als sich ergänzende und zu kreativem Umgang auffordernde Facetten in Literatur, Kunst, Musik, Technik und Pädagogik.
Das Programm war und ist Programm: Medienkompetenz heißt, Medienkompetenz kann man nur im handelnden Umgang mit Medien erwerben. Das reden über Medien allein hat nur begrenzten pädagogische Wirkung. Die Medientage boten vielfältige Möglichkeiten Medien zu erfahren.
Eine solche Veranstaltung konnte nur realisiert werden, weil unter der Federführung des NLI zahlreiche Kooperationspartner ihre Ideen und Kompetenzen einbrachten. So auch Wege, Schule für Initiativen aus dem gesellschaftlichen Raum einer Region zu öffnen. Wer ernsthaft an Fragen der Schulentwicklung und damit verbunden an Konzepten für Öffnung von Schule in das Kommunale Umfeld arbeiten will, sollte sich fragen, ob nicht die bewusste Nutzung von Medien in ihrer ganzen Vielfalt einen qualitativen Zugewinn nicht nur für Unterricht, sondern v. a. auch für das Schulleben mit sich bringen kann.
In besonderer Weise ist das Engagement der Schülerinnen und Schüler hervorzuheben. Bereits zur Begrüßung am Sonntagnachmittag erleb- und vor allem hörbar: Schülerbands aus Wolfsburg und die extra aus Alfeld angereiste Big Band des dortigen Gymnasiums verbreiteten eine Willkommensatmosphäre der besonderen Art: kein sprödes Fortbildungsseminar, sondern ein kulturelles Erlebnis – mit Fortbildungscharakter für diejenigen, die es wollten – sollte die Besucher erwarten.
Das örtliche Schülermagazin „Challenge“ arbeitete an einer Sonderausgabe, Schülerinnen und Schüler berichteten täglich umfassend in den Wolfsburger Nachrichten, andere dokumentierten die Ereignisse der Medientage mit dem Fotoapparat, erfahrbar in einer kleinen Präsentation am Mittwoch, im Offenen Kanal TV, wurde vier Tage lang über die Medientage berichtet, am Sonntag- und Montagnachmittag jeweils zwei Stunden live aus dem Schloss. Bereits seit Juni informierten Schülerinnen und Schüler im Internet. An mehreren Workshops waren Schüler beteiligt.
Medien erfahren als Mittel für die Auseinandersetzung mit Wirklichkeit; als Mittel kreativer Ausdruckskraft und der Kommunikation.
Auch das Kulturgut Film war Gegenstand zahlreicher Angebote. Dass Schloss bot leider nur bedingt die Chance, ein Filmerlebnis anzubieten. Deshalb wurde aus der Not eine Tugend gemacht: Außergewöhnlich auf Monitoren als Treppenhaus“-Kino“ – in einzelnen Angeboten für interessiertes Publikum, die Eurovideoart ’97 vom Verein für Visuelle Kommunikation, Beispiele aus Filmen der Niedersächsischen Filmförderung. Zusätzlich gab es eine Kinderfilm-Sondervorführung mit Christina Schindler.
Detlef Endeward, Dagmar Mazelis-Figl (1997)
Zur Geschichte der niedersächsischen Medientage
1. Nds Tage der Medienpädagogik 1993 in Leer
Medien: Warner oder Angstmacher?
2. Nds. Tage der Medienpädagogik 1995 in Hannover – 100 Jahre Film
3. niedersächsische Medientage 1997 in Wolfsburg – Raum – Zeit – Sprünge
- Einladung zur Exkursion in die Medienlandschaft
- Hallo Erde
- Das Filmprogramm der Medientage
- Kinderfilmfest
4. Niedersächsische Medientage 2001 in Nienburg/Weser – Medus@2001