2. Niedersächsische Tage der Medienpädagogik 1995 in Hannover
28.12.1895: In Paris findet die erste öffentliche Filmvorführung statt, die Bilder haben „das Laufen gelernt“. Seit 100 Jahren bewegt Film nun die Gemüter – nicht zuletzt die Gemüter von Pädagogen.
Das Jubiläumsjahr soll Anlaß sein, sich in einem vielfältigen Programm über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der „laufenden Bilder“ zu informieren, über den Einfluß der Medien auf unsere Kultur und Weltwahrnehmung nachzudenken, Film als Kunst zu genießen – und Spaß zu haben.
Auf dem Plakat und in der Eingangshalle des Künstlerhauses begrüßt uns die Figur des Münchhausen. Dieser „Münchhausen“ steht für ein wichtiges Stück Filmgeschichte, ist aber auch ein Sinnbild für den Zusammenhang von Filmgeschichte und Geschichte. Sie steht für Kunst und Politik, Phantasie und Realitätssinn, Unterhaltung und Ökonomie.
Die Pappmaché-Figur des Münchhausen stammt aus dem Studio, in dem zwischen 1941 und 1943 der große Ufa-Jubiläumsfilm MÜNCHHAUSEN, einer der ersten Farbfilme in Deutschland, gedreht wurde, mit einer Starbesetzung, die ihresgleichen sucht, und filmischen Tricks, die den Zuschauer noch heute in ihren Bann schlagen.
„Sinneslust, wohin man schaut in diesem Agfa-Color Spektakel“ (Rainer Rother). Ein aufwendiger Film, ein phantasievolles Meisterwerk zur Unterhaltung des „großen Publikums“gedreht – zur gleichen Zeit, als im Krieg Tausende Menschen ihr Leben verloren: „…was für ein Film die Ufa sich im Dezember 1941 zu ihrem 25. Jubiläum im März 1943 bestellt und im Laufe des Jahres 1942 produziert, grenzt vor dem Hintergrund des Rußlandfeldzuges und der Katastrophe von Stalingrad an Schamlosigkeit. MÜNCHHAUSEN ist ein obszöner Film“ (Heike Klapdor).
Dieses Stück Filmgeschichte wird am Mittwochnachmittag gezeigt: Ein „obszöner Film“? Spektakel der Sinneslust? Ein Meilenstein der Filmgeschichte? Ist es eine Zumutung, den Film nachmittags – sozusagen im „Kinderprogramm“ zu zeigen? Widersprüche und Fragen – die auf die Themenfelder dieser „Tage der Medienpädagogik“ verweisen.
Bei aller Vielfalt der Themen und Veranstaltungsformen sind es drei Leitlinien, die das Programm strukturieren und eine Orientierungshilfe bieten:
100 Jahre Umgang mit Bildern
Wer bei Film nur an „Kino“ denkt, greift zu kurz. Von Anfang an spielt der Film ein wichtige Rolle in Kunst und Wissenschaft, Pädagogik und Politik. Er wird schnell ein Medium der Unterhaltung, der Propaganda, der Belehrung, aber auch ein Medium für Technik und Forschung.
Film und Wahrnehmung – Gesellschaft, Politik und Geschichte im Film
Der Film als „kollektives Gedächtnis“ versorgt uns mit Bildern und „Ansichten“ aus Geschichte und Gegenwart. Diese Bilder sind „Abbilder“, aber zugleich auch Ergebnisse eines Auswahl- und Interpretationsprozesses. Doch die Inszenierungen und Konstruktionen des Mediums sind Angebote, zu deren kompetenter Wahrnehmung Wissen über das Medium Film notwendig ist.
Kreativ sein mit der Kamera
Was wären „Filmtage“ ohne eigenes Tun? In Workshops und in den Angeboten des Erlebnisparks gibt es vielfältige Gelegenheit, eigene Ideen auszuprobieren und seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen.
Niedersächsische Medientage
Zur Geschichte und Bedeutung der Medientage
1. Niedersächsische Tage der Medienpädagogik 1993 in Leer
2. Niedersächsische Tage der Medienpädagogik 1995 in Hannover
- Laterna Magica
- Filmfest für Kinder und Rinnsteinpiraten
- Filmstudio auf Reisen
3. Niedersächsische Medientage 1997 in Wolfsburg
4. Niedersächsische Medientage 2001 in Nienburg/W.
Materialien zu den Medientagen
Programmheft der Medientage
Programm des Kindefilmfests