Für die Lernwerkstatt ausgewählte Spielfilme der 60er und 70er Jahre

Die Literaturverfilmung Das Brot der frühen Jahre, produziert von Hansjürgen Pohland, gilt als der erste Film des „Neuen Deutschen Films“. Heinrich Böll selbst entwickelt die Dialoge, der junge, viel versprechende Österreicher Herbert Vesely wird als Regisseur engagiert, Wolf Wirths Kamera prägt den neuen Stil und der Jazzmusiker Attila Zoller liefert in Abstimmung mit Joachim-Ernst Berendt die Musik. Erstmals wird in Deutschland improvisierter Jazz live zu den Filmbildern eingespielt und als Soundtrack verwendet. Christa Pohland, die Ehefrau des Produzenten, fügt anschließend als Schnittmeisterin, wie bei den meisten Filmen ihres Mannes, alles zu einem großen Ganzen zusammen. Gespannt wird die Premiere bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1962 erwartet, haben doch vier der Beteiligten das Oberhausener Manifest unterzeichnet: Produzent, Regisseur, Kameramann und Hauptdarsteller.

„Das Vergangene und das Gegenwärtige durchdringen sich,“ erläutert Vesely „der Blick ist gleichzeitig und überall. Keine Handlung mit Rückblenden, sondern gleichzeitige Abläufe: Reflexionen, Möglichkeiten, Wirklichkeiten.“[1] „Er scheint einen neuen Impressionismus schaffen zu wollen,“[2] schreibt Le Figaro nach der Aufführung. „Das Brot der frühen Jahre“ markiert innerhalb der deutschen Kinogeschichte der Nachkriegszeit den Beginn des „Neuen Deutschen Films’“ und vollzieht einen nachhaltigen Bruch mit der herkömmlichen Ästhetik der populären Kinoindustrie. In Deutschland wird der Film mit 5 Bundesfilmpreisen in Gold ausgezeichnet.[3]

Jean-Marie Straubs Film Nicht versöhnt (1965) war eines der dann folgenden Beispiele des Neuen Deutschen Films. Straub verfilmte den Böll-Roman „Billard um halbzehn“, zeigte ein Brechtsches Lehrstück deutscher Vergangenheit und Gegenwart. Nicht versöhnt spaltete die Kritik in zwei unversöhnliche Lager: Die einen waren begeistert, andere ließen kein gutes Haar an dem „neumodischen Machwerk“.

Auf den Filmfestspielen von Cannes 1966 fiel Der junge Törless auf. Volker Schlöndorff interpretiert den Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ von Robert Musil vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte. Der Schüler Törleß beobachtet in einem Jungeninternat die Misshandlung eines jüdischen Mitschülers, er ist nicht einverstanden, aber er greift auch nicht ein.

Eine junge jüdische Frau, die aus der DDR in die Bundesrepublik flieht, aber auch dort nicht akzeptiert wird, ist die Protagonistin in Alexander Kluges Film Abschied von gestern, der beim Festival in Venedig 1966 mit einem Sonderpreis der Jury prämiert wurde.

Am 1. Januar 1968 trat das neue Filmförderungsgesetz in Kraft und die Filmförderungsanstalt (FFA) wurde in West-Berlin gegründet.

Bei der Berlinale 1968 wurde Werner Herzog für Lebenszeichen mit dem Silbernen Bären für Regie ausgezeichnet. Ein junger Soldat scheitert gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mit seinem Aufbegehren.

Vom 16. bis 18. Februar organisiert eine Gruppe junger Filmemacher die „1. Hamburger Filmschau“. Ein Wochenende, das als Film-Happening in die Geschichte des Neuen Deutschen Films eingegangen ist.

Jagdszenen aus Niederbayern von Peter Fleischmann löste 1969 wiederum heftige Kontroversen aus und begründete eine Welle kritischer Heimatfilme. Ein Homosexueller zieht den Hass der bayerischen Landbevölkerung auf sich, wird des Mordes verdächtigt und gnadenlos gejagt.

Im selben Jahr debütierte Rainer Werner Fassbinder mit Liebe ist kälter als der Tod auf der Berlinale. Sein Erstlingsfilm orientiert sich am amerikanischen Genrefilm und an Jean-Marie Straub, zeigt eine entfremdete Studie der Münchener Unterwelt: klinisch hell der Vordergrund, mit kahlen Hintergründen.

Filme, die dem Neuen deutschen Film zugeschrieben werden

Filme der traditionellen Filmproduktion

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