Filme der BRD aus den 50er und frühen 60er Jahre zum Thema „Kalter Krieg“
Bei der Auswahl der Filme für diesen Themenbereich haben wir uns an der für die Ausstellung 1992 getroffenen Auswahl orientiert. (Siehe dazu den nebenstehenden Text von Rainer Rother.)
Die Filme aus der DDR zum Kalten Krieg sind an anderer Stelle dieser Lernwerkstatt zu finden.
Die fünfte Kolonne im Fernsehen
Der Kalte Krieg fand nicht nur im Kinofilm statt. In den 60er Jahren war auch das noch junge Fernsehen Schauplatz des Kalten Krieges. Unter dem Reihentitel Die fünfte Kolonne wurden vom 6. Juni 1963 bis 11. Oktober 1968 in unregelmäßigen Abständen insgesamt 23 Folgen dieser Fernsehserie vom ZDF ausgestrahlt.
Dazu der Beitrag bei wikipedia:
„Unter Bezugnahme auf den Begriff Fünfte Kolonne war sie die erste Spionageserie des deutschen Fernsehens. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges hatte sie neben der Unterhaltung einen durchaus politischen Gehalt – was einigermaßen ungewöhnlich für eine Fernsehserie war –, denn ihr Thema waren Aktivitäten östlicher Geheimdienste auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland. Stets behielten die westliche Gegenspionage bzw. Polizei und Militär die Oberhand. Jede der Episoden war in sich abgeschlossen; es gab keine konstanten Hauptdarsteller.
Grundlage für alle Folgen waren reale Fälle, die für das Spielfilmformat nur leicht bearbeitet und verändert wurden. So wird etwa in Folge 15 („Mord auf Befehl“) die Ermordung des ukrainischen Exilpolitikers Stepan Bandera durch den KGB-Agenten Bogdan Staschinski thematisiert.“
Interessant an dieser Darstellung ist, dass kritiklos Bezug auf „reale Fälle“ genommen wird, ohne die Quellen zu benennen, auf deren Grundlage die „leichte Bearbeitung“ erfolgte. Und der Faschist und Nazi-Kollaborateur Banderas mutiert zum „Exilpolitiker“, ganz so wie im neuen/alten Kalten Krieg.
Martin Compart befand in seinem im Oktober 2000 erschienenen Buch Crime TV. Lexikon der Krimiserien: „Mit James Bond hatte diese die Ideologie des Kalten Krieges propagierende Reihe natürlich gar nichts gemein, ist aber dennoch ein hochinteressantes Stück Zeit(geist)geschichte.“ (zitiert nach wikipedia)
Für die Fernsehserie waren auch renommierte Filmregisseure, wie z.B. Rudolf Jugert, Jürgen Goslar und Helmuth Ashley, und Schauspielrinnen und Schauspieler tätig. Produzent sämtlicher Folgen war Helmut Ringelmann.
Filme zum Thema in der Ausstellung Deutschland im Kalten Krieg 1945 – 1963
„Der Film sieht weg, wo es um das wichtigste geht. Er rührt das Grundthema der deutschen Gegenwart nicht an. Es ist, als läge ein Tabu über diesem ganzen Bereich. Seit der Spaltung sind, sage und schreibe, ganze drei Filme gemacht worden, in die das Thema hineinspielt: „Postlagernd Turteltaube“, „Weg ohne Umkehr“, „Himmel ohne Sterne“. Und der letzte von ihnen ist auch schon wieder fünf Jahre alt“, schrieb Friedrich Luft 1960. (zitiert nach Rolf Aurich – Geteilter Himmel ohne Sterne, in: Kalter Krieg. 60 Filme aus Ost und West. Herausgegeben von der Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 1991, S.31)
Das ist vielleicht nicht ganz zutreffend in der Anzahl der Filme – es hätten auch noch „Die Spur führt nach Berlin“ (1952, Regie Franz Cap), „Vom Himmel gefallen“ (1955, Regie John Bram) und „Menschen im Netz“ (Regie Franz Peter Wirth) erwähnt werden können -, wohl aber in der Tendenz, die sich auch später nicht änderte. Alles zusammengenommen gab es bis in die späten sechziger Jahre vielleicht ein gutes Dutzend Filme, „in die das Thema hineinspielt“. Nicht grundsätzlich anders sah es in der DDR aus, wo es allerdings einige Produktionen mehr sind, die sich thematisch auf den Kalten Krieg beziehen; von Kurt Maetzigs „Roman einer jungen Ehe“ (1951) bis Rohland Grafs „Die Flucht“ kann man ein halbes Dutzend Produktionen mehr als im Westen veranschlagen. Dabei handelt es sich um Spielfilme; die Ausprägungen, die der Kalte Krieg in Dokumentarfilmen und Wochenschauen gefunden hat, sind unberücksichtigt; ebenso die Filme, die den Kalten Krieg nicht thematisieren, wohl aber, in ihren ganz anders gelagerten Handlungen, die Strukturen, die Feindbilder übernehmen.
So ist „Der Arzt von Stalingrad“ oberflächlich betrachtet ein Film, der von Kriegsgefangenen in russischen Lagern handelt, doch sind die Mittel, mit denen hier ein Gegensatz von zivilisierten Deutschen und unterjochten bzw. unterjochenden Russen (so werden sie im Film immer genannt, wenn auch die Wachmannschaften beim casting offenbar nach ihren asiatischen Gesichtern ausgesucht wurden) aufgebaut wird, ganz vom Geist des Kalten Krieges. Das das Kind des Lagerkommandanten nur durch den deutschen Chirurgen gerettet werden kann, das hat etwas vom neu gewonnenen Glauben an die eigene Stärke, dem Vertrauen in das know how der Wirtschaftswunderjahre – und es entscheidet den Ost-West-Gegensatz so, wie es der Position der Offensive entspricht, die auch in den thematisch eindeutigen Filmen feststellbar ist. Dagegen steht in den Filmen der DEFA ein defensiver Grundton – von Beginn an setzt sich dieser Ton gegen den üblichen positiven Schluss als das Entscheidende durch.
Rainer Rother: Filme zum Thema. Text zum Ausstellungsbereich Der Kalte Krieg und der deutsche Film