Fixpunkte anschaulichen Lehrens und Lernens

Zentrale Kategorien für die geschichts- und filmdidaktischen Diskussion

Die Textquellen sind nicht neu, und jeder Geschichtslehrer, jeder Geschichtslehrerin wird sich zumindest im Referendariat damit beschäftigt haben – und dann häufig nicht mehr. An dieser Stelle sollen sie Erinnerungsnaker Nach-Denkanstöße sein für das Arbeiten mit Filmen im Fachunterricht.

Anschaulicher Unterricht mit Medien

  • „Bilder allein sichern keine Anschauungen, höchstens Ansichten im ursprünglichen Sinne des Wortes.“
  • „Der schematische Einsatz von Veranschaulichungsmöglichkeiten gibt ebenfalls keine Zielorientierung.“
  • „Anschaulich wird Unterricht, wenn er Schülern Zugänge zu Sachverhalten, Problemen eröffnet, Zugänge, die Einsichten, Kategorien, Strukturen eröffnen.“
  • „Dies bedeutet gleichzeitig, daß Anschauen ein aktiver Prozeß der Aneignung ist, für den Wirklichkeiten oder Medien Material liefern die kognitiv/sprachlich ‘bearbeite’ werden müssen.“
  • „Von der Seite des Lehrers her ist die Reflexion darüber wichtig, welche Aspekte (Ansichten) einer Sache eigentlich deutlich werden sollen. Das Vermittlungsinreresse ist zu hinterfragen und möglicherweise zu korrigieren.“
  • „Von der Seite der Lernenden wird zu prüfen sein, welche ansozialisierten Denk- und Handlungsstrukturen ihnen Zugänge erschweren oder erleichtern werden.“
  • Vom Anschauungsmittel her (ob sog. Wirklichkeit, Film, Modell oder Text) stellt sich die Frage, wofür es steht/stehen kann: ist es nicht mehr als Aufhänger, Anreiz, Impuls oder stellt es eine Art Erschließungsinstrument dar.
  • (Für Medien) „gilt im Prinzip das eben Gesagte. Hinzu kommt aber die Frage nach dem Verhältnis von Sache und ihrer medialen Darstellung.“
  • „Anschauungsbildende Maßnahmen stehen also in einem Geflecht von Faktoren, das je im Einzelfall geprüft werden muß, um entscheiden zu können, in welcher Art und Weise sie lernwirksam werden können.“
  • „Schule als ein im Prinzip lernsteriler, unanschaulicher, abgesonderter Ort wird sich der Anschauung und Erfahrung schaffenden außerschulischen Möglichkeiten immer stärker erinnern müssen, als dies der Alltag mitunter zu erlauben scheint, um Sachverhalte auf den Begriff zu bringen, die sonst in der Gefahr sind, leer zu bleiben, (»Begriffe ohne Anschauungen sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind«; Kant: Kritik der reinen Vernunft, 1881).“
  • Anschaulicher Unterricht hängt natürlich auch von sachstrukturellen Erwägungen ab
  • „Innerhalb des Sprachgebrauchs im Unterricht gibt es eine erhebliche Spannweite in der Anschaulichkeit und damit Verständlichkeit der Sprache.

    * Nach: Manfred Bönsch: Anschaulicher Unterricht mit Medien. Studien und unterrichtspraktische Hilfen für den Unterricht mit Medien. Hannover 1987 (hier S. 9ff)

„Anschauung

ist somit immer erkenntnistheoretisch unterlegt, und es gibt keinen vortheoretischen Begriff der Anschauung. In diesem Sinne ist Anschauung ein erkenntnistheoretischer Begriff. »Anschauung« ist neben »Begriff« ein analytisches Moment im Erkenntnisprozeß. Anschauung und begriff vollbringen nur in gegenseitiger Kooperation Erkenntnis.“ (S. 5)

Anschaulichkeit

„Er ist insofern ein Wertbegriff, weil er schriftlichen und akustischen, visuellen und audiovisuellen Darstellungen von historischen Ereignissen und Zusammenhängen die Prädikate »anschaulich«, »wenig anschaulich« und »unanschaulich« zuerkennen kann. Anschaulichkeit meint eine besondere Qualität eines Bildes, Textes, Filmes etc., die er ermöglicht, daß das, was man nicht sieht, »sondern nur erzählt wird, sozusagen ‘vor sich’ sieht«.
Anschaulichkeit als didaktischer Wertbegriff hilft bei der Bewertung von fertig produzierten Medien.“ (S. 5)

Veranschaulichen

„(ist) ein geschichtsmethodischer Handlungsbegriff, der die Tätigkeit beschreibt, durch die historische Ereignisse und Zusammenhänge anschaulich gemacht werden können. Veranschaulichen als geschichtsdidaktische Handlung bedeutet dann, einen historischen Ereigniszusammenhang zu detailliern, konkrete Einzelheiten und Umstände zu benennen, Zeitkolorit und Zeitatmosphäre hineinzubringen, psychische Verfassungen und Charakterzüge der Handelnden und Leidenden durch Darstellung von Gesten und Minenspiel transparent zu machen, Dinge des täglichen Lebens wie Kleidung und Gebrauchsgegenstände zu schildern. (S. 5/6)

Vergegenwärtigen

„als didaktisches Handeln kann deshalb nur heißen, den Bezug zu unserer Gegenwart herzustellen und den damit herausgearbeiteten Sach-verhalt so darstellen, daß die in dem Sachverhalt dargestellten Probleme den Schülern als ihre eigenen erkennbar werden. Da die Umstände dieser Probleme aber in Vergangenheit und Gegenwart nicht identisch sind, ist ein gewisser Abstraktionsprozeß gerade in den konkreten, individuellen Einzelheiten notwendig, um zu vergegenwärtigen. So gesehen beruht Vergegenwärtigen auf einem Abstraktionsvorgang.“ (S. 9) „Vergegenwärtigung ist von Aktualisierung verschieden. Aktualisierung bedeutet, einen historischen Sachverhalt aus seinem historischen Kontext herauszulösen und ihn in der Gegenwart anzusiedeln.“ (S. 7) „Vergegenwärtigung kann auch nicht kontemplatives Einfühlen sein. Wenn die Schüler aufgefordert werden, sich in vergangene Situationen oder eine historische Person hineinzuversetzen und so zu argumentieren, wie es die historische Person getan hat, würde das lediglich »Vergangenheitlichung« gegenwärtigen Denkens bedeuten.“ (S. 8)

Alle Zitate aus: Hans-Jürgen Pandel/Gerhard Schneider: Veranschaulichen und Vergegenwärtigen. Zu zwei zentralen Kategorien der geschichtsdidaktischen Mediendiskussion. In: Hans-Jürgen Pandel/Gerhard Schneider (Hg.): Medien im Geschichtsunterricht. Düsseldorf 1985, S. 3 – 9

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