Basisdimensionen der Gesellschaftskompetenzen

„Wer nichts über das Verhältnis von Ökonomie und Demokratie weiß,
bleibt ein Analphabet in gesellschaftlichen Fragen.“
– sinngemäß nach Oskar Negt

Gesellschaft ist durch ökonomische Herrschaft und politsche Macht strukturiert

Detlef Endeward (08/2025)

Im Konzept sind politische und ökonomische Kompetenz nicht zufällig „Basisdimensionen“ – sie bilden das Fundament gesellschaftlicher Urteils- und Handlungsfähigkeit, auf dem alle anderen Kompetenzdimensionen aufbauen.

Gesellschaft ist kein neutrales Miteinander, sondern ein durch Macht und Interessen geprägtes Gefüge. Die politische Sphäre (z. B. demokratische Teilhabe, Staat, Recht) ist dabei nicht trennbar von ökonomischen Prozessen (z. B. Arbeitsteilung, Eigentum, Kapitalverhältnisse). Bildung, die auf Gesellschaftskompetenz zielt, muss also beides zusammen denken, um Menschen zu befähigen, sich gesellschaftlich zu orientieren und einzumischen.

Ökonomische Kompetenz: Weil Arbeit das zentrale Vermittlungsverhältnis ist

Für Negt ist Arbeit der Ort, an dem sich Individuen in die Gesellschaft einschreiben – oder ausgeschlossen werden.
Ökonomische Kompetenz meint: 

  • Verstehen, wie Märkte, Eigentum und Produktion funktionieren
  • Einschätzen, wie Arbeitsverhältnisse Ungleichheit erzeugen
  • Erkennen, wie wirtschaftliche Interessen politische Entscheidungen beeinflussen

Politische Kompetenz: Weil Demokratie gelernt und gestaltet werden muss

Politische Kompetenz bedeutet  nicht nur „Institutionen kennen“, sondern: Machtverhältnisse erkennen, Konflikte verhandeln können und gesellschaftlich handeln – also gestalten, kritisieren, intervenieren
Ohne politische Kompetenz verkommt Bildung zur sozialtechnischen Anpassung und politische Bildung zur Staatsbürgerkunde.

Keine Kompetenzdimension kann isoliert gedacht werden – und sie alle sind strukturell mit politischen und ökonomischen Bedingungenverknüpft.

 

Gesellschaftskompetenzen im politisch-ökonomischen Kontext

Kompetenzdimension

Bezug zur politischen und ökonomischen Kompetenz

Politische Kompetenz

Fundament: Fähigkeit, Machtverhältnisse zu erkennen, Konflikte zu verhandeln und demokratisch zu handeln

Ökonomische Kompetenz

Fundament: Verständnis von Arbeit, Eigentum, Märkten und deren Einfluss auf soziale Teilhabe

Philosophische Kompetenz

Reflexion über Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung ist ohne Analyse von Macht und Ökonomie unvollständig

Kulturelle Kompetenz

Kultur vermittelt soziale Positionen, kann Machtordnungen stabilisieren oder herausfordern

Soziale/Identitätskompetenz

Solidarität und Identitätsbildung setzen ein Verständnis von Gerechtigkeit und gesellschaftlicher Struktur voraus

Interkulturelle Kompetenz

Globale Ungleichheiten und kulturelle Dominanzen sind durch politische und ökonomische Machtverhältnisse geprägt

Kommunikative Kompetenz

Kommunikation ist eingebettet in gesellschaftliche Diskurse und Machtverhältnisse – Sprache als Herrschaftsmedium

Medienkompetenz

Medien sind Akteure im politischen Raum, beeinflussen Meinungsbildung und reproduzieren ökonomische Interessen

Technologische Kompetenz

Technik ist nie neutral – sie dient Interessen, reproduziert Machtverhältnisse und beeinflusst Arbeitsprozesse

Gerechtigkeitskompetenz

Gerechtigkeit ist ein politisch-ökonomisches Konzept – sie verlangt Urteilskraft über gesellschaftliche Verhältnisse

Ökologische Kompetenz

Umweltfragen sind politisch und ökonomisch gerahmt – Ressourcenverteilung, Klimapolitik, globale Gerechtigkeit

Historische Kompetenz

Geschichte ist Geschichte von Macht und Herrschaft – ihre Analyse verlangt politisch-ökonomisches Verständnis

Tabellenerstellung mit KI-Unterstützung

Politische und ökonomische Kompetenz sind Basisdimensionen, weil sie die gesellschaftlichen Möglichkeitsbedingungen aller anderen Kompetenzen klären. Wer sie nicht fördert, fördert keine Mündigkeit und Kritikfähigkeit, sondern Orientierungslosigkeit im Gewand der Bildung.

Gesamtsicht auf die Kompetenzdimensionen

Im Fokus des Modells

Zeitliche Rahmung

Basiskompetenzdimensionen 

„Rückgrat“ des Modells

Nur als Ganzes macht das Modell Sinn

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