Klassengesellschaft im Übergang

Politisch-ökonomische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Formationen

Das Deutsche Kaiserreich (1871–1918) war ein Staat, der aus der Reichsgründung unter preußischer Hegemonie hervorging und von Beginn an durch tiefgreifende gesellschaftliche Widersprüche gekennzeichnet war. Während die politische Oberfläche von monarchischen und militärischen Strukturen, vom Obrigkeitsstaat und von feudalen Resten geprägt blieb, entwickelte sich in den Tiefenschichten der Ökonomie eine dynamische kapitalistische Gesellschaft. Die industrielle Revolution, die rasante Urbanisierung und die Herausbildung neuer sozialer Klassen erzeugten Spannungen, die sich in politischen Kämpfen, im Aufstieg der Arbeiterbewegung und letztlich in den Krisen und Brüchen der frühen 20. Jahrhunderts niederschlugen.

Diese Gesellschaftsordnung des Kaiserreichs ist nicht als statische Hierarchie, sondern als historisch-konkrete Formation zu begreifen, die von den Widersprüchen zwischen Kapital und Arbeit, zwischen feudaler Restauration und bürgerlicher Entwicklung geprägt war. Diese Dialektik bestimmte die ökonomische Basis wie auch die politischen Strukturen.

 

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