Vom Finden und Erfinden

Zwei Typen von Fotografen sind zu unterscheiden, der Finder und der Erfinder.

 

Der Finder arbeitet „im Gehen“ nach dem Vorbild des Jägers und Sammlers. Seine Tätigkeit kann als szenisches Suchen beschrieben werden: er holt et-was aus Szenen heraus, er verhält sich perzeptuell.

 

Der Erfinder arbeitet hingegen „im Stehen“, nach dem Vorbild des seßhaften Produzenten. Seine Tätigkeit ist ein inszenisches Versuchen: er stellt etwas in Szenen hinein, er verhält sich konzeptuell.

Suchen und Finden ist demnach eine naturgewandte Geste,  Versuchen  und Erfinden eine kulturgewandte. Zum Erfinder wird, wem sich Natur versagt. Eben dies kennzeichnet den gegenwärtigen Zustand der Fotografie: die Realität, die die Natur des Fotografen ist, hat sich ihm zu versagen begonnen. wenn aber Realität versagt, muß man sie neu erfinden.


Andreas Müller-Pohle: Inszenierende Fotografie. In: FOTOVISION: Projekt Fotografie nach 150 Jahren. Bearbeitet von Bernd Busch, Udo Liebelt und Werner Oeder. Hrsg. vom Sprengel Museum Hannover 1988, S. 12

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