Frauen im Film der Weimarer Repiblik

In der Weimarer Republik erlebten Frauen eine nie zuvor gekannte Freiheit, die sich in Kunst, Mode und Film widerspiegelte. Die sogenannte „neue Frau“ war selbstbewusst und eigenständig, hatte während des Ersten Weltkriegs Verantwortung übernommen und weigerte sich, in traditionelle Rollen zurückzukehren. Dies zeigte sich auch in ihrem äußeren Erscheinungsbild: Der Bubikopf wurde zum Symbol der Emanzipation, Männerkleidung wurde populär, und Künstlerinnen wie Anita Berber prägten mit ihrem extravaganten Stil die Mode.

Frauen in der Filmindustrie

Die Filmindustrie bot Frauen neue Möglichkeiten, nicht nur als Schauspielerinnen, sondern auch hinter der Kamera als Drehbuchautorinnen, Cutterinnen und Kamerafrauen. Bis 1920 gab es keine Filmzensur, sodass Themen wie Homosexualität offen behandelt wurden. Magnus Hirschfeld unterstützte Filme wie Anders als die Anderen, die für mehr Akzeptanz warben. Gleichzeitig entstanden zahlreiche Nachtclubs und Varietés, die queeren Menschen einen sicheren Raum boten. Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich und Claire Waldoff setzten mit ihrer Kleidung und ihrem Auftreten neue Maßstäbe für weibliche Selbstbestimmung.

Weibliche Filmstars

Schauspielerinnen wurden zu gefeierten Filmstars. Besonders prägend war Marlene Dietrich, die mit Der blaue Engel (1930) ihren internationalen Durchbruch hatte und für ihre androgyne Eleganz bekannt wurde. Asta Nielsen, eine der ersten internationalen Filmstars, revolutionierte das Schauspiel mit ihrer ausdrucksstarken Mimik und übernahm sogar die Rolle eines weiblichen Hamlet. Lilian Harvey war ein Publikumsliebling, bekannt für ihre charmanten Darstellungen in Musikfilmen wie Ein blonder Traum (1932).

Neben diesen bekannten Namen gab es auch Schauspielerinnen wie Anita Berber, die für ihre provokanten Auftritte berühmt war, und Claire Waldoff, die als Kabarettistin und Sängerin mit ihrer Berliner Schnauze das Publikum begeisterte.

 

Zahlreich Frauen und Mädchen, vor allem aus bürgerlichen Kreisen, orientierten sich an diesen Filmen und ihren Stras, was sich in Mode und gesellschaftlichen Einstellungen widerspiegelte. Filme wie Mädchen in Uniform (1931), eine Produktion mit stark weiblicher Beteiligung, thematisierten lesbische Liebe und wurden international erfolgreich.

Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 endete diese Freiheit abrupt – der Starkult blieb. Aber viele Filmschaffende emigrierten oder gingen in die innere Emigration, während andere sich dem neuen Regime anpassten. Die kreative Blütezeit der Weimarer Republik war damit unwiderruflich vorbei und in der fschistischen Gesellschaaft wurde die Rolle der Frau zunehmend wieder auf die fürsorgende Mutter reduziert. 

Frauen im proletarischen Film

Während bürgerliche Frauen von neuen Bildungsmöglichkeiten und gesellschaftlicher Anerkennung profitierten, standen proletarische Frauen vor anderen Herausforderungen. Viele arbeiteten unter prekären Bedingungen in Fabriken oder als Dienstmädchen. Die proletarische Frauenbewegung war eng mit der Arbeiterbewegung verbunden und setzte sich für bessere Arbeitsbedingungen, gleichen Lohn und soziale Absicherung ein3. Sozialistische Frauenrechtlerinnen wie Clara Zetkin betonten, dass die Emanzipation der Frau untrennbar mit der Abschaffung der Klassengesellschaft verbunden sei.

 In den proletarischen Filmen der Weimarer Republik spielten Frauen nicht selten eine zentrale Rolle, sowohl als Protagonistinnen als auch als Filmschaffende. Diese Filme, die zwischen 1925 und 1933 entstanden, setzten sich mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiterklasse auseinander und riefen zur Solidarität mit der Arbeiterbewegung auf.

Ein herausragendes Beispiel ist Mutter Krausens Fahrt ins Glück (1929) von Piel Jutzi, der das harte Leben einer Arbeiterfamilie im Berliner Zille-Milieu während der Weltwirtschaftskrise zeigt. Die weibliche Hauptfigur, Mutter Krause, verkörpert die alltäglichen Kämpfe und die soziale Not der Arbeiterinnen. Auch Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt? (1932) von Slatan Dudow, mit einem Drehbuch von Bertolt Brecht, thematisiert die Perspektive von Frauen in der Arbeiterbewegung und zeigt ihre aktive Rolle im politischen Kampf jener Zeit.

Neben den Darstellungen auf der Leinwand waren Frauen auch hinter den Kulissen aktiv. Marie Harder, eine der wenigen weiblichen Regisseurinnen dieser Zeit, inszenierte Lohnbuchhalter Kremke (1930), einen Film über die wirtschaftlichen Sorgen eines Angestellten, der die sozialen Ungerechtigkeiten der Weimarer Republik aufzeigt.

Diese Filme waren nicht nur künstlerisch bedeutsam, sondern auch politisch brisant.  Mit der Machtübernahme der Faschisten 1933 endete auch die Geschichte des proletarischen Films abrupt.

Zur Geschichte der proletarischen Frauenbewegung Deutschlands

Bürgerliche und proletarische Frauenbewegung (1865-1914) | arsfemina.de

Filmauswahl für die Lernwerkstatt

Bedingungen der Filmproduktion 1919 bis 1933

Dominierende Filmgenres in der Weimarer Republik

Themen und zentrale Motive

Gesellschaftsbilder und -mentalitäten

Frauen im Film der Weimarer Republik

Ausgewählte Filmschaffende in der Weimarer Republik

Literatur und zeitgenössische Dokumente

Die deutsche Filmindustrie dieser Zeit war künstlerisch und kulturell einflussreich, und Frauen spielten eine bedeutende Rolle – sei es als Regisseurinnen, Drehbuchautorinnen oder Produzentinnen.

Einige der bedeutenden Persönlichkeiten waren:

  • Lotte Reiniger – Pionierin des Animationsfilms, berühmt für ihren Scherenschnittfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed.
  • Thea von Harbou – Drehbuchautorin von Metropolis, eine der einflussreichsten Filmschaffenden ihrer Zeit.
  • Marie Harder – Journalistin und Regisseurin, die sich mit sozialkritischen Themen auseinandersetzte.
  • Jane Bess – Drehbuchautorin und Produzentin.
  • Leni Riefenstahl – Umstrittene Regisseurin, bekannt für ihre technischen Innovationen im Film.
  • Ilse Fehling – Kostümbildnerin, die mit avantgardistischen Designs beeindruckte.
  • Vicki Baum – Schriftstellerin und Drehbuchautorin, deren Werke auch in Hollywood adaptiert wurden.

Ausstellung „Weimar weiblich“ im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

Das Deutsche Filmmuseum Frankfurt präsentierte vom 29.3. bis 12.11.2023 die Ausstellung „Weimar weiblich“, die die Rolle von Frauen und die Geschlechtervielfalt im Kino der Weimarer Republik (1918–1933) beleuchtete. Die Ausstellung hob sowohl bekannte als auch oft übersehene weibliche Filmschaffende hervor und setzt sich kritisch mit deren Beitrag zur Filmgeschichte auseinander.

Siehe:

Die Ausstellung „Weimar weiblich“ in Frankfurt/Main | Filmdienst

beziehungsweise – weiterdenken : “Weimar weiblich” – Die Liebe der Frauen zum Kino

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