Und wieder ’48

Inhalt

1948. An den Dreharbeiten zu einem Film über die 1848er-Revolution nehmen Studenten der Berliner Universität als Statisten teil. Zwischen Else und Heinz, der die Revolution eher als komische Angelegenheit abtun will, kommt es zum Streit. An der Uni bilden sich zwei Lager, die sich heftig bekämpfen. Doch Heinz beginnt nachzudenken, und vor allem die Lektüre über einen jungen Studenten, der in den bewegten Tagen hundert Jahre zuvor sein Leben ließ, verändert langsam seine Haltung. Der Abschluss der Filmaufnahmen auf der Wartburg vereint ihn auch mit Else.

(Quelle: Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg. DEFA-Spielfilme 1946-1992)

Produktionsland Deutschland (SBZ)
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1948
Länge 102 Minuten
Stab
Regie Gustav von Wangenheim
Drehbuch Gustav von Wangenheim
Produktion DEFA, HG Kurt Hahne
Musik Ernst Roters
Kamera Bruno Mondi
Schnitt Lena Neumann
DarstellerInnen
  • Inge von Wangenheim: Else Weber
  • Wilhelm Borchert: Heinz Althaus
  • Viktoria von Ballasko: Betty
  • Josef Sieber: Architekt Ring
  • Ann Höling: Lissy Zehnter
  • Willi Rose: Gustav Knetsch, Nante
  • Harry Hindemith: Schneegandt
  • Robert Trösch: Schnitters
  • Fritz Wagner: Burghardt
  • Arnold Marquis: Hinzdorf
  • Eduard von Winterstein: Vater Althaus
  • Paul Bildt: Direktor Schöffer
  • Herwart Grosse: Regisseur Hoffmann
  • Ernst Legal: Professor Kortlein
  • Lotte Loebinger: Frau Jandrek
  • Arthur Schröder: Professor Helbig
  • Eva Barlog: Fräulein Ludwig
  • Charles Brauer: Sohn von Ring
  • Horst Drinda: Miller
  • Elfie Dugall: Maria Schrenck
  • Erich Gühne: Ludwig Uhland
  • Knut Hartwig: Vater Schlöffel
  • Angelika Hurwicz: Stock
  • Günther Kieslich: Tietz
  • Werner Segtrop: Bismarck
  • Walter Strasen: Aufnahmeleiter Fleissner
  • Walter Tarrach: König Wilhelm IV.
  • Joachim Teege: Reisender
  • Erik von Loewis: Adjutant des Königs
  • Helga Wille
  • Erich Dunskus
  • Agnes Windeck

Historisches Bewusstsein, Parteilichkeit und Lehren für die Gegenwart

Schon von der dramaturgischen Anlage her ist UND WIEDER 48 (Urauff.: 5.11.1948; Regie: der Remigrant Gustav von Wangenheim) ein Film, der sich bewusst und transparent zwischen den Ebenen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft bewegt. In der ersten Sequenz 1) werden alle Handlungsebenen (deutlich voneinander getrennt) vorgeführt, mit denen der Film – auch in den Dialogen eine Haltung gegenüber Geschichte und aktueller Realität deutlich macht.

Begonnen wird mit einer zunächst historisch anmutenden Szene: Ein kostümierter Mann holt eine Fahne von einer Barrikade. Sofort danach kommt eine Gruppe von Komparsen in den Blick der Kamera. Nicht die Realität des Jahres 1848 ist Thema dieses Filmes, sondern die Bedeutung der Sicht auf diese historische Epoche für die Jetztzeit, das Jahr 1948:

„Die Grundidee des Films verrät sich im Titel. Mit dem Zuruf ‚Und wieder 48‘ wird unsere Gegenwart apostrophiert. In unserer deutschen Gegenwart muss der Schlüssel zum Verständnis unserer deutschen Vergangenheit gesucht und gefunden werden – das heißt: Unser Verhältnis zur Vergangenheit ist keine philosophische Frage, sondern eine Frage unseres gegenwärtigen leidenschaftlichen Ringens um die Demokratie. „2)

In den ersten Bildern des Films wird dies bereits durch den Kontrast von Kulisse (Barrikaden) und Häuserruinen der Nachkriegssituation fasslich. Komparsen, Bühnenarbeiter und Maskenbildner geben anschließend auch verbal ihre Haltung zu den Dreharbeiten zu erkennen. Ihre Äußerungen bewegen sich zwischen achselzuckender Gleichgültigkeit, defaitistischen Vorstellungen von der Wiederholung des Immergleichen in der Geschichte („So oder so – das Volk bleibt immer der Dumme“) und der Fähigkeit zum Vergleich, zum Auffinden struktureller Analogien (Arbeitslosigkeit und Hunger werden als handlungsleitende Motive im damaligen Volksaufstand vermutet).

Thema des Films ist also primär die Stellung des einzelnen zur deutschen Geschichte. Die ganze Sequenz ist durch einen ständigen Wechsel von Filmszenen, die deutlich als gedrehte gezeigt werden, und Reflexionen über die historischen Ereignisse wie über die filmische Inszenierung bestimmt. Ein Streit um die Bewertung der Ereignisse von 1848 in ihrer Bedeutung für die weitere deutsche Geschichte steht im Mittelpunkt und wird zum Ausgangspunkt des persönlichen Konfliktes zwischen den Protagonisten Else Weber (Inge von Wangenheim) und Heinz Althaus (E.W. Borchert). 3)

In Elses Position tritt hier erstmals auch der idealistische Grundgedanke der Objektivität historischer Erkenntnis hervor: Die Geschichte hat, so lautet die implizite These, eindeutige Lehren parat, eindeutig für den, der parteilich sich dem Fortschritt (gleichgesetzt mit „den Interessen des Volkes“) verpflichtet fühlt. Objektive Geschichtsbetrachtung ist, so wird z. B. in den Äußerungen des Produzenten Schäffer (Paul Bildt) deutlich, notwendig parteilich. Schäffer kritisiert die Verzerrungen der Ereignisse in der komödiantischen Inszenierung des Regisseurs Hoffmann (Herwart Grosse). Nach der Vorführung einer Szene, in der Friedrich-Wilhelm IV. mehr mit seinem Wein als mit den aktuellen Ereignissen beschäftigt ist und Bismarck, ohne ihn zu empfangen, durch seine Adjudanten nach Hause schicken lässt, entspinnt sich folgender Streit:

“ Schäffer: Das ist doch alles komisch überzeichnet!
Hoffmann: Wieso? Ich sehe das eben so!
Schäffer: Es handelt sich um den König, aber nicht um einen Komiker!
Hoffmann: So war’s eben 48, alles Komödie es ist historisch, dass er immer besoffen war.
Schäffer: Und wenn es zehnmal historisch ist, dann ist und bleibt es eine Nebensache, ein Detail. Ein höchst uninteressantes! Was müssen wir zeigen? Wie Friedrich Wilhelm IV. zwischen Revolution und Konterrevolution herummanövriert, weil er Geld braucht und dabei trotz allem immer noch klüger ist als der wildgewordene Junker Bismarck mit seinem Marsch auf Berlin. Die Bauern sind doch von Bismarck dabei nur missbraucht worden. Und das ist tragikomisch… 4)

Nach der Vorführung einer weiteren Szene entzündet sich erneut eine Debatte, in deren Verlauf der Regisseur durch die Argumente des Produzenten und des Architekten Ringg (Josef Sieber) zunehmend in seiner Sicht der Dinge verunsichert wird:

„Schäffer: Aber wir lachen falsch!
Ringg: Bei allem Lachen vergisst man ganz, was bei diesem Prinzen von Preußen, beim König und bei Bismarck das Entscheidende ist: Die Mordsangst vor der Einheit des Volkes! Darum hetzen sie einen gegen den anderen. Die Bauern, jawohl gegen die Städter! Die Bürgerwehr gegen die Arbeitslosen, die Rehberger! Und das Militär gegen alle zusammen! Das ist die Reaktion, das ist der Kartätschenprinz! Das ist bei Gott nicht nur komisch, das ist tragisch.
Hoffmann: Tragisch? Ich kann das nicht begreifen, es ist doch eine lächerliche Posse – viele, ganz gleich aus welchem Lager, haben das so dargestellt, und das will ich auch.
Schäffer: Und das will das deutsche Volk? Nur die Posse sehen? Nein! Auch den ernsten Hintergrund! Worum ging’s 1848? Woher kommen heute unsere Trümmer?“ 5)

Die Reflexionen von Ringg und Schäffer gehen von der Entscheidung aus, dass der Spielfilm als Kunstform im Interesse der Mehrheit des Volkes aufklärend zu wirken habe, und unterstellen diesem „deutsche(n) Volk“ einen Willen, die „historische Wahrheit“ zu erfahren. Die Interessengebundenheit, die Parteilichkeit wird als notwendiges Moment historischer Erkenntnis und Wissenschaft mit humanen Empfindungen verknüpft, wenn es im folgenden Dialog zwischen den positiven Figuren Ringg und Else heißt:

„Else: Ach, wissen Sie, ich bin so gern lustig und möchte, dass die anderen auch mal lustig sind, rauskommen aus ihren trüben Gedanken… und es ist so verdammt schwer! Wenn heut‘ schon mal ‚was komisch ist, ist es auch immer gleich tragisch!
Ringg: Aber wenn man’s wie Sie in seinen Zusammenhängen begreift, weiß man immer genau, was es wert ist.
Else: Das ist Wissenschaft!
Ringg: Warum wollen Sie, dass die anderen auch ‚mal lustig sind?
Else: Der Christ sagt aus Nächstenliebe, Aristoteles, der Philosoph, nennt es Mitleid, andere soziales Gefühl…
Ringg: Wie immer, wenn sie damit verbunden ist, ist die Wissenschaft alles! „

Jenseits aller positivistischen Vorstellung von objektiver Erkenntnis verbindet sich in der Figur der Else der Wille zu rationaler Aufklärung (Else forscht ganze Nächte in Büchern und Dokumenten der 48er-Revolution) mit Lebenslust und Sinnlichkeit.7) In einem Gedicht, das Else im Kostüm von 1848 im Rahmen einer Kabarettaufführung auf einem Semesterball vorträgt, geht es um die „Evolution des Tanzes“, gewagt vom „Volksfreund, vom Studenten Gustav Adolf Schlöffel“:

„Da hat mal einer einen Schwung gehabt,
bei uns, einen Schwing, einen Schwung,
da hat mal einer einen Tanz gewagt,
bei uns mit dem Schwing, mit dem Schwung!
Und hat dabei noch einen Kopf gehabt,
was manchem nicht behagt‘,
bei uns im 48er Jahr,
bei uns mit dem Schwing und dem Schwung.
Die deutsche Einheit, sagte der,
kommt, statt aus Preußens Schießgewehr,
vom freien Volke her!
Weil beim Schwing und beim Schwung er auch Kopf gehabt,
bei uns mit dem Schwing und dem Schwung,
da hab’n sie den Studenten Schlöffel angeklagt,
bei uns mit dem Schwing und dem Schwung.
(. . .) Seitdem wurde im preußisch-deutschen Vaterland,
bei uns mit dem Schwing, mit dem Schwung,
auf Befehl, meist ohne Kopf, drauflosgerannt,
bei uns mit dem Schwing, mit dem Schwung.
Wie anders war da Schlöffels Art!
Hoch Schlöffel – und wer Schlöffels Art
bei jedem Tanz bewahrt. “ 8)

Sinnliche Empfindungen, einen Tanz wagen, „Swing“, „auf deutsch“ Schwing und Schwung vereinen sich in der Beschreibung Schlöffels. Diese Figur stellt Else den Studenten als Identifikationsangebot vor. Sie schreibt dem Studenten Schlöffel, der wegen seiner Umtriebe und Aufklärungsversuche der Bevölkerung 1848 vor Gericht gestellt wurde, Kopf und Herz, Parteilichkeit und mutige Bewegung zu. Emotionalität und Rationalität sollten sich mit der Sicht auf Welt und Politik vereinen. Dies propagiert der Spielfilm auch in Nebenhandlungen :

(Heinz liest über den Studenten Schlöffel, zitiert Texte von ihm. )
Vater: Interessieren soll man sich für alles. Aber über nichts aufregen. So habe ich es mein Leben lang gehalten.
Heinz: War das richtig?“ 9)

Für Heinz scheint die Antwort auf diese Frage erst ab einem gewissen Zeitpunkt klar: Die persönliche Stellung zur Geschichte ist ohne eigenständiges wissenschaftliches Engagement – mit „Kopf“ und „Herz“ – nicht zu objektivieren. In der 10. Sequenz des Films, die dramaturgisch eigentlich auf einen „show-down“ zwischen Heinz und Else angelegt war, gesteht er in einer Diskussion um die Frage „Gibt es Objektivität in der Geschichtsbetrachtung? “ ein :

„Inzwischen habe ich mich eingehender mit der 1848er Materie beschäftigt und dabei eine verheerende Lückenhaftigkeit meiner Kenntnisse festgestellt. Da ich mit Instinkteinstellung in der vergangenen Zeit bittere Erfahrung gemacht habe, will ich mit meiner Meinung solange zurückhalten, bis ich mir die dazugehörigen Argumente vollkommen erarbeitet habe. “ 10)

Der Medizinstudent Heinz ist also in eine innere Bewegung geraten. Er zeigt sich fähig, sich selbst und seine Einstellung zur Geschichte zu hinterfragen und aktiv eine neue zu suchen. Aufgrund seines eigenen Studiums der Quellen, nähert er sich vielen Positionen Ringgs und Elses an, die nach einer Strukturanalyse des „Misslingens“ der 48er-Revolution auch Kontinuitäten im Verhalten des deutschen Volkes in seiner Geschichte reflektieren. Deutlich werden diese Vorstellungen in der folgenden Sequenz:

(10. Sequenz, im Studentenrat)
„Else: (… ) Die Demokratie in unserem Vaterland
Zwischenruf: 100 Jahre zu spät!
Else: Jawohl! Leider kommen wir in Deutschland mit so vielem 100 Jahre zu spät!
Zwischenruf: Sie hätten Ihre Rede in der Paulskirche halten sollen!
Else: Und leider sind wir noch immer nicht aus den Zeiten der Paulskirche heraus. Dort haben Männer wie Robert Blum, Ernst Moritz Arndt, dort hat ein Ludwig Uhland gesagt…

Das Bild überblendet in die Paulskirche.

Ludwig UhIand ist vorgetreten und spricht zu der Versammlung:
Ohne Demokratie gibt es keine deutsche Einheit. Wir sind hier in der Paulskirche versammelt als die gewählten Abgeordneten des deutschen Volkes. Jetzt muss die Einheit von uns geschaffen werden oder nie!
Zwischenruf: Seit 100, seit 200 Jahren hören wir immer dasselbe!
Zwischenruf: Herr Uhland, Sie hätten Ihre Rede auf der Wartburg halten sollen!
Uhland: In dieser unserer Zwietracht aber spiegelt sich das ganze Unglück des deutschen Volkes!

Die Kamera überblendet zurück in den Studentenrat.“

Mit der letzten Äußerung zielt Uhland auf die Zwischenrufer, die in beiden Szenerien (Studentenrat 1948; Paulskirche) strukturell identisch als ironisch-sarkastische Zweifler oder auch skeptische Polemiker der anderen Partei gekennzeichnet werden. Deutlich setzt der Film Einsichten in die förderlichen und hinderlichen Kräfte im Prozess des gesellschaftlichen und politischen Fortschritts gegen diese Haltungen:

Als unverzichtbar erscheint die menschliche Erinnerungskraft, sofern sie sich mit der Bereitschaft und Fähigkeit verbindet, das Vergangene wie das Gegenwärtige „begreifen“ zu können. 11) Dabei werden Menschen durchaus in ihrer Widersprüchlichkeit erkannt. In Reflexionen über die Ereignisse der Märzrevolution heißt es da unter anderem:

Heinz stellt Else die Frage, welchem ihrer Söhne wohl ihr Gefühl gegolten hätte, wenn einer für und einer gegen den König gefallen wäre.

Else: Beiden, das ist menschlich. Aber was beweist das, wenn die Gefühle einer Mutter zerrissen sind? Das Dasein einer zerrissenen Welt. Menschlicher wäre die Einheit, für die auch Schlöffel gekämpft hat (…) .
Heinz: Ja, wenn ich Schlöffel wäre! Unsereiner ist ja nicht prinzipiell anderer Meinung, nur gefühlsmäßig! Darum können wir alle so schwer unsere deutsche Geschichte begreifen. Und wir müssen uns gegenseitig helfen, endlich mit unseren Gefühlen ins Reine zu kommen.“ 12)

„Die Macht der Gefühle“ – Gustav von Wangenheims Film leugnet sie an keiner Stelle. Immer wieder erscheinen Gefühle auch ausnutzbar für politische Zwecke. Else selbst ist wiederholt Verleumdungskampagnen ausgesetzt, die ihre Herzlosigkeit und Skrupellosigkeit „beweisen“ sollen.

Als eine geradezu geschichtsmächtiges Empfinden erscheint das Misstrauen. Um dieses Grundgefühl – so die Inhaltsangabe 13) gehe es in diesem Film, „um Misstrauen oder Vertrauen“. Diese Problematik führt in UND WIEDER 48 auch in der persönlichen Beziehung zwischen Else und Heinz fast zu einem endgültigen Zerwürfnis.

Im Medizinstudenten Heinz (wohl nicht zufällig mit dem differenzierungsfähigen Schauspieler E.W. Borchert besetzt) ist der Historikerin Else eine ungewöhnliche Heimkehrerfigur gegenübergestellt. Heinz wird als Mensch gezeigt, der in der Lage ist, von Else die Neugier neu zu lernen, sich mit ihr zu streiten und sich selbst eine Position zu suchen. Und auch Else erscheint nicht als die bruchlose, gerechte Heroin, sondern als Figur mit Erfahrungen und Widersprüchen. Beiden schlagen immer wieder Gefühle ein Schnippchen, hindern sie daran, sich ihren eigenen rationalen Einsichten gemäß auch zu verhalten .

Besonders fatal wirkt das Misstrauen, das (so lehrt die Filmgeschichte von Heinz und Else) nur durch die Einsicht und das Äußern der eigenen Gefühle überwunden werden kann. Die Beschreibung des ruhigen, nicht ganz eindeutigen Happy-Ends akzentuiert noch einmal die im Film vielfach behaupteten Zusammenhänge zwischen dem Einzelnen und der Gemeinschaft, zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen den Gefühlen und dem Verhalten jedes einzelnen wie des Kollektivs der Deutschen:

„Zu aller Überraschung besteht er (Heinz Althaus) seine medizinische Prüfung mit Auszeichnung. Er ist in zuversichtlichster Stimmung – da schlägt es ihm ins Gesicht: das Misstrauen. Eine Intrige offenbart ihm, dass auch Else unbewusst ihm misstraut hat.

Althaus ist verzweifelt – Else tief betrübt. Beide werden durch die Menschlichkeit Freund Ringgs, eines aufrichtigen Freundes der Jugend, dahingehend belehrt, dass unsere Geschichte zwar niemanden berechtigt, unbedingtes Vertrauen zu fordern, dass sie wohl aber dazu berechtigt, dem, der es verdient, Vertrauen zu gewähren.

Auf der Wartburg, dem Schauplatz der letzten Filmaufnahmen, bei denen die Studenten wieder mitwirken, finden sich dann Else und Heinz endgültig als ganze, fortschrittliche Menschen in dem Willen, jenes deutsche Erbübel unserer Geschichte, das Misstrauen, zu überwinden. “ 13)

Bettina Greffrath (1993)


Anmerkungen

  1. Wörtliche Zitate werden deshalb im Weiteren überwiegend aus dem Filmprotokoll von Pleyer übernommen. Vgl. die Eingangssequenzen, a.a.0., S. 329 ff
  2. Hektographierte Inhaltsangabe, 0.A., vermutlich DEFA (DIF)
  3. 1. Sequenz, Pleyer-Protokoll, bes. S. 322
  4. Pleyer, a.a.0., S. 335, 4. Sequenz
  5. Pleyer, a,a.0,, S. 336
  6. hierzu auch Abschnitt 5.3.2
  7. Pleyer, a.a.0., S. 339 f, (Zeileneinteilung des Liedes, B,G. )
  8. Zitat aus dem eigenen Filmprotokoll, da in Pleyers Protokoll diese kleine Sequenz nicht enthalten ist, (Kursivhervorhebung: B.G.) Auf den Betrachter wirkt diese Frage vor dem historischen Hintergrund rhetorisch. Bereits in der zweiten Sequenz hat der Film gezeigt, wie Kriegserinnerungen von Heinz Althaus in ihm traumatisch fortwirken, ihn niederdrücken und zur Aufklärung drängen, (Vgl. Pleyer, a.a.0., S,333 f.)
  9. a.0., S. 341
  10. 11. Sequenz, a.a.0., S. 341
  11. a.0., S. 341f,
  12. Inhaltsangabe, a.a.0.
  13. Ebd.

Für den filmdienst ist der Film „ein Versuch des aus dem Moskauer Exil zurückgekehrten Gustav von Wangenheim, dem nihilistischen Geschichtsverständnis junger Leute nach dem Krieg entgegenzuwirken.“

Didaktische Zeitkritik von Agitprop-Regisseur Gustav von Wangenheim

An den Dreharbeiten zu einem Film über die deutsche Revolution von 1848 nehmen genau 100 Jahre später Studenten der Berliner Universität als Statisten teil. Unter ihnen auch Heinz Althaus und Else Weber. Beide haben kon-träre Auffassungen von der 48er Revolution….Gustav von Wangenheim versuchte in seinem ersten Spielfilm bei der DEFA, den «proletarischen» Film der 20er Jahre in die Nachkriegszeit herüberzuretten.

cinema.de [abgerufen: 08.06.2023]

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