D – Ausgewählte Filmschaffende für die Zeit von 1945 bis zu den frühen 60er Jahren

Slatan Theodor Dudow (30.1.1903 – 12.7.1963) – Regisseur
Slatan Dudow wird am 30.1.1903 in Caribrod (Bulgarien) als Sohn eines Eisenbahners geboren. 1922 geht er nach Berlin, um dort Architektur zu studieren, nimmt dann aber doch Schauspielunterricht und beginnt 1925 ein Studium der Theaterwissenschaft bei Max Herrmann. Er interessiert sich frühzeitig für die Geschichte der Arbeiterbewegung.

Dudow hospitiert bei Fritz Langs „Metropolis“ (1927) und bei einigen Theaterinszenierungen. Im Jahr 1929 unternimmt er im Auftrag Max Herrmanns eine Studienreise nach Moskau, auf der er den Regisseur Sergej Eisenstein („Panzerkreuzer Potemkin“) kennenlernt, und in deren Folge er mit Bertolt Brecht zusammentrifft, der ihn für seine politische Theaterarbeit engagiert.

Seit 1926 ist er im proletarischen Agitationstheater („Theater der Arbeiter“) tätig, an dem er 1930 zusammen mit Brecht dessen Stück „Die Maßnahme“ inszeniert.

1929 beginnt Dudow für den Film zu arbeiten, zunächst als Regieassistent kommunistischer agitatorischer Dokumentarfilme. Ein Jahr später zeichnet er erstmals allein verantwortlich für den Reportagefilm „Wie der Berliner Arbeiter wohnt“. Gegen die weitere dokumentarische Filmarbeit Dudows schreitet die Zensur ein. Nach seiner Idee entsteht 1931/32 der Spielfilm „Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt“, dessen Ko-Drehbuchautor Bertolt Brecht ist. Er handelt von Arbeitslosigkeit in Deutschland – „der erste und letzte deutsche Film, der offen einen kommunistischen Standpunkt einnahm“ (Siegfried Kracauer). Auch gegen dieses Werk erhebt die Zensur Einspruch, es wird verboten und erst unter Schnittauflagen sowie nach scharfen Protesten im Mai 1932 uraufgeführt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kann Dudow zunächst dank seines ausländischen Passes weiterfilmen. Er beginnt eine Gesellschaftssatire zu drehen („Seifenblasen“, 1934), der gegenüber die Reichsfilmkammer bald misstrauisch wird, so dass er ins Pariser Exil geht und seinen Film dort vollendet.

In der Emigration scheitern all seine filmischen Bemühungen. In Paris führt er zusammen mit einigen exilierten Schauspielern Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ auf, mit Helene Weigel in der Titelrolle. Später wird Dudow in die Schweiz ausgewiesen, wo er Komödien und gesellschaftskritische Stücke schreibt.

1946 kehrt Dudow nach Deutschland zurück und arbeitet für die neugegründete DEFA. Sein erstes Filmprojekt nach dem Krieg ist „Unser täglich Brot“, für den er den Nationalpreis III. Klasse der – soeben gegründeten – DDR erhält. 1950 dreht er im Kollektiv den Film „Familie Benthin“, der vom Kalten Krieg handelt. Zwei Jahre später inszeniert er „Frauenschicksale“, sein erfolgreichstes Werk, das in der DDR jedoch nicht unumstritten ist.

In seiner Arbeit in Film und Presse setzt sich Dudow stets für einen undogmatischen sozialistischen Realismus ein, kann jedoch selbst diesen Anspruch in seinen Filmen nicht immer einlösen. Nach Wolfgang Staudtes Abgang in die Bundesrepublik wird Dudow zur ersten künstlerischen Autorität der DEFA. Im Jahr 1959 hat er mit der Komödie „Verwirrung der Liebe“ einen weiteren großen Publikumserfolg.

Slatan Dudow verunglückt am 12.7.1963 während der Dreharbeiten zu dem Film „Christine“ bei einem Autounfall.

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