Die Lüge (1950)

Inhalt

Der Strahlenforscher Professor Gruber (Otto Gebühr) plant mit den Männern seiner Töchter einen Ballonaufstieg in die Höhe der Stratosphäre. Als die Expedition dann beginnt, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall und der Ballon wird manövrierunfähig auf das offene Meer getrieben. Für die Männer scheint es kein Entrinnen zu kommen und sie schließen mit ihrem Leben ab. Unter ihnen entstehen schwere Spannungen innerhalb der Gruppe. Um sich zu retten, wird einer der Männer vermeintlich geopfert und über Bord geworfen. Gruber und der zweite Überlebende werden gerettet und die Situation scheint für sie noch einmal glimpflich ausgegangen zu sein. Bis der vermeintlich Tote jedoch geborgen werden kann und das Lügengerüst der beiden Männer zu bröckeln beginnt. Doch die Frage ist, wie weit die Männer gehen würden, um ihre Haut zu retten?

Film in der BRD der 50er Jahre

Produktion: Junge Film-Union, Rolf Meyer, Hamburg-Bendestorf

Erstverleih: National-Filmgesellschaft mbH;

Buch: Gustav Fröhlich nach der Novelle „Mörder ohne Mord“ von Martha Maria Gehrke und Hans Schweikart

Regie: Gustav Fröhlich

Regieassistenz: Fritz Stapenhorst

Kamera: Hans Schneeberger

Kameraassistenz: Sepp Ketterer, Emil Eisenbach

Bauten: Franz Schroedter

Maskenbildner: Heinz Fuhrmann

Schnitt: Martha Dübber

Ton: Martin Müller

Musik: Wolfgang Zeller

DarstellerInnen:

Sybille Schmitz (Susanne), Cornell Borchers (Ellen), Ewald Baiser (Dr. Robertson), Will Quadflieg (Harry Altenberger), Otto Gebühr (Professor Gruber) sowie Hans Leibelt, Walter Franck, Hans Paetsch, Rolf Möbius, Walter Ladengast, Ilse Bally, Marianne Wischmann, Wolfgang Reimers

Produktionsleitung: Helmuth Volmer

Aufhahmeleitung: Heinz Fiebig, Curt Berg

Drehzeit: März – Mai 1950

Außenaufnahmen: Hamburg und Umgebung, Cuxhaven

Atelier: Bendestorfund Atelier Tempelhof

Länge: 2303m = 84 Min.

Zensurdatum: 17.7.1950 (FSK)

Uraufführung: 8.7.1950 Locarno (IFF); deutsche Erstaufführung 11.8.1950, Köln (Halmentor Lichtspiele)

Zu den Dreharbeiten

Die Dreharbeiten zu Die Lüge fanden im Atelier Hamburg-Bendestorf statt. Die Außenaufnahmen entstanden in Westerland, auf Sylt und an der Nordseeküste. Hauptdarsteller Will Quadflieg berichtete in seiner Autobiografie, dass er in der Szene, in der er im Atelier aus dem Ballon ins „Meer“ stürzen musste, fast ertrunken wäre.

„Ich mußte in einer Fliegerkombination in die schmutzigen kalten Fluten stürzen … [n]ur hatte niemand daran gedacht, daß sich mein pelzgefütterter Fliegeranzug sofort mit Wasser vollsaugen und ich Schwierigkeiten haben könnte, wieder an die Oberfläche zu kommen. … Nach dem Sturz ins Wasser, stand ich auf dem Boden des drei Meter tiefen Beckens und konnte nicht hochkommen. Ich watete durch die trübe kalte Brühe zum Rand des Bassins, sprang hoch und konnte eine Kante fassen und mich hochziehen. Die Luft reichte gerade noch. Oben war man sehr erstaunt, als ich halb ohnmächtig hochkam …“ (Will Quadflieg: Wir spielen immer. Erinnerungen. S. Fischer, Frankfurt am Main 1976, S. 118)

Zur Filmbesetzung

Hinsichtlich der Starbesetzung des Films DIE LÜGE (F10) genügte es dem Geschäftsführer des Verleihs, Dr. Grüter, nicht, den Film mit den männlichen Stars Ewald Baiser und Will Quadflieg besetzt zu wissen, „um den Film erfolgreich zu verleihen. (…) Alle Beteiligten kamen daraufhin nach langen Überlegungen zu dem Entschluß, die Frauenrolle durch einen Star zu besetzen, um den Film verleihmäßig zu stärken. Für die Frauenrolle wurde Frau Marianne Hoppe vorgeschlagen, mit der sich Dr. Grüter sofort einverstanden erklärte. „194 Nachdem Marianne Hoppe nicht gewonnen werden konnte, gelang es, „Frau Sybille Schmitz für den oben genannten Film zu verpflichten. Frau Sybille Schmitz erhält dieselbe Gage, wie fur Marianne Hoppe vorgesehen (40.000,00 DM). Verleihmässig hat Frau Sybille Schmitz zumindest den gleichen Namen wie Frau Marianne Hoppe. Ich glaube sogar annehmen zu dürfen, dass sie in ihrer Bewertung sogar noch etwas höher steht.“195

Filmzensur

Der Film DIE LÜGE lag am 29 6 1950 dem Arbeitsausschuß der FSK vor, der den Film auf Antrag dreier Mitglieder an den Hauptausschuß verwies, da vor allem die Teile, die mit einem Mordversuch während einer Ballonfahrt zusammenhingen, als „entsittlichend“ empfunden wurden. 233 Am 12.7.1950 begutachtete der Hauptausschuß den Film und gab ihn unter der Voraussetzung dreier Schnitte frei (allerdings nicht jugend- und feiertagsfrei). Zwei Schnitte betrafen die beanstandete Mordsequenz, die hierdurch zu einer Affekthandlung abgemildert werden sollte. Die FSK-Prüfer meinten, daß „die Begleichung eines bewußten Mordversuchs in dieser Form die sittliche Grundlage eines Gesellschaftslebens erschüttern muß und dadurch entsittlichend wirkt.“234 Der dritte Schnitt bezog sich auf einen „Überrumpelungsversuch“ Harrys gegenüber Ellen. Hier sollte das Hochschwenken der Kamera auf einen Spiegel, „der als Requisit die Rolle eines erotischen Raffinements spielt“, wegfallen. Rolf Meyer akzeptierte zwei dieser Schnitte sofort und meinte sogar, daß durch die verlangten Schnitte der Gesamteindruck des Films verbessert wäre. Einen Schnitt, der eine kurze Dialogstelle im Zusammenhang des Mordversuchs betraf, meinte Rolf Meyer aus technischen Gründen nicht vornehmen zu können. Nachdem die FSK die technische Durchführbarkeit auch dieses Schnittes dargelegt hatte, ließ Meyer die entsprechende Stelle schneiden. 235 (P. Stettner. a.a.O., S. 109)

Ein Mordversuch aus Eifersucht als Ausgangsmotiv für ein psychologisches Gesellschaftsdrama, das seine Scheinmoral ebenso verworren wie pathetisch verbreitet. (filmdienst.de)

Die Lüge wurde im Juli 1950 beim Internationalen Filmfestival von Locarno uraufgeführt und von der Kritik verrissen. In Deutschland stieß der Film in seiner ursprünglichen Version auf Kritik, weil er mit dem im Film zu sehenden Wandspruch „Das Werk ist mehr als du“ an Phrasen der Zeit des Nationalsozialismus anknüpfen würde. Eine angedeutete Vergewaltigungsszene würde zudem „die Phantasie der Zuschauer in die Bezirke unsittlicher Vorstellung [schwenken]“ sowie die „Anmaßung eines einzelnen, der durch Mord über den Wert eines Menschenlebens entscheidet, … die Grundbegriffe der Gesellschaft [erschüttern].“ Der Film wurde daher erst ab 18 Jahren freigegeben. (wikipedia)

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