Der Werbefilm im Kaiserreich
Bade zu Hause und genieße die Suppe
Der Werbefilm ist so alt wie die Anfänge des Films, als scharfe Trennungen zwischen Dokumentar-, Spiel-, Kultur- oder Werbefilm noch nicht existierten. Von den frühen Filmpionieren Georges Méliès und Oskar Messter sind „Reklamefilme“ schon 1896/97 bekannt. Oskar Messter schrieb 1936 rückblickend:
„Wir kennen bereits mein Angebot aus dem Jahre 1897 für einen ausgesprochenen Reklamefilm.: Es handelt sich um eine Aufnahme für die Firma Mossdorf und Hochhäusler, Berlin-Treptow, die zu jener Zeit, als es noch zum Luxus gehörte, eine eigene Badeeinrichtung im Hause zu haben, lebhafte Propaganda für ihre ‚Wellenbadschaukel‘ unter dem Motto machte: „Bade zu Hause“. Es war wahrscheinlich der erste Werbefilm der Welt. Mein erstes Filmverzeichnis sagt darüber: ‚Eine Wellenbadschaukel steht in der Stube, die Dienstmagd besorgt das Bad, indem sie Wasser einfüllt und die Temperatur mißt, ein junges Mädchen tritt im Badekostüm herein und hüpft in die Wanne‘“
Massenhafte Verbreitung bekam der Werbefilm im Deutschen Reich durch Julius Pinschewer, der ein Filmatelier eigens zur Produktion von Werbefilmen einrichtete. Der erste warb 1910 für „Die Suppe“ von Maggi mit populären Schauspielern. Zu dieser Form des Realfilms kam kurz darauf der Zeichentrickfilm. Darin schnitt z.B. eine Schere selbsttätig Knöpfe von einer Bluse ab, und eine Nähnadel nähte dafür Druckknöpfe an. Die Bedeutung der Werbefilme wurde von deutschen Unternehmen erkannt, als die Wirkung ausländischer Werbefilme bei der Konkurrenz um Absatzmärkte vor dem Ersten Weltkrieg deutlich wurde.
Ab 1916 fand Pinschewers Trickfilmtechnik in den von seiner Firma hergestellten Werbefilmen für die Kriegsanleihen Verwendung.
