Bericht vom Ersten Deutschen Film-Autoren-Kongress vom 6. bis 9. Juni 1947 in Berlin

Fragen – Forderungen – Aussichten

DEFA-Direktor Alfred Lindemann hielt das einleitende Referat. Am Präsidialtisch: K.H. Bergmann, Gustav von Wangenheim, Günther Weisenborn

Vom 6. bis 9. Juni 1947 fand in Berlin auf Einladung der DEFA der Erste Deutsch Filmautoren.Kongress statt. Die Tagung, deren Vorsitz der damalige Chefredakteur der kulturpolitischen Monatsschrift Aufbau, Klaus Gysi führte, wurde mit einer ersten Zusammenkunft in den Räumen des Klubs des Kulturbundes zur demokratischen erneuerung Deutschlands eröffnet. Ziel der Tagung war, zur Klärung „der drängenden geistigen Probleme und der wirtschaftlichen Lage des neuen deutschen Films in allen Zonen“ (1) beizutragen.

Am ersten Tag gab eine Reihen von Begrüßungsansprachen. An den folgenden Tagen hörten die Teilnehmer verschiedene Vorträge, u.a. von Alfred Lindemann, dem Direktor der DEFA und von Kurt Maetzig. Die Tagung endete am 9. Juni.
„Die Abschiedsworte..

in die Tat umzusetzen.“ (2)
Teilnehmer des Kongresses waren u.a.

Für die Militärregierungen nahmen teil:

(1) Vorwort aus dem Bericht…, S. 5

(2) Bericht…, a.a.O., S. 7

Eroffnungsvortrag am 6. Juni 1947 in Berlin

(…)

Wir planen, im Produktionsjahr 1947/48 20 Spielfilme herzustellen. Das kann im Augenblick nur erreicht werden eben durch schärfste Zusammenfassung, und fragen Sie unsere Künstler, ob nicht hier eine wirklich positive Freiheit des Schaffens herrscht oder ob sie zu irgendeinem Zeitpunkt in den letzten zwei Jahren unter einem politischen oder wirtschaftlichen Druck bei ihrer Arbeit gestanden haben. In den anderen Zonen sind die einzelnen Firmen bzw. Produzenten lizenziert, die Organisationsform steht dort meist im Gegensatz zu dem Prinzip der Zusammenfassung der Kräfte in der sowjetischen Zone. Diese Firmen machen jetzt ihre eigenen Erfahrungen und erleben die Schwierigkeiten in verstärktem Maße. Die englisch lizenzierte Firma ,,Studio 45″ hat bisher zwei Filme hergestellt, während die französisch lizenzierte Firma mit einem Film fertig ist. In der amerikanischen Zone hat die Filmproduktion vor einigen Wochen begonnen, und in einiger Zeit sind auch hier die ersten Filme zu erwarten. In den letzten Monaten hat es sich bereits herausgestellt, daß all diese Firmen mehr oder weniger aufeinander angewiesen .sind und es tatsächlich nur durch gegenseitige Unterstützung zu einem wirklichen Aufbau in der deutschen Filmindustrie kommen kann.

Zur Zeit sind etwa 40 Lizenzen für die Filmproduktion durch die einzelnen alliierten Mächte in Deutschland erteilt worden. Leider hat es sich auch auf unserem Arbeitsgebiet herausgestellt, wie hemmend sich die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen mit verschiedenen politischen Entwicklungstendenzen auswirkt. So ist es trotz dringender Notwendigkeit noch nicht gelungen, zu einer wirklichen Aussprache und damit zu einer wirklichen Abstimmung der Produktion in ganz Deutschland zu kommen.

Es wird für uns nicht leicht sein, uns zu behaupten. Wir müssen uns klar darüber sein, daß die über 10 Jahre dauernde Abschließung vom Ausland zu einer Aufspeicherung der ausländischen Filme geführt hat, die in absehbarer Zeit auf den deutschen Markt geworfen werden. Welche Gefahren dos in sich birgt, zeigt das Beispiel einer ausländischen Filmproduktion. Im Zeitraum von wenig mehr als einem Jahr hat 1946 die amerikanische Filmindustrie 60% dieser fremden Filmkapazität aufgekauft, so daß diese Filmindustrie heute nur unter Schwierigkeiten ihre Filme im eigenen Lande amortisieren kann. Ein glattes kapitalistisches Geschäft, formal sicher einwandfrei; aber eine der besten Industrien der Welt ist an den Rand des Ruins gebracht worden. Im Augenblick genießen wir noch den Schulz der Militärregierungen, ober wir müssen schon jetzt damit rechnen, daß unser Markt eines Tages frei sein wird. Und wenn wir dann noch nicht einig sind, kann uns das gleiche Schicksal bereitet werden wie der eben erwähnten fremden Filmindustrie. Daher ist es von großer Wichtigkeit, daß soviel deutsche Filme wie nur möglich produziert werden. (…)


Auszug aus dem Eröffnungsvortrag von Alfred Lindeman

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