Revolution wird nicht geduldet

Mit diesem Titel überschreibt Rolf Steininger ein Kapitel in seiner „Deutschen Geschichte 1945 – 1961“ und führt weiter aus:

„In der Stunde des Zusammenbruchs war nicht jede politische Aktivität unter den Trümmerhaufen verschüttet. Im Gegenteil, in vielen Städten bildeten sich sogenannte »Antifaschistische Ausschüsse: sie waren räteähnlich, überkonfessionell und überparteilich organisiert, auch wenn ihre Wurzeln in der Arbeiterbewegung lagen und sich ihre Mitglieder in der Regel aus Widerstandsgruppen rekrutierten. Diese »Antifas« waren Ausdruck eines demokratischen Bewußtseins ganz besonderer Art, sie wurden improvisiert mit der erklärten Absicht, die in der Zeit der NS-Diktatur gewonnenen Erfahrungen umzusetzen in eine neue, stark basisdemokratisch orientierte politische Praxis.

In den Wochen des Übergangs von Krieg zu Frieden, unmittelbar nach der Okkupation, sorgten sie zunächst dafür, daß das Chaos nicht noch größer wurde; sie brachten die Strom-, Gas- und Wasserversorgung wieder in Gang und sorgten für die gerechte Verteilung der knappen Lebensmittel. (…)

Gleichzeitig suchten die in den Antifa-Ausschüssen tätigen Aktivisten gewisse strukturelle Veränderungen in Wirtschaftsaufbau und Gesellschaftsgefüge einzuleiten oder wenigstens vorzubereiten – Veränderungen, die eine zukünftige demokratische Gestaltung der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland erleichtern sollten.“ (1)

Aber die in den „Antifas“ formulierten politischen Vorstellungen trafen auf wenig Gegenliebe bei den westalliierten Besatzungsmächten, insbesondere der USA. Die „Antifas“ scheiterten von daher schnell an den Besatzungsmächten. Auch der Neuaufbau der Gewerkschaften und der Parteien wurde zunächst gestoppt, deren lokale Gründungen wurden erst ab August/September 1945 lizensiert. 


Anmerkungen

(1) Steiniger: a.a.O., S.101ff


Literatur

  • Steininger, Rolf (1983): Deutsche Geschichte 1945 – 1961.Darstellung und Dokumente in 2 Bänden. Frankfurt/M. 1983
  • Potthoff, Heinrich (1982): Gewerkschaften in den Nachkriegszeiten. In: Lernen aus dem Krieg? Deutsche Nachkriegszeiten 1918/1945. (1992) Hrsg. von Niedhart, Gottfreid/Riesenberger, Dieter. Beck, München 1992, S. 121-139

  • Zwischen Befreiung und Besatzung (1976). Analysen des US-Geheimdienstes über Positionen und Strukturen deutscher Politik 1945. Hrsg. von Borsdorf, Ulrich/Niethammer, Lutz. Hammer Verlag, Wuppertal 1976

Politik, Ökonomie und Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland

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