J – Filmschaffende aus Niedersachsen

Dreharbeiten zu „Es kommt ein Tag“ – In der Bildmitte auf dem „Regiestuhl“: Rudolf Jugert

* 28.4.1955 Hannover

Hartmut Jahn studiert Kunstpädagogik und Erwachsenenbildung in Hannover und ab 1978 in Berlin. 1982 gründet er zusammen mit Monika Funke-Stern, Hanno Baethe und Gerd Conrad das Confu Baja Video Studio, 1983 mit Peter Wensierski die Vertriebsfirma Panta Film und 1990 die Kick Online Studios. Der Regisseur, Autor, Produzent und Videokünstler erhält verschiedene Lehraufträge, u.a. an der Hochschule der Künste Berlin, der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Universität Hildesheim. Polyglott und immer auf der Suche nach Bildern und spektatorischen Ereignissen, folgt er dem Ruf des Goethe-Instituts, um in Hongkong, New Delhi, Bombay und Marseille zu arbeiten.

In TRANSITTRÄUME (1985) beschreibt er visionär den Fall der Mauer. Der Film wird 1986 mit dem Spezialpreis des Max-Ophüls-Festivals in Saarbrücken ausgezeichnet. Zwei Jahre später entsteht BERLIN BLAU, der den Bundesfilmpreis erhält und auf dem Cork Int. Film Festival in Irland zum besten europäischen Kurzfilm gewählt wird. 1992 produziert Jahn DER ERDNUSSMANN (Dietmar Klein), eine Wiedervereinigungskomödie, die im selben Jahr den Max-Ophüls-Preis gewinnt.

* 12.12.1940 Hannover

Die Geschichte ist ihm die Hauptsache, erklärt Jürgen Jürges und entscheidet sich wissentlich dabei oft gegen das „schöne“ Bild. Aber vielleicht zählt er gerade deshalb zu den meistbeschäftigten und angesehensten Kameraleuten des „Neuen Deutschen Films“. Seit 1970 arbeitet er als freier Kameramann und hat inzwischen über 50 Kino- bzw. Fernsehfilme gedreht.

Nach seinem Examen an der Fotofachschule in Berlin hält er sich mit wenig Geld über Wasser, sammelt erste Erfahrungen bei Wolf Wirth und bekommt schließlich die erste Kamera-Assistenz bei Ernst Wild in DIE TOTE VON BEVERLY HILLS (1964, Michael Pfleghar). Doch erst nach der fruchtbaren Zusammenarbeit mit R.W. Fassbinder (ANGST ESSEN SEELE AUF, 1973; EFFI BRIEST, 1972/74) kommen die Angebote.

Jürgen Jürges‘ Kameraarbeit ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. zweimal mit dem Bundesfilmpreis: 1980 für DIE LETZTEN JAHRE DER KINDHEIT (1979, Norbert Kückelmann) und 1994 für IN WEITER FERNE SO NAH (1993, Wim Wenders).

* 30.9.1907 Hannover † 14.4.1979 München

Rudolf Jugert versucht sich nach dem Abitur 1926 in verschiedenen Studiengängen und folgt seiner Jugendliebe Katja Julius erst nach Hamburg und 1931 nach Leipzig. Am dortigen Schauspielhaus arbeitet er zunächst als Lektor und bringt es innerhalb kurzer Zeit zum Oberspielleiter. Hier lernt er Helmut Käutner kennen, der mit seinem Studentenkabarett „Die vier Nachrichter“ in Leipzig gastiert. Diese Begegnung wird für beide entscheidend.

Jugert folgt Katja Julius nach Italien und beginnt eine filmische Ausbildung bei Alessandro Blasetti in den Cinecittà-Studios bei Rom. Auf Käutners Bitte, der über keinerlei Erfahrung im Filmmetier verfügt, kehrt er nach Deutschland zurück und assistiert Käutner bei der Regie von KITTY UND DIE WELTKONFERENZ (1939). Noch in sieben weiteren Filmen wird Jugert als Regieassistent von Helmut Käutner tätig sein; eine eigene Filmregie kommt zu diesem Zeitpunkt nicht zustande. Bedingung dafür wäre die Realisierung eines NS-Propagandafilms, was Jugert ablehnt. 1943 wird er zum Kriegsdienst verpflichtet und gerät in amerikanische Gefangenschaft.

Der wiederaufgenommene Kontakt zu Helmut Käutner ermöglicht ihm zunächst eine Regieassistenz bei IN JENEN TAGEN (1947); die fünfte Episode des Films inszeniert Jugert selbst. Noch im gleichen Jahr hat er endlich Gelegenheit, bei einem Film allein Regie zu führen, dem FILM OHNE TITEL. In der Folgezeit entstehen anspruchsvolle und erfolgreiche Arbeiten wie ES KOMMT EIN TAG (1950) oder JOHNNY RETTET NEBRADOR (1953). KENNWORT: REIHER (1963) wird sein letzter engagierter Kinofilm. Bereits ab 1957 arbeitet Jugert für das neue Medium Fernsehen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1979 entstehen etwa 50 TV-Produktionen, darunter DER BASTIAN (1974) und DREI SIND EINER ZUVIEL (1977), zwei der beliebtesten Serien der siebziger Jahre.

Weitere Informationen:

Rolf Aurich/Heiner Behring: „Ein einstmals wohlsituierter Regisseur“

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Rudolf Jugert (Filminstitut Hannover)

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