Frauen in den TV-Krimis der 90er Jahre – Bella Block und andere

„Die Frau gehört nicht an die Leiche, sondern in die Küche.“

Isabel Rodde (2013)

Schon 1913 entstand in Deutschland eine ganze Serie von Kriminalfilmen mit einer weiblichen Detektivin. Sie hieß Nobody und hatte eine sehr selbstbewusste Rolle inne: Sie war die aktive Beobachterin und Voyeurin (wodurch der auf Männer gerichtete weibliche Blick ins Zentrum des Films gerückt wurde), sie befreite Männer aus brenzligen Situationen und sie kostümierte sich je nach Bedarf als Frau oder Mann, wodurch ihr eine ganze Bandbreite an Rollenverhalten zur Verfügung stand. (1)

Die selbstbewusste Detektivin als frühe Darstellung einer emanzipierten Berufstätigen verschwand in den nächsten Jahrzehnten jedoch wieder von der Leinwand. Der Detektivfilm als Genre bezog sein Material fast ausschließlich aus der Kriminalliteratur, in der Detektivinnen bis 1980 eine Seltenheit waren. Zwar gab es in den Filmen der „Schwarzen Serie“ aus den USA der 40er und 50er Jahre, die eine ungewöhnliche Melange aus Melodram, Detektivfilm, Gangsterfilm und Thriller darstellten, durchaus starke Frauenfiguren.

Die aktiven, (jenseits von Ehe und Familie) selbständigen und erotisch attraktiven „femmes fatales“ wurden allerdings zum Schluss der Filme mit schöner Regelmäßigkeit für ihre – für Männer – bedrohlichen und verbotenen Begierden bestraft. Auch die Rolle der Detektivin blieb ihnen vorenthalten: ausschließlich männliche Privatdetektive bahnten sich als pessimistische Einzelgänger ihren Weg durch die „schlechte Welt“ mit ihren kleinen und großen Gangstern und den zuweilen eiskalt berechnenden Frauen. (2)

Margaret Rutherford war als Darstellerin der Miss Marple in den Verfilmungen der Agatha Christie Romane die weibliche Ausnahmedetektivin im Detektivfilm der 60er Jahre.(3) Seit Mitte der 80er Jahre sind „starke Frauen“, die sich auch mit der Pistole in der Hand zu wehren wissen, im Kino keine Seltenheit mehr. Terry Doolittle (Whoopy Goldberg) als Agentin wider Willen in „Jumping Jack Flash“(USA 1986), die FBI-Schülerin Clarice Starling (Jodie Foster) in „Das Schweigen der Lämmer“ (USA 1991) und die ihrem biederen Alltag entfliehenden Thelma und Louise im gleichnamigen Roadmovie (USA 1990) sind Beispiele dafür, dass auch die Hollywood-Produzenten erkannt haben, dass sich vor allem das weibliche Publikum neue Heldinnen wünscht, und sich mit diesen Bedürfnissen durchaus viel Geld verdienen lässt.

Auch in den Fernseh-Krimis tauchen inzwischen verstärkt Frauen in den Hauptrollen auf. Zu den inzwischen alteingesessenen US-Polizistinnen Katie Mahoney („Die Lady mit dem Colt“) und Cagney und Lacey sind die französische Kommissarin Julie Lescaut, die englische Lieutenant Tennison, Tatortkommissarin Lena Odenthal, „die Kommissarin“ Lena Sommer und das Ermittlerinnen-Duo Sabrina und Eva („Doppelter Einsatz“) hinzugekommen. Das ZDF hatte im Sommer 95 die 6-teilige Spielfilmreihe „Starke Frauen im Film“, ausnahmslos Thriller, im Programm, strahlte Ende 1995 die zweite Folge mit der Kommissarin Bella Block (nach der Romanvorlage von Doris Gercke) aus und plant für seinen Krimi-Sendeplatz zur prime-time am Samstagabend auch neue Folgen mit der Kommissarin Rosa Roth. („Als schöne Frau und engagierte Polizistin verfolgt sie in einer von Männern beherrschten Welt mit ihren ganz eigenen Mitteln die härtesten Delikte.“ (ZDF-Info))

Verglichen mit der Vielfalt an unterschiedlichen Heldinnen, die die Krimiliteratur zu bieten hat, ist das Fernsehangebot aber immer noch recht dünn. Am ärgerlichsten sind die Serien, in denen Frauen erfahrenen Ermittlern neu zur Seite gestellt werden (Faust, Hunter). Mit Demonstration weiblicher Emanzipation hat dies wenig zu tun: Stephanie Phillip als neue Kollegin von Faust zeichnet sich z.B. dadurch aus, dass sie ihren verflossenen Lieben nachtrauert, um sich dann von Faust wieder aufbauen

und zur Arbeit motivieren zu lassen. Ihre wesentliche Funktion besteht darin, für erotische Spannung zwischen den beiden zu sorgen, und damit die Handlung ein wenig pikanter zu machen. Sie beklagt sich zwar auch über die ungerechte Arbeitsverteilung, die sie die langweilige Schreibtischarbeit und Faust die spannenden under-cover-Ermittlungen machen lässt, dies bleibt jedoch konsequenzenlos.

Die RTL-Serie „Doppelter Einsatz“ hat da schon ein wenig mehr zu bieten, nämlich das erste weibliche Kripoteam im deutschen Fernsehen. Sabrina (Anfang 30, Halbgriechin, begeisterte Motorradfahrerin, Single mit leidenschaftlichen Affären) und Eva (verheiratet mit kleinem Sohn) sind das ungleiche Paar vom Kiez. „So unterschiedlich die beiden Frauen auch sind – als Team schaffen sie es, mit Einfühlungsvermögen und kriminalistischer Cleverness sich in der Welt der großen und kleinen Gangster durchzusetzen.“(RTL-Info) Aber leider sind Frauen als Sympathieträgerinnen in den Hauptrollen kein Garant für spannende Unterhaltung: „Doppelter Einsatz“ bleibt eine billig gemachte Serie mit brav aufgesagten Dialogen, überstrapazierten Gags und oberflächlichen Milieuschilderungen, Gesellschaftskritik sieht das Drehbuch nicht vor. (Einschub über die Themen), Die Tatsache, dass Sabrina und Eva sich alles, was sie denken, auch mitteilen müssen, lässt Überraschungen und unvorhergesehene Wendungen für die ZuschauerInnen komplett ausfallen, und permanente Bemerkungen wie „Also, wir müssen jetzt mal systematisch vorgehen“ lassen die beiden auch nicht übermäßig pfiffig erscheinen. Nichtsdestotrotz – die Serie ist beliebt (RTL spricht von durchschnittlich 5 Mio. ZuschauerInnen, das entspricht einem Marktanteil von 16,5%) und das wegen ihrer Hauptdarstellerinnen. In der Studie „Was Frauen und Männer vor dem Fernseher erleben“ (Düsseldorf 1995) äußerten sich Frauen ausgesprochen positiv über die Serie, die Frauen endlich mal nicht als Opfer darstelle.

In den 26 Jahren, in denen die Krimireihe „Tatort“ als „Trumpfkarte des ARD“ 60 Kommissare ins Rennen schickte, traten bisher gerade mal drei ermittelnde Frauen in Erscheinung. Nicole Heesters war ihrer Rolle als Kriminal-Oberkommissarin Buchmüller (1979/80) noch sehr auf die „traditionellen“ Waffen der Frau festgelegt.

„Es war für mich kein Problem, dass dieser Beruf bisher immer von Männern ausgeführt wurde. Im Gegenteil: Es reizte mich, dieses Klischee zu durchbrechen. Ich wollte nie mit Waffen hantieren. Meine einzigen Waffen sollten eben die Waffen einer Frau sein, wie man so hübsch sagt. Mutterwitz, Intuition währen der stillen Stunden beim Friseur, Verständnis für menschliche Schwächen, plötzliche Erkenntnisse beim Bügeln, Anmut.“(4)

In der Rolle von Karin Anselm, 1985 -1988 als Kommissarin Wiegand dabei, wurde der in der Realität alltägliche Kampf gegen männliche Vorurteile stärker thematisiert. Sie kann sich noch heute gut an eine Pressekonferenz beim damaligen Münchener Polizeipräsidenten erinnern, zu der alle amtierenden Fernsehkommissare eingeladen worden waren. Danach befragt, was er von einer Frau bei der Mordkommission hielte, wandte er sich an sie und meinte: „Die Frau gehört nicht an die Leiche, sondern in die Küche.“

Dementsprechend kräfteverschleißend war das Leben ihrer Fernsehkommissarin: „Nein, viel zu lachen gaben die Drehbuchautoren meiner Kommissarin nicht. Wie sehr hätte ich ihr zum Ausgleich ein kraftspendendes Privatleben gewünscht(…). Aber niemand gönnte ihr ein Leben nach Dienstschluss. Allein, tapfer und herzzerreißend engagiert war sie dem Täter auf der Spur, und sonst gar nichts. Ich habe sie sehr gemocht, aber nach sieben Tatorten dauerte sie mich derart, dass ich darum bat, sie in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen.“(5)

1990 hatte dann Ulrike Folkerts als die mit 30 Jahren damals jüngste TV-Kommissarin Lena Odenthal ihr Debüt. Unter den deutschen TV-Kommissarinnen macht sie den körperlich kompetentesten Eindruck – obwohl auch sie öfter als ihre männlichen Kollegen in die Hände der Verbrecher gerät: das erhöht den Nervenkitzel.

Die Tatort-Krimis unterscheiden sich schon allein durch das Spielfilmformat und die Vielzahl der unterschiedlichen KommissarInnen-Typen von einer Krimiserie wie „Doppelter Einsatz“. Die Geschichten sind in der Regel sorgfältiger erzählt, die Charaktere facettenreicher gezeichnet, und der Kontext gesellschaftlicher und politischer Themen stärker berücksichtigt. Dennoch erfüllen die Tatort-Folgen mit Lena Odenthal noch lange nicht den Anspruch der Ariadne-Redaktion (Herausgeberin der ersten deutschen Frauenkriminalroman-Reihe), sowohl Frauen als mutige und kompetente Figuren vorzustellen als auch die gesellschaftliche Bedingtheit von Verbrechen zu thematisieren. In Lena Odenthals Fällen geht es zwar hauptsächlich um sexuelle Gewalttäter, die Ursachen für ihre Verbrechen werden jedoch ausschließlich in der individuellen kranken Psyche der „Triebtäter“ angesiedelt.

Interessanterweise sind die überzeugendsten Krimiheldinnen, die das Fernsehen derzeit präsentiert, nicht etwa Frauen um die 30, wie viele ihrer Kolleginnen aus der Literatur, sondern Kommissarinnen um die 50.

Da ist z.B. die Kommissarin Tennison (Helen Mirren) in dem britischen 6-Teiler „Heißer Verdacht“ (ausgestrahlt auf Bayern 3). Sie, nach herkömmlichen Kriterien übrigens keine besondere Schönheit, wird nach dem plötzlichen Tod ihres Kollegen Chefin des Morddezernats, und muss sich gegen die gesammelte Ablehnung ihrer männlichen Untergebenen durchsetzen. Sie tut dies reserviert und resolut, und scheut bei ihren Ermittlungen auch nicht davor zurück, die Männerkumpanei und Korruption innerhalb der Polizei offenzulegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien-Heldinnen zeichnet sich ihre Rolle durch einen Facettenreichtum jenseits plumper Schwarzweiß-Malerei aus. Gefühlskälte und Verbitterung gehören genauso zu ihr wie ein scharfer Blick, Humor und Gefühlsverwirrungen über verflossene Liebhaber; ihre Verunsicherung darüber, ob der Sohn ihres Lebensgefährten sie wohl leiden kann, wird genauso thematisiert wie ihr Ehrgeiz und ihre Arbeitswut bis zur Erschöpfung.

(Kommissarin Tennison zu ihrem ehemaligen Liebhaber: „Ich bin ein unersättliches Arbeitstier, und ich habe gekriegt, was ich wollte: meine Arbeit. Und Du hast geheiratet.“)

Im Vergleich zu ihr wirkt „die Kommissarin“ Lea Sommer (Hannelore Elsner) in der gleichnamigen ARD-Serie fast schon zu glatt: sie ist die reife, charmante, souveräne, sensible Kommissarin, die von allen männlichen Kollegen hochgeachtet wird und alle Situationen prima meistert. Der größte Teil der flotten Sprüche, die sie und ihr junger Untergebener Nick (Til Schweiger) austauschen enthält Anspielungen auf ihre Attraktivität. (Sie: „Hör auf zu baggern.“) Lea ist eine Genießerin: sie liebt es, Rotwein in der Badewanne zu trinken, besucht, wenn sie nicht mehr weiterweiß, ihre Freundin, eine Kneipenbesitzerin, und freut sich sehnsüchtig auf die seltenen Treffen mit ihrem Freund, der in einer anderen Stadt lebt. Aber: „Immer mit Freund wäre auch grauenhaft.“ Fragen um Recht und Unrecht, die so viele Krimi-Heldinnen in der Literatur beschäftigen, kümmern sie nicht. In einer Folge verhaftet sie einen jungen Musiker, der im Affekt einen Kollegen umbringt, der seine Freundin vergewaltigt hat: „Ich muss ihn verhaften. Ich bin Polizistin. Das Gericht entscheidet über Recht und Unrecht.“

So leicht macht es sich die Kommissarin Bella Block in den Fernsehfilmen des Regisseurs Max Färberbock nicht. In „Bella Block – Die Kommissarin“ wird sie in all ihrer Trauer darüber gezeigt, dass sie den amoklaufenden Bauern Petersen bei ihrem Versuch, ihn zu stoppen, erschossen hat. Sie entschließt sich dazu, Petersens (Pflege-)Tochter Lissi, die zum Schluss ihren Liebhaber umbringt (der sich als ihr eigener Vater entpuppt), zu decken und quittiert daraufhin ihren Dienst bei der Polizei. Auch im zweiten Fernsehfilm „Liebestod“ setzt sich Bella Block mit Fragen ihrer beruflichen Moral auseinander. Sie erfährt, dass sie vor Jahren einen Mann zu Unrecht ins Gefängnis gebracht hat, und dies lässt ihr keine Ruhe, bis sie den eigentlichen Mörder ausfindig gemacht hat.

„Normalerweise sind unsere Fernsehkommissare gegen das Leben gewappnet. Bella Block ist anders. Sie ist eine direkte lebenslustige Person, die ihre widersprüchlichsten Gefühle voll auslebt. Keine über dem Wasser schwebende Kommissarin, sondern eine vom Schicksal gebeutelte, hoch reizbare, subversive und zugleich sehnsüchtige Frau, die so ein Leben nur führen kann, weil sie weiß, dass es junge Männer mit schönen Hintern, die Poesie und genügend Wodka, kurz die schönen Dinge des Lebens gibt.“(6)

Die Bella-Block-Fernsehkrimis sind keine Verfilmungen der Gercke-Romane. Das Drehbuch zu „Die Kommissarin“ entstand zwar auf der Grundlage von „Weinschröter, du musst hängen“, übernahm aber letztendlich nur die Figur der Bella Block und eine vermeintliche norddeutsche Dorfidylle als Tatort. Färberbock konstruierte ansonsten eine eine ganz neue Handlung, die mit der ursprünglichen Geschichte einer Frau, die sich für erlittene Erniedrigung und Vergewaltigung rächt, kaum noch etwas gemeinsam hat. Der Plot der zweiten Folge „Liebestod“ stammt überhaupt nicht mehr von der Krimiautorin. Doris Gercke befürchtet denn auch dass sich die TV-Bella immer weiter von ihrer ursprünglichen Figur entfernen könnte: „Es würde mich auch nicht wundern, wenn das Fernsehen Bellas sexuelle Unternehmungslust beschränkte, weil diese nicht ins Weltbild der Verantwortlichen passt.“(7)

Noch zeichnet sich Hannelore Hogers Fernseh-Rolle aber durch unkonventionelles Verhalten aus, und noch geht Bella mit jungen und älteren Männern dann ins Bett, wenn es ihr passt. Manchmal wirkt sie bieder, dröge, gefühlsduselig, dann wieder überrascht sie durch blitzschnelle Offensiven, ungewöhnliche Ermittlungsmethoden und trockene, absolut treffsichere Kommentare. In „Liebestod“ sucht sie im Supermarkt auf sehr offensive Weise den Kontakt zu einem mutmaßlichen Verdächtigen. (Er: Wie nennt man das – Liebe auf den ersten Blick? Bella: Reine Gier… Nix für ungut. Ciao.) Die knappen Dialoge sind die Stärken in Färberbocks Krimis, die Handlungen dagegen können sich mit den Romangeschichten nicht messen. Vor allem die ambivalente Charakterisierung der Frauenfiguren im Spannungsfeld zwischen Opfer einerseits und Täterin andererseits bleibt auf der Strecke. Nichtsdestotrotz sind die Bella Block-Filme mit ihrer überzeugenden Hauptdarstellerin und der kritischen Hinterfragung gesellschaftlicher Moralvorstellungen Leckerbissen in der ansonsten eintönigen Fernsehkrimi-Kost.

Leckerbissen sind übrigens auch die – in Co-Produktion mit dem NDR – produzierten Krimis von Lars Becker, „Schattenboxer“ und „Bunte Hunde“, die auf überzeugende Weise traditionelle Erzählmuster durchbrechen. In „Schattenboxer“ greift Becker aktuelle Themen wie Rassismus, Abschiebung, und Korruption innerhalb der Polizei auf. Dies ist an sich noch nichts Besonderes: Becker jedoch inszeniert die Geschichte aus dem Blickwinkel der vermeintlichen Verbrecher und zeichnet seine Figuren mit einer Genauigkeit und Sympathie, die das genre-übliche Schema von den guten, erfolgreichen Kommissaren und den „Bösen“, die zum Schluss mit schöner Regelmäßigkeit zusammenbrechen und ihre Verbrechen gestehen, sprengen.

„’Schattenboxer‘ ist ein deutscher Krimi, und doch ist in ihm die Welt nicht mehr in Ordnung. Die Bedeutungen von Recht und Unrecht haben sich verschoben, es gibt keine klare Trennung mehr zwischen denen, die auf dem der einen, und denen, die auf der anderen Seite des Gesetzes stehen. Und nach den Buchstaben des Gesetzes fragt in diesem Film sowieso keiner mehr. Vollkommen gleichberechtigt erzählt ‚Schattenboxer‘ von den kleinen Ganoven, die abkassieren wollen, und von den Polizisten, die das schon lange tun.“(8)

Der „einzige“ Haken: die Frauenfiguren im „Schattenboxer“ bleiben marginale Randfiguren, ganz so, wie gehabt.

Bleibt die Frage offen, warum bisher so wenige der neuen erfolgreichen Kriminalromane, die sowohl weibliche Heldinnen als auch gesellschaftskritische Fragestellungen jenseits der Zuordnung von „gut/böse“ zu bieten haben, verfilmt worden sind. Erfreulicherweise scheint sich dies jedoch inzwischen zu ändern: Doris Gercke und Hannelore Hoger planen neue Filmprojekte, Regula Venske und Sabine Deitmer führen Verhandlungen mit Produktionsfirmen, Bille August verfilmte Jan Hoege´s „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ und die US-amerikanische Autorin Sarah Schulman hat gerade ihren Roman „Ohne Delores“ zum Drehbuch umgearbeitet.

Ein großes Publikum dürfte ihnen sicher sein: die Ergebnisse der nordrhein-westfälischen Studie „Was Frauen und Männer vor dem Bildschirm erleben“ beweisen eindrücklich, dass sich sowohl Frauen als auch Männer inzwischen starke Frauenfiguren im Fernsehen wünschen. (9)


Anmerkungen:

(1) Schlüpmann, Heide: Der kinematografische Angriff auf das bürgerliche Bild der Frau. Transvestiten, Rebellinnen, Detektivinnen im frühen Kino. In: Frauen und Film, Heft 43, Frankfurt/M. 1987, S.60-75.

 (2) Vgl. Werner, Paul: Film Noir. Die Schattenspiele der schwarzen Seele. S. 136-154, Frankfurt/M. 1985; Marburger Hefte zur Medienwissenschaft: Augenblicke, Feminismus und Film7. S.36-38, Marburg 1989.

(3) Vgl. Shaw, Marion; Vanacker, Sabine: Miss Marple auf der Spur. Hamburg 1994, S.102ff.

(4) Heesters, Nicole: ARD, Tatort: 300! Köln 1994, S.33.

(5) Anselm, Karin: ARD. Köln 1994, S.33.

(6) Färberböck, Max: ZDF-Pressespezial 2/94, S.3.

(7) Gehrcke, Doris: Interview. In: Spiegel 46/1995, S.240.

(8) Worschech, Rudolf: Interview. In: epd-Film 3/1993, S.37.

(9) Vgl. Ministerium für die Gleichstellung von Frau und Mann des Landes NRW: Was Frauen und Männer vor dem Bildschirm erleben. Rezeption von Sexismus und Gewalt im Fernsehen. Düsseldorf 1995.

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