Die Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
- Gedenkblatt für Karl Liebknecht von Käthe Kollwitz, 1920 (gemeinfrei)
Die politische und erinnerungskulturelle Bedeutung der Morde an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Detlef Endeward 06/2025
Die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 durch Mitglieder der rechtsgerichteten Garde-Kavallerie-Schützen-Division stellt ein zentrales Ereignis der frühen Weimarer Republik dar. Diese politischen Morde markieren den Beginn einer Serie von Gewalttaten gegen führende Persönlichkeiten der linken Bewegung, darunter auch Kurt Eisner, Leo Jogiches und Gustav Landauer. In ihrer historischen Tragweite reichen die Folgen dieser Taten weit über den unmittelbaren politischen Kontext hinaus. Sie beeinflussten maßgeblich sowohl die Entwicklung der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik als auch deren Fragmentierung in den Folgejahren.
Die Reaktionen auf die Morde und die Bemühungen ihrer Verschleierung offenbaren tiefgreifende Spaltungen innerhalb der deutschen Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Die fehlende juristische Aufarbeitung der Taten und die passive Duldung durch maßgebliche staatliche Stellen verdeutlichen die strukturelle Schwäche der jungen Demokratie und deren Unfähigkeit, rechtsextremistische Gewalt zu unterbinden.
Von erheblicher Relevanz ist auch die Rolle, welche die Morde an Luxemburg und Liebknecht für die Erinnerungskulturen der beiden deutschen Staaten nach 1945 spielten. In der DDR wurden sie als revolutionäre Märtyrer verehrt und fest in den staatlich gelenkten Erinnerungsdiskurs integriert. Zahlreiche filmische Bearbeitungen, insbesondere aus DDR-Produktion, beförderten diese Interpretation. In der Bundesrepublik hingegen war der Umgang zunächst zurückhaltender, wobei sich ab den 1960er-Jahren kritischere Auseinandersetzungen mit der historischen Schuld und dem politischen Kontext der Taten entwickelten.
Die Auseinandersetzung mit diesen Morden bleibt bis heute ein bedeutender Bestandteil erinnerungspolitischer Debatten in Deutschland. Ihre Darstellung in Dokumentationen, Spielfilmen und Bildungsangeboten verweist auf die enge Verknüpfung zwischen historischer Erfahrung, kollektiver Erinnerung und politischer Deutungshoheit
Filme
- Der Fall Jörns, Fernsehfilm, DDR 1958, von Friedrich Karl Kaul und Walter Jupé, Erstsendung am 15. Januar 1959, über Gerichtsverhandlung gegen Paul Jörns
- Der Mord, der nie verjährt, Spielfilm, DDR, 1968, von Wolfgang Luderer (Drehbuch Friedrich Karl Kaul, Walter Jupé), über Gerichtsverhandlung gegen Paul Jörns, mit Rückblenden
- Der Fall Liebknecht-Luxemburg, zweiteiliges Fernseh-Dokumentarspiel, BRD 1969, von Theo Mezger mit Edith Heerdegen als Rosa Luxemburg und Richard Lauffen als Karl Liebknecht