Der Mann, der sich verkaufte (1959)

Inhalt

Der ehrgeizige Reporter Niko Jost arbeitet an seiner Artikelserie Schwarzer Markt und weiße Westen, die sich sehr erfolgreich vermarktet. Im Rahmen seiner Recherchen deckt er die dunkle Vergangenheit eines neureichen Hoteliers und Geschäftsmannes auf, der, wie sich herausstellt, zu Unrecht eines Mordes beschuldigt wird. Ins Gefängnis geworfen und in die Enge gedrängt, erleidet der zu Unrecht Beschuldigte einen Herzanfall und stirbt. Erst danach kommen die wahren Umstände des Mordes ans Licht. (wikipedia)

Regie; Josefvon Baky
Regie-Assistenz: Ottokar Runze
Buch: Erich Kuby; nach einer Idee von OIav Herfeldt, Wolf Neumeister.
Kamera: Friedl Behn-Grund
Kamera-Führung: Hugo Schott
Bauten: Erich Kettelhut, Johannes Ott
Kostüme: Hildegard Bürger, Vera Otto
Maske: Herbert Grieser, Gertrud Weinz-Werner
Schnitt: Caspar van den Berg
Ton: Hans Ebel
Musik: Georg Haentzschel

DarstellerInnen:

Hildegard Knef (Martina Schilling)
Hansjörg Felmy (Niko Jost)
Antje Weisgerber (Frau Sending)
Kurt Ehrhardt (Carl Sending)
Katharina Matz (Eva Jost)
Ernst Schröder (Verleger Münchmann)
Fritz Tillmann (Dr. Schilling)
Fritz Schmiedel (Anton Klee)
Ruth Hausmeister (Sendings Sekretärin)
Ruth Grossi (Pressefotografin Lo Hermann)
Hans Paetsch (Chefredakteur Steinacker)
Erwin Linder (Staatsanwalt)
Karl-Georg Saebisch (Rechtsanwalt Longinus)
Günther Jerschke (Dr. Zerbst)
Karl-Heinz Kreienbaum (Kriminalkommissar Droehnlein)
Walter Grüters (Minister Ploesch)
Hans Leibelt (Bürgermeister)
Karl Kramer (Likörfabrikant Kahler)
Bob Iller (Textilfabrikant Rissner)
Reinhold Nietschmann (Warenhausbesitzer Bentheim)
Robert Meyn (Hen Stueckli)
Hans Timerding (Oberkellner Berger)
Heinz Piper (Hotel-Portier)
Jürgen Graf (Fernsehreporter)

Produktion: Filmaufbau GmbH, Göttingen
Produzent: Hans Abich, Rolf Thiele
Gesamtleitung: Hans Abich
Produktionsleitung: Eberhard Krause
Aufnahmeleitung: Peter Petersen
Drehort: Real-Film-Studios Hamburg-Wandsbek.
Länge: 103 min, 2825 m.
Format: 35mm, s/w, 1:1.33.
Uraufführun : 12.3.1959, Hannover (Regina)

weitere Informationen; filmportal.de

Nach dem Muster amerikanischer Gesellschaftskritik unternimmt es der Film DER MANN, DER SICH VERKAUFTE, Mißstände im öffentlichen Leben anzuprangern. Der Drehbuchautor ist Erich Kuby (er hat das Drehbuch nach einer Idee von Olav Herfeldt und Wolf Neumeister verfaßt), der erst kürzlich während des Ramcke-Prozesses wegen seines Rührens in der Vergangenheit
in der Öffentlichkeit umstritten wurde. Hier zieht er nun zu Felde gegen eben jenes Aufwirbeln längst vergessener Dinge, die unter keineswegs normalen Voraussetzungen geschehen sind. Bei der Eröffnung eines Grandhotels kommen durch Verkettung unglückseliger Umstände Fakten zutage, die einen erfolgreichen Hotelier in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen. Der junge eifrige Reporter Niko Jost erhält den Auftrag, diesen Dingen nachzugehen und sie in einer großangelegten Serie „Schwarzer Markt und weiße Westen“ in die Öffentlichkeit zu bringen. Zwar gelingt es, den wirklichen
Mörder zu finden, zugleich aber wird der Hotelier nicht nur an den Rand des Bankrotts, sondern sogar in den Tod getrieben.

Kuby schildert hier einen Verleger, wie wir ihn in Deutschland eigentlich nicht kennen und die Zusammenhänge sind keineswegs typisch für das deutsche Pressewesen. Im übrigen ist es sowohl von der Regie (Josef von Baky) als auch vom Darstellerischen her ein gelungener Film, zumal er den Jargon der gehetzten Zeitungsleute unserer Tage treffend wiedergibt. Es ist schwer, einen
Schauspieler als besten an die Spitze zu stellen. (…) Erfeulich ist die Begegnung mit Hildegard Knef. Ihr ausdrucksvolles Gesicht mit den sprechenden Augen spiegelt überaus lebendig die Gedanken und Gefühle einer verzweifelten, aber
entschlossenen Frau wider.


BW. Wiesbadener Tagblatt, 21./22.3.1959

In dieser neuen Wirtschaftswunder -Lektion des Journalisten und »Rosemarie« -Autors Erich Kuby nimmt ein wahrheitsbeflissener Nachwuchsjournalist die Eröffnung eines Luxushotels zum Anlaß, den heiklen Aufstieg des Besitzers aus der Asche des Zusammenbruchs in seinem auf Sensation bedachten Groschenblatt einer peinlichen Durchleuchtung zu unterziehen, was für alle Beteiligten bittere Folgen hat: Kuby feuert ungezielt gleichzeitig gegen Schiebertum und 10-Pfennig-Zeitungen, so daß die moralische Frontlinie nicht mehr zu erkennen ist.
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Hier geht es nicht nur um das Privatleben deutscher Wirtschaftsbosse, sondern auch um die problematische Rolle der Massenpresse, um den diskreten Druck, den Wirtschaftler auf Journalisten ausüben, um Kommunistenverdacht, Bürgesinnung, Ratenkäufe und manches andere. Diese aktuellen Themen verarbeiten Kuby und sein regisseur von Baky zu einem spannenden Kriminalreißer, der mit sozialen >Typen< operiert, um „nebenbei“ einen politischen Standpunkt zu vertreten. In seinen treffendsten Passagen istDER MANN, DER SICH VERKAUFTE eine Art filmisch-soziologischen Essais.

Bei kriminalfilm.de wird der Film angepriesen: „Wenn Sie einen Film sehen wollen, der nervenzehrend, spannend und packend ist, werden Sie als Fan des Genres ‚Krimi‘ auf ihre Kosten kommen.“

Im Lexikon heißt es:

Bemerkenswert kritischer deutscher Film, der die Methoden der Sensationspresse ebenso attackiert wie die Scheinmoral der Neureichen, wenn sich auch bisweilen die Muster der Kriminalkolportage verselbständigen und den gesellschaftlichen Hintergrund zurückdrängen. – Sehenswert ab 16.

Hansjörg Felmy übernimmt eine ganz und gar unpassende Rolle für seinen Typ. Der sympathische Schauspieler mimt nämlich einen unsympathischen Zeitgenossen. (…) In Josef von Bákys „Der Mann, der sich verkaufte“ schlüpft er allerdings in die Rolle des erfolgsorientierten Sensationsreporters Niko Jost. Er erhält einen großen Auftrag, betrachtet diesen Umstand als Karrieresprungbrett und ist bereit, alles dafür zu tun. Auch sein Chef Herr Münchmann (Ernst Schröder) stellt moralische Bedenken gern mal hinter wirtschaftliche Interessen. So kommt es, dass der harte und ausgekochte Reporter Jost einen Menschen zu Tode hetzt.

Nina Klofac/Filmreporter.de, 20. Juni 2014

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